34 - Neuer Freund

4.8K 146 4
                                    

"Toni?" fragt Kevin,welcher noch auf Tim wartet, als ich von meiner Schicht im Restaurant zurück komme und aus meiner Jacke schlüpfe.

"Ja?" ich lächle.

"Wollen wir was kochen?" lächelt er zurück und ich sehe ihn erst verwundert an, nicke dann jedoch.

"Uhm klar, aber wollten du und Tim nicht noch feiern gehen?" frage ich, während wir in die Küche laufen und Kevin holt eine Packung Nudeln aus dem Schrank. "Doch, eigentlich schon, aber er hat mir geschrieben, dass ich dir etwas zu essen machen soll" lacht er.

Ich lache,hole einen Topf aus dem Schrank und fülle ihn mit Wasser.

"Wo sind eigentlich eure Eltern?" fragt Kevin, welcher umständlich versucht, Tomaten zu schneiden.

"In Dubai, ein spontaner Urlaub. Sie kommen aber in einer Woche oder so wieder" erkläre ich, während ich die Nudeln in das kochende Wasser tue.

"Ah" meint er und schiebt seine Tomatenstücke mit einem Messer von dem Brett in einen Topf.

Wir unterhalten uns über meine Uni, Tim's Freundin Alena und Kevin erzählt mir von seiner Freundin in München, mit der ihr schon seit 2 Jahren eine Beziehung fährt. Vor knapp 6 Monaten ist sie wegen ihres Studiums nach München gezogen, doch ihre Beziehung hält gut.

"Und ihr seht euch nur zwei mal in 6 Monaten?" frage ich verwirrt und lasse die Nudeln abfließen.

"Ja. Ich vermisse sie, natürlich, aber ich liebe sie und ich vertraue ihr, genau wie sie mir. Ich glaube, man muss sich nicht jeden Tag sehen um zu wissen, dass man zueinander gehört" lächelt er und stellt zwei Teller sowie Besteck auf den Esstisch.

"Ja, aber ich glaube, Liebe ist mehr, als ab und zu 'ich liebe dich's auszutauschen...Ich könnte mir nicht vorstellen, 700 Kilometer von Marco entfernt zu sein" lächle ich zurück.

Ich setze mich gegenüber von Kevin an den Tisch und beginne, meine Nudeln in meinem Löffeln einzudrehen. "Du und Marco, hm" grinst er und steckt sich eine Gabel Nudel in den Mund.

Ich grinse ebenfalls.

"Du und Lillia, hm" necke ich ihn mit seiner Freundin, natürlich nicht gegen sie gerichtet. Kevin lacht und ich lache ebenfalls kurz, bevor ich mich räuspre.

"Ist es bei euch auch so? Scheint..scheint eure Liebesgeschichte auch so märchenhaft?" frage ich und beginne zu lächeln, als ich an den Tag zurück denke, an dem ich Marco zum ersten Mal gesehen habe. Es war auf dieser dämlichen Hausparty von Tim.

"Es ist nicht alles so, wie es scheint" meint Kevin.

"Schon klar" seufze ich. "Du weißt, was ich meine" füge ich hinzu und er lächelt zögernd. "Jap"

Nachdem wir gegessen haben, kommt Tim irgendwann und die Jungs gehen feiern, weshalb ich in mein Bad gehe und eine lange, warme Dusche nehme. Meine Muskeln sind ganz verspannt, von dem anstrengenden Abend und ich fühle mich wie neu geboren, als ich meinen Körper in ein Handtuch einwickle und meine Beine eincreme.

Fertig umgezogen und abgeschminkt, lege ich mich mit meinem Roman ins Bett und lese solange, bis mein Handy plötzlich vibriert.

Marco: Hey Baby, ich hoffe ich wecke dich nicht...ich wollte dir nur eine gute Nacht wünschen. Ich liebe dich

Und so schlafe ich ein.

2 Tage später

"Hallo Toni" grüßt mich Justin, als ich das Arztzimmer betrete. Es ist groß, schlicht eingerichtet und eine andere Ärztin ist anscheinend gerade dabei, einen Arztbrief zu schreiben.

"Hi Justin" lächle ich und lege meine Tasche auf der kleinen Couch neben mir ab. Justin reicht mir ein weißes Shirt mit dem Namensschild 'Antonia Valero', bevor er sich umdreht und auf seine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk tippt.

"Ich muss zur Visite" erklärt er und ich schlüpfe schnell aus meinem Mantel und meiner einfachen Bluse, um in das schlichte Poloshirt zu schlüpfen. Es ist mir ein wenig unangenehm, dass der enge Stoff meine Oberweite so betont, als Justin mich ansieht und lächelt.

Seine braunen Haare und die blauen Augen machen ihn attraktiv, keine Frage. Aber lang nicht so attraktiv, wie Marco.

"Kommst du jetzt oder willst du mich noch länger anstarren?" lacht er und ich nehme mir schnell den Block und einen Stift aus meiner Tasche.

Mein abschließendes Fazit ist, dass ich
erstens bequemere Schuhe hätte anziehen sollen, bei den Kilometern, die Justin täglich durch die gesamte Klinik läuft, und
zweitens maßlos überschätzt werde, von ihm. Für ihn bedeutet 'Jahrgangsbeste' wohl eher Assistenzarzt, denn ich muss für ihn Blut abnehmen, mit Patienten sprechen, Spritzen geben, Infusionen legen,das alles direkt beherrschen und dann auch noch alles protokollieren. Gott!

In seiner kurzen Mittagspause, setzen wir uns in das Klinikeigene Restaurant und er gibt mir ein Stück Lasagne und eine Cola aus. Danach geht es direkt weiter zu den Orthopäden, die uns gerufen haben und einem MRT von einem gestürzten Sportler.

"Was kannst du hier sehen, Toni?" fragt Justin, während ich das Röntgenbild genau betrachte.

"Frakturen am dritten und vierten Halswirbel, eine gebrochene Rippe und.. ja, äh das war's" sage ich unsicher und Justin hebt eine Augenbraue in die Höhe.

"Und was machen wir jetzt?" fragt er weiter. Ja, was macht ihr jetzt? Ich bin Studentin im 8 Semester, ich weiß verdammt nochmal nicht, was man macht, wenn sich ein siebzehnjähriger schwerverletzt hat! "Operieren" sage ich nervös.

Und zwar bald, sonst stirbt der Junge in der Röhre.

"Hm" meint Justin und verschränkt seine Arme vor der Brust.

"Dr. Nelson, wir müssen jetzt dringend-" meint der junge chirurgische Assistenzarzt Dr. Hansen und gibt ihm das Zeichen, zu schweigen und durchbohrt mich mit seinem Blick. "Das ist nicht zufriedenstellend" meint er und dreht sich um, bevor er sich seinen Pieper nimmt, aus dem Zimmer rennt und gemeinsam mit dem Orthopädischen Oberarzt zu dem Jungen zur Röhre geht.

Dr. Hansen und ich sehen uns mit hochgezogenen Brauen an und ich seufze schließlich, bevor ich aus dem Raum gehe und mich auf einen der Stühle vor dem OP Saal, in dem Justin am liebsten operiert, setze.

Das Herz eines StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt