Kapitel 65: Zweiter Versuch

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*Violetta

Ich ging in den Musikraum um meinen neuen Song zu üben. Es ging darin darum, wie Diego mit mir gespielt hat und mich verletzte. Der Song heißt Como Quieres. Auf dem Keyboard lag eine Brief, auf dem mein Name stand. Ich öffnete ihn und las:

Hey Vilu,

hier ist Leon. Ich möchte mich mit dir treffen. Gehe bitte vor das Studio. Auf dem Boden siehst du Kreidepfeile, denen du folgen musst. Wenn sie aufhören, siehst du einen roten Pfeil, der auf eine Bank zeigt. Setz dich hin und entspann dich. Schließ die Augen und höre die Klänge der Natur. Ich werde zu dir kommen.

Dein Leon

Eine Art Schnitzeljagd? Ich fand die Sache etwas seltsam, aber ich wurde neugierig. Also tat ich, was mir geschrieben wurde. Die Pfeile fand ich schnell. Ich folgte ihnen und kam schließlich am Park an, hier befindet sich auch der See, den alle so lieben. An einem Baum war ein großer roter Pfeil, in dessen Nähe sich eine Bank befand. Ich setzte mich und sah auf den See. Hier war auch ein kleiner Steg. Ich steckte den Brief in meine Tasche und schloss die Augen. Nach wenigen Sekunden hörte ich eine Gitarre. Ich erschrak kurz, als ich Diegos Stimme hörte. Er sang Cuando me voy. Sofort riss ich die Augen auf und sah ihn an. "Diego, was tust du hier? Ich treffe mich mit Leon!" Er sah mich an und meinte: "Leon wird aber nicht kommen."

Als er mein fragendes Gesicht sah, fügte er hinzu: "Der Brief ist von mir!" Ich legte den Kopf in den Nacken und hielt mir dann die Hände vor das Gesicht. Wieso bin ich wieder darauf reingefallen? Ich habe doch gleich gemerkt, dass da etwas nicht stimmt! "Und wieso hast du dann Leon drunter geschrieben und nicht einfach Diego?", fragte ich ihn. "Wärst du denn gekommen, wenn ich Diego geschrieben hätte?", stellte er eine Gegenfrage. Punkt für ihn! Ich wäre bestimmt nicht gekommen... Nun saß ich stumm da und wartete. Als nichts geschah, fragte ich: "Und wieso hast du mich hergebeten?" Wieder stellte er eine Gegenfrage: "Was denkst du denn, warum ich dich hierher gebeten habe?" - "Weil du mich erneut davon überzeugen willst, dass du mich liebst und es dir leid tut?", sprach ich meine Vermutung.

"Ich will dir etwas über unsere Vergangenheit zeigen." Fragend sah ich ihn an. Warum sollte ich dann hierher kommen? "Dieser Ort hat eine große Bedeutung für Leon. Hier ist er mit Lucia zusammengekommen und... egal. Jedenfalls waren sie hier oft zusammen und als ich mit ihr zusammenkam hat sie mich auch oft hergebracht. Dieser Ort hat für uns alle eine große Bedeutung... Soll ich dir was vorspielen?", fragte er und ich musste lächeln. Ich habe es immer geliebt, wenn er für mich singt. "Ich spiele dir jeden Song, den du dir wünschst!", fügte er hinzu. Ich freute mich und wählte: "Kannst du Yo soy asi spielen?" Diego fing an zu lachen. "Du kannst jeden Song nehmen, den du willst und wählst meinen Song?" Wir lächelten uns kurz an. Das war wieder unser Moment. Ich habe diesen Song sehr gemocht. Der Text ist sehr schön und Diego singt ihn perfekt. Er fing wie versprochen an zu spielen. Ich hörte ihm aufmerksam zu und es war wunderschön. Wie immer zog er mich in seinen Bann. Er konzentrierte sich auf das Spielen, doch ich musste ihn die ganze Zeit ansehen. Ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen und absolut nichts dagegen tun. Seine Stimme spiegelte sich in meinen Ohren und die Melodie floss durch meinen Körper. Als er fertig war, konnte ich wieder weg sehen.

"Natürlich wollte ich auch noch einmal mit dir reden. Ich musste dir doch sagen, wie wichtig du mir bist!", sagte Diego. "Ich glaube dir nicht.", erwiderte ich kalt. "Überleg doch mal: Wenn du mir nichts bedeuten würdest, hätte ich das doch gar nicht tun müssen. Dann hättest du eben mit Lucia geredet, erfahren, dass ich sie verletzt habe und mich gehasst. Aber nein, ich mag dich sehr und wollte noch eine schöne Zeit mit dir haben. Weil ich dich liebe!" Seine Worte machten Sinn und zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. Er liebt mich! Aber ich muss stark bleiben. Er darf nicht so mit mir umgehen! Mir erst das Herz brechen wollen und mich dann wieder erobern. Nicht mit mir! "Aber Diego, versteh mich doch! Ich will nicht, dass du mit mir spielst! Erst brichst du mir das Herz und denkst dann, dass ich dir nach ein paar süßen Worten alles verzeihe.", gab ich zu bedenken. Diego nickte: "Das weiß ich. Du bist nicht so, dass man mit dir alles machen kann oder dass du dir alles gefallen lässt. Auch dafür liebe ich dich!" Er war so verständnissvoll... Dafür liebe ich ihn! "Verlang also bitte nicht, dass ich dir so schnell verzeihe!", gab ich nur zurück. "Ich verlange gar nichts, Violetta. Ich dränge dich zu nichts und verstehe dich vollkommen... Nein, ich verstehe eines nicht: Wie du so nett zu mir sein kannst, nachdem ich dich so verletzt habe!"

Ich strahlte. Diego wusste, wie er mit mir reden musste. Es fiel mir schwer ihn nicht einfach zu küssen. Zu gern hätte ich ihn umarmt und ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Aber so leicht war das nicht. Ich konnte ihm nicht einfach verzeihen und alles vergessen, dafür tat es zu sehr weh. Wir lächelten uns wieder an. "Aber ich denke, wir können doch normal mit einander umgehen, oder?", sagte ich. "Du meinst wie Mitschüler?", fragte er und ich erwiderte lachend: "Wie Freunde!" Diego strahlte und umarmte mich lachend. "Du bist die Beste, Vilu!" Ich löste mich aus seiner Umarmung und gab zu bedenken: "Aber zu mehr bin ich im Moment noch nicht bereit!" Er nickte lachend: "Das ist trotzdem schon mehr, als ich erwartet hatte!" Jetzt lachte ich auch. "Ich möchte aber dennoch, dass wir etwas Abstand halten!", sprach ich. Sein Lachen erstarb und er sah schluckend auf den Boden. "Tut mir leid. Aber du hast mir sehr weh getan und das muss ich erst einmal verarbeiten." Diego sah auf.

"Nein, das ist okay. Es ist nur so, dass... Immer wenn ich dich mit Leon sehe, frage ich mich, ob ich mehr leide als du, obwohl ich dich verletzt habe. Und ich frage mich auch, ob du mich wirklich geliebt hast oder ich mir das nur eingebildet habe.", sagte er und in mir wurde es kalt. Seine Worte waren hart und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Es ist toll wieder mit Leon befreundet zu sein. Das muntert mich auf und lenkt mich ab, aber trotzdem tat es mir unglaublich weh, mehr als man mir ansieht. Ich habe dich geliebt!" Diego sah mich gespannt an: "Du HAST mich geliebt? Oder tust du das immer noch?" Er sah mich an und ich biss mir auf die Lippe. Was sollte ich denn sagen? "Diego, ich...", ich brach ab, weil ich es nicht wusste. "Schon gut, ich verstehe schon.", sagte er und sah tief verletzt aus. Das wollte ich so nicht. Ich lehnte mich nach vorn, nahm seinen Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Laune stieg und er sah mich positiv überrascht an. "Lass es uns wie besprochen machen!", sagte ich sanft. Ich stand auf und ging, dabei hatte ich immer noch ein Lächeln im Gesicht. Und ich konnte spüren, dass Diego auch lächelte.

Dieletta- Alles könnte so einfach sein!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt