Kapitel 57: Trauer und Wut

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Als ich so in der Fensterbank saß, fing ich stark an zu weinen. Ich fühlte mich wirklich mies und das war dieses Mal Diegos Schuld. Wie konnte er mir so etwas antun? Die Frage war eher: Wie konnte ich ihm nur glauben? Wieso war ich so dumm gewesen? Ich war verliebt. Oder bin es immer noch. Jetzt wusste ich es. Deshalb tat es so weh. Trotzdem: Wie konnte ich ihm glauben, wenn Ludmi und Leon mich so oft gewarnt haben? Während ich in Gedanken schwebte, kam Beto rein und mit ihm die ganze Klasse. Leon, Ludmila, Camila, Fran, Marco,... und Diego. Er sah mich traurig an und Beto war total verwundert. "Violetta! Ist etwas passiert?", fragte er.

Ich stand auf und schluchzte ununterbrochen. Als Antwort schüttelte ich stumm den Kopf, da ich nicht darüber reden wollte und erst recht nicht mit ihm. Er nahm mich in den Arm und führte mich raus. Leon sah mich aufmunternd an, Ludmi auch. Diegos Blick sagte das Übliche: "Es tut mir leid. Bitte verzeih mir!" Aber ich konnte ihm nicht verzeihen. "Ich bin gleich wieder da.", sagte Beto und ging mit mir ins Lehrerzimmer. Mir kamen wieder die Tränen. Angie und Pablo sahen uns erstaunt an.

"Vilu, was ist denn los? Ist es wegen Stella?" Angie nahm mich in den Arm und es fühlte sich unglaublich gut an. Ich brauche sie immer noch und fühlte mich schon besser. Ich schüttelte stumm den Kopf. "Was ist es dann?" Ich hob vorsichtig den Kopf und sah sie an. "Nimm es mir nicht übel, Angie, aber ich möchte gerade nicht reden." Beto räusperte sich und sprach: "Ich habe sie hergebracht, weil ich dachte, dass sie diese Stunde besser nicht mitmacht." Angie nahm meinen Kopf in ihre Hände und sah mich fragend an. "Ist es das, was du willst?" Ich nickte und Angie sagte: "Gut, aber in meinem Unterricht machst du wieder mit." Beto nickte und ging wieder zu seinen Schülern. "Geh jetzt und iss ein Eis! Dann geht es dir bestimmt besser." Ich nickte und ging vorsichtig raus. "Und am Abend erzählst du mir, was passiert ist, in Ordnung?" Ich lachte und forderte: "Angie, kannst du nachfragen, ob es etwas Neues von Stella gibt?" - "Natürlich!", sagte sie lächelnd.

Ich ging wie verlangt nach draußen in den Park. An einem nahen Eisstand kaufte ich mir ein großes Schokolandeneis und erinnerte mich an gestern. Diego hatte mir das Eis gekauft und anschließend habe ich mich übergeben. Wie lieb er mir Wasser und Taschentücher gebracht hatte und meinen Rücken gestreichelt hatte. Gestern dachte ich, das mit uns könnte etwas werden und jetzt war alles anders. Wie konnte ich an einem Tag mein Bild von ihm so ändern? Na ja, wenn er mir so etwas sagt, wie könnte ich ihn dann noch mögen? Meine Gedanken drehten sich weiterhin um die gleichen Fragen, wieso ich ihm vertraut habe. Ich schleckte mein Eis und mir kamen die Bilder von gestern wieder hoch. Wie wir am Abend unter dem Magnolienbaum saßen und ich ihm so nah war. Und das war alles von ihm gespielt. Gestern war ich so glücklich. Seit der Trennung mit Leon ging es mir nie besser. Ich versuchte zwanghaft nicht darüber nachzudenken. Es gelang mir nicht. Ich saß einfach auf der Bank und wartete. Irgendwann kämpfte ich nicht mehr dagegen an, sondern dachte darüber nach. Antworten fand ich dennoch nicht.

Nach der Stunde ging ich zurück ins Studio. Ich hatte mich mittlerweile wieder beruhigt. Betos Stunde war vorbei und einige waren schon im Klassenzimmer für Angies Unterricht. Ich ging zu Lumdi, Leon und Fran und sie fragten, was passiert sei. "Diego hatte vor mir das Herz zu brechen. Angeblich hat Lara ihn dazu erpresst. Und ich habe ihm geglaubt! Er wollte mich verlassen! Er hat mich nie geliebt!" Ihre Blicke hatten viel Mitleid, sogar Leon sah nicht mehr so gefühlshart aus, wie sonst. "Das tut mir schrecklich leid.", sagte Lu. "Es muss dir nicht leid tun. Ihr habt mich gewarnt, mehrfach, und ich habe euch nicht geglaubt. Das tut mir alles so schrecklich leid." Francesca sah mich fassungslos an. Sie mochte Diego und konnte nicht glauben, dass er auch sie getäuscht hatte. "Ist schon gut." Ludmila streichelte mir über den Arm, wie sie es immer machte, wenn ich traurig bin. Auch Leon schien nicht mehr so böse. Und trotzdem fühlte ich mich einsam und im Stich gelassen. "Und wieso hat er es erzählt?", fragte Fran. "Marco hat ihn dazu gebracht." - "Marco wusste es?", rief sie fassungslos. Dann lief sie zu Marco und wirkte dabei sehr wütend. Das würde Ärger geben, da bin ich mich sicher.

Angie kam rein und ich lief zu ihr. "Gibt es was Neues von Stella?", fragte ich besorgt. "Es geht ihr gut. Ihre Pfote ist gebrochen und sie hatte ein paar weitere Verletzungen, aber sie wurde operiert und... (sie dachte kurz nach) in ein paar Tagen kommt sie nach Hause." Angie ging nach vorne und die Schüler setzten sich hin. "Ihr braucht euch nicht hinsetzen, wir gehen jetzt in den Bühnenraum, da Pablo auf uns wartet." Was sie wohl vorhatten? Neugier lag im Raum und wir gingen aufgeregt in den Bühnenraum. Pablo stand auf der Bühne und lächelte. Es standen mehr Stühle als sonst im Raum und Pablo zeigte uns, dass wir in der Ecke sitzen sollen. "Heute machen wir ein kleines Experiment. Normalerweise übt ihr tagelang vor einem Auftritt, doch dieses Mal nicht. Ihr werdet jetzt auftreten, sogar vor einem kleinen Publikum, das gleich kommen wird. Ich sage euch dann, wer welchen Titel singt und dann werdet ihr sofort auftreten. Bei Songs, die ihr in kleinen Gruppen singt, sage ich euch etwas früher Bescheid, damit ihr euch noch kurz absprechen könnt." Nervös sahen wir uns um. Wir sollten jetzt singen? Ich war so aufgeregt. Beto kam mit einer Gruppe Menschen in unserem Alter rein.

Sie setzten sich auf die Stühle und Pablo sagte den ersten Auftritt an: "Als erstes hören wir Destinada a brillar von Ludmila!" Lumdi ging nervös nach vorne und Pablo fügte hinzu: "Danach singen Leon, Broduey und Andres Te fazer feliz. Ihr könnt euch schon absprechen." Ludmi sah auf einige Instrumente, die an der Seite standen. Dann entschied sie sich, mit Playback zu singen. Sie konnte sogar ihre Choreo auswendig! Ich verstand ihre Nervosität nicht! Natürlich strahlte sie heller als jeder Stern! Danach gingen die Jungs nach vorne. Sie spielten mit Instrumenten.

Dieletta- Alles könnte so einfach sein!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt