Kapitel 17: Damals

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*Violetta

Ich wartete gespannt auf Ludmis Erzählung. Dann fing sie an und ich hörte zu. Sie sprach langsam und schwebte in Erinnerungen.

„Damals hatte Leon eine Freundin. Sie waren verliebt und glücklich. Manche sagten, sie seien ein Traumpaar, jetzt seid ihr das natürlich. Jedenfalls war alles perfekt,... bis Diego auftauchte. Es war genau wie bei dir. Er hat sie angefliertet, versucht sie zu erobern. Diego hat es immer darauf angelegt, Leon zu provozieren. Und sie... sie sah dir in manchen Dingen sehr ähnlich. Sie hat immer gesagt, dass sie nichts von Diego will und Leon hat ihr vertraut. Aber Diego hat nie aufgegeben. Er hat alles daran gesetzt, sie zu erobern. Und schließlich hat er es geschafft. Sie hat sich von Leon getrennt, um mit Diego zusammen zu sein." Ich saß geschockt da und sah sie verständnislos an. „Diego hat Leon die Freundin ausgespannt?" Sie nickte traurig und erzählte weiter. „Leon ging es damals natürlich richtig schlecht. Mir auch. Er tat mir schrecklich leid. Sie war damals meine beste Freundin. Ich war ihr auch nicht böse, aber... Es war einfach eine blöde Situation für uns alle. Das Mädchen und Leon haben sich gar nicht mehr verstanden. Kann man verstehen."

Ich verstand. Ich hatte so viele Fragen, aber ich wollte sie nicht dazu drängen, mir alles auf einmal zu erzählen. Alles zu seiner Zeit. Auch wenn das, was sie mir erzählte, schlimm war, war ich froh, endlich etwas zu erfahren. Auch Ludmi tat es sehr weh, darüber zu reden. Noch ein Grund das alles erst mal sacken zu lassen. „Was ist aus ihr geworden?" Jetzt war Ludmila den Tränen nah. Sie sah total verletzt und traurig zu Boden. Sie machte den Mund auf um etwas zu sagen, schüttelte dann aber den Kopf. Ludmi überlegte einen Moment und sagte dann: „Sie ist ins Ausland gegangen." Ihre Antwort war knapp und komisch. Diego war doch auch in Spanien. Vielleicht sind sie gemeinsam weggegangen? Ich beschloss, nicht weiter zu fragen und beließ es dabei. Ich nahm Ludmi in den Arm und flüsterte: „Danke." Ihr kamen die Tränen. Die Sache nahm sie sehr mit. „Wofür?", fragte sie. „Dass ihr mir endlich etwas erzählt, auch wenn es dir schwerfällt darüber zu reden." Sie lächelte. „Für Leon und mich war die Sache vorbei. Sie war weg, Diego war weg, du kamst. Wir wollten neu anfangen, alles vergessen. Das hat auch super geklappt. Doch seit Diego wieder da ist, kommen die ganzen Erinnerungen wieder hoch." Sie sah wieder zu Boden. Dann lächelte sie. Es waren wohl auch viele schöne Bilder in ihrem Kopf. Ich wünschte, ich könnte diese Momente sehen, die Ludmi so zum Strahlen bringen. Ich nahm sie wieder in den Arm. Wie lieb ich sie doch hatte!

Es klopfte an der Tür und wir gingen auseinander. Leon trat vorsichtig ein. Er wartete auf meine Reaktion. Ich nickte ihm lächelnd zu. Er ging zu Lu und umarmte sie. Sie flüsterte: „Ich erzähle es dir nachher." Sie lächelte mir ein letztes Mal zu und ging raus. Ich dachte über ihre Worte nach. Seit Diego hier ist, ist Leon anders. Leon kam zu mir und ich sagte: „Können wir nachher reden? Ich möchte alles erst mal sacken lassen." - „Für dich doch alles." Er nahm meine Hand, wir gingen zum Klavier und er spielte die ersten Noten von Podemos. Da kamen auch bei mir Bilder. Ich sitze mit Diego zu Hause am Klavier. Er spielt Podemos. An diesem Abend war ich so beeindruckt von ihm. Wir haben so viel gelacht. Ich konnte nicht glauben, dass er so etwas gemacht hat. Das gehörte wahrscheinlich zu seiner Show. So wollte er sich an mich heranmachen. Ich darf ihm nicht trauen. Obwohl ich an diesem Abend nicht das Gefühl hatte, es wäre gespielt. Ich sang glücklich mit Leon unser Lied.

Dieletta- Alles könnte so einfach sein!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt