Kapitel 53: Lebkuchenherzen

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Ich lag in Diegos Armen und fühlte mich rundum wohl. Marco und Francesca saßen mit uns in einer Gondel im Riesenrad. Ich richtete mich ein wenig auf und sah ihm in die Augen. Er lächelte mich an und ich hatte das Verlangen ihn zu küssen. Wir saßen eng beieinander und kamen uns langsam noch näher. Doch ich fühlte mich beobachtet. Und zwar nicht von Marco und Francesca. Ich spürte einen anderen Blick in meinem Nacken. Dann drehte mich um und sah Leon, eine Gondel hinter uns, der uns beobachtete. Ludmila drehte sich auch um und wir tauschten einen kurzen Blick. Dann sahen sich Leon und Ludmi an und sie drehte sich wieder zu Naty und Maxi. Leon sah mich weiterhin an. Ich musste nichts sagen, unsere Blicke sprachen die ganze Wahrheit. Er warf mir einen letzten verletzten Blick zu, ehe ich mich wieder umdrehte.

„Alles okay?", fragte Diego. Ich nickte, doch ich lehnte mich nicht mehr an ihm an, nicht vor Leon... Auch wenn wir nicht mehr zusammen waren, hatte ich ihn sehr gern und ich wollte ihm den Anblick von mir mit Diego zusammen ersparen. So etwas musste nicht sein. Schon wieder war ich Diego näher gekommen, wie so oft an diesem Tag. Marco und Fran genossen noch immer ihre Zweisamkeit und auch ich genoss den wunderbaren Blick über den Rummel. Die Sterne funkelten am Himmel und die bunten Lichter der Fahrgeschäfte leuchteten. Und doch herrschte hier oben eine entspannende Ruhe und die kühle Luft vervollständigte das Bild. Dass Diego bei mir war, machte den Moment perfekt. Viel zu schnell verflog die Zeit und in unseren letzten Runde blieben wir am höchsten Punkt des Riesenrads stehen. Ich bewunderte einen letzten Augenblick die Aussicht und die Zweisamkeit mit Diego. Dann kam es wie es kommen musste, wir mussten aussteigen. Alle sammelten sich aufgeregt in einer Ecke des Platzes und wir redeten ein wenig.

*Diego

Ich lief zu Marco und zog ihn am Arm ein Stück von den anderen weg. „Oh, Diego, jetzt nicht!", sagte er, kam dann aber doch etwas widerwillig mit zu einem kleinen Laden, bei dem es Lebkuchenherzen, Mandeln und andere Leckereien gab. „Ich brauche deine Hilfe. Was meinst du?" Ich deutete auf einige Herzen mit schönen Verzierungen, die von der Decke hingen. Marco nahm das erstbeste und gab es mir. „Gib ihr doch das hier!" Ich nahm ein Herz mit rotem Rand, auf dem in verschnörkelter Schrift Ich liebe dich stand. Nach einem kurzen Moment Überlegung sagte ich: „Ich weiß nicht. Ich finde das ein bisschen zu aufdringlich, ich bin immerhin nicht ihr Freund." Marco verdrehte genervt die Augen, was ich nachvollziehen konnte. Ich fragte ihn um Hilfe, er sagt mir etwas und dann gefällt es mir nicht.

Erneut warf Marco einen Blick auf die vielen Lebkuchenherzen und zog dieses Mal ein pinkes Herz hervor. Mi Princesa war darauf geschrieben. „Wie wäre es damit?", fragte Marco, während er mir das Lebkuchenherz gab. Ich lächelte. Ja, das gefiel mir. Es war eine süße Aufmerksamkeit und trotzdem nicht zu aufdringlich. Sie wird sich bestimmt darüber freuen. Marco lief zurück zu seinen Freunden und ich bezahlte. Natürlich schenkte ich Vilu das Herz. Sie sah es sich an und strahlte eine unglaubliche Freude aus. „Mi princesa?", las sie vor. „Wie süß!", fügte sie noch hinzu. Leon stand ganz in der Nähe und wurde sehr wütend. Ich versuchte ihn nicht zu beachten, für Violetta. Wir unterhielten uns noch eine Weile und irgendwann kam Ludmila angelaufen...

*Violetta

Ich redete gerade mit Diego, als Ludmi kam und schrie: „Leon ist verschwunden!" Alle aus unserer Gruppe sahen sich um und fragten sich, was passiert sei. Ich überlegte, ob sein Verschwinden etwas mit den Lebkuchenherz zu tun hat, das Diego mir gerade geschenkt hatte. Lu hatte offenbar den gleichen Gedanken. „Ist irgendetwas passiert?", fragte sie mich misstrauisch. Ich hielt ihr das kleine Herz entgegen und sie wurde leicht wütend. Obwohl ich glaube ihre Wut galt eher Leon und nicht mir. Unsere Gruppe teilte sich auf, um Leon zu suchen. Ich hörte in dem Getümmel ein Pfeifen und als ich mich umdrehte, sah ich Diego am Rande des Platzes, der mir anzeigte, ich solle ihm folgen. Ich lachte und lief zu ihm.

Dann verließen wir den Platz des Rummels. Wir kamen auf eine große Wiese und er nahm meine Hand. Auf der Wiese stand ein großer Magnolienbaum, der zu dieser Jahreszeit herrlich blühte. Wir setzten uns auf eine Bank, die unter dem Baum stand. „Wir sollten reden.", fing ich an und Diego legte gleich los. „Heute ist einiges passiert. Wir sind uns oft näher gekommen und ich hielt es für besser, dass wir mal reden, ohne Leon in der Umgebung." Er hatte Recht. Es war besser mal unter vier Augen reden zu können. Diego fuhr fort und während er sprach kam sein Gesicht meinem immer näher. „Du bist mir nach wie vor wichtig. Ich würde alles tun um mit dir zusammen zu sein. Und wenn du weiterhin abstreitest nichts für mich zu empfinden, werde ich dir nicht glauben..." Sein Gesicht berührte nun meins. Unsere Nasen lagen nebeneinander und meine Stirn berührte seine. Seine Lippen waren so knapp vor meinen, dass ich seinen Atem spüren konnte und in seinen Augen versank ich tief. Er sprach so sanft und ruhig, dass es ansteckend wurde.

Während ich langsam die Augen schloss und mich nur von meinem Gefühl leiten ließ, sagte ich leise: „Ich werde gar nichts abstreiten, Diego..." Er lächelte und erwiderte: „Dann sag mir, was du fühlst." - „Das kann ich nicht. Nicht jetzt und hier, wo wir doch mit den anderen hier sind." Wir waren uns immer noch so nah und ich redete, ohne zu denken. „Am liebsten würde ich nie wieder zu ihnen zurück gehen. Vilu, willst du mit mir zusammen sein?" Ich reagierte körperlich nicht. Nicht eine Miene verzog sich in meinem Gesicht, doch ich sagte: „Lass uns morgen im Studio darüber reden. Wie gesagt... Ich will das nicht jetzt und hier besprechen. Wir sollten zu den anderen gehen." Ich fühlte mich so wohl. Es gab nur ihn und mich und sein Gesicht so nah an meinem, war unbeschreiblich. „Das war kein nein." Er lachte kurz und ich musste auch lächeln. „Wie könnte ich da nein sagen?", erwiderte ich verführerisch, während ich seine Wange streichelte, „Diego, ich kann nicht länger abstreiten, dass du mehr als nur ein Freund für mich bist. Du bedeutest mir mehr, als ich je gedacht hätte. Aber lass uns noch bis morgen warten, ich möchte das nicht heute vor Leon, in Ordnung?" Ich spürte ein kleines Nicken und hatte immer noch die Augen geschlossen.

„Für dich doch alles, Prinzessin! Aber Süße, mach mir bitte keine falschen Hoffnungen. Sag mir jetzt nicht so etwas, wenn du dich morgen doch wieder vor deinen Gefühlen versteckst." Ich verstand komplett, was er meinte. Falsche Hoffnungen sind nicht schön. Aber meine Gefühle sind echt und ich habe ihm nur die Wahrheit gesagt. „Tue ich nicht. Ich möchte einfach diesen Moment mit dir genießen. Und ich habe dir keine falschen Hoffnungen gemacht. Ich mag dich wirklich sehr!" Wir verblieben noch einige Sekunden oder Minuten in dieser Position. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, alles war so magisch, als wäre ich in Trance. Das war unser Moment und ich wollte auf ewig so an seiner Seite bleiben.

Dieletta- Alles könnte so einfach sein!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt