54 - Holt mich raus

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Ein schrilles piepsen reißt mich vage aus der Dunkelheit, in der ich mich befinde. Grelles Licht blendet mich, als ich vorsichtig blinzle und der Ton, das schrille Piepsen, wird unerträglich laut.

Meine Kehle und mein Mund sind ausgetrocknet, mir ist schlecht und mein Herz rast. Ich schließe die Augen wieder erschöpft und verziehe mein Gesicht schmerzverzerrt.

,,Toni?"

Meine Sicht ist verschwommen und ich erkenne nicht, wer neben mir sitzt.

Die Person greift nach meiner Hand und drückt sie leicht.

,,Toni ich bin's, deine Mutter" redet die Person weiter auf mich ein und ich versuche, meine Mum zu fokussieren - doch es klappt nicht. Mir wird wieder schwarz vor Augen und ich falle erneut in das Loch, aus dem ich gerade herausgeholt wurde.

***

Als ich dieses Mal aufwache, geht es mir um einiges besser. Ich sehe, dass ich in einem Krankenhausbett liege und ich empfinde keine Schmerzen, während ich mich langsam aufrapple.

,,Toni?"

Ich drehe meinen Kopf zur Seite. Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder sitzen auf Stühlen am Fenster, dessen Aussicht bereits stockdunkel ist. Wie spät ist es? Welchen Tag haben wir? Wie ich hier hergekommen? Was ist passiert?

,,M-um" huste ich und sehe mich nach Flüssigkeit um, welche mir meine Mutter in Form eines Wasserglases in die Hand drückt. Dankend sehe ich sie an und nehme einen Schluck, wodurch ich mich um Welten besser fühle.

,,Wie geht es dir?" fragt mein Vater sanft und ich sehe ihn und die beiden anderen an.

Noch nie haben sie mich so mitleidig und sanft angesehen, wie jetzt.

,,Ich...gut" ich klinge verwirrt, genau wie ich mich fühle.

,,Toni, du..." beginnt meine Mutter und nimmt meine Hand, doch sie bringt den Satz nicht zu Ende. Stattdessen sieht sie auf ihren Schoß und kaut nervös auf ihrer Lippe rum. Tim sieht erst unsere Mutter und dann mich an, bevor er seufzend fragt: ,,Mama, Papa...könnt ihr uns vielleicht kurz alleine lassen?"

Meine Eltern sehen sich kurz an, bevor sie stumm nicken und aufstehen. Ich sehe ihre Rücken an, als Tim sie zur Tür des Zimmers begleitet doch ich kann mich nicht auf das Bild vor mir konzentrieren - stattdessen erscheint blitzartig ein anderes Bild vor mir.

Ich, eine Pistole, Geschrei, Schmerzen.
Eine Erinnerung.

Ich bekomme nicht mit, wie Tim sich neben mich setzt und blinzle ihn etwas perplex an, als er plötzlich wieder nah bei mir ist.

,,Toni" fängt mein Bruder an.

,,Heute ist Dienstag,weißt du das?" fragt er und sieht mich erwartungsvoll an. Ich habe mein Zeitgefühl jedoch völlig verloren und kann nicht einmal schätzen, wie viel Uhr es ist oder welchen Wochentag wir haben.

,,Du wurdest diese Nacht gegen 3 Uhr Morgens eingeliefert, dein Kreislauf war völlig im Arsch und du warst so weiß, d-deine Haut...." Tim wirkt verwirrt, fast verstört. Ich nehme vorsichtig seine Hand und flüstere ein vages 'psshh'.

,,Es ist alles gut, Tim" flüstre ich.

Doch als mein Bruder seinen Kopf hebt, und ich somit in seine glänzend braunen Augen sehen muss, überkommt mich die Angst.

,,Toni, du..." er hält inne, als wüsste er nicht, wie er weiter reden soll.

,,Du wurdest angeschossen."

Ich bleibe regungslos.Für einen kurzen Moment fühl es sich so an, als würde sich alles drehen, doch im nächsten leuchtet mir ein Licht auf : Der Knall,der Schmerz - ein Schuss.
Natürlich. Es macht zwar Sinn, aber wieso wurde ich angeschossen? Mitten in der Nacht?

Ich schließe meine Augen, um mich zu erinnern.

Musik, Getränke, blaue Augen.

War ich auf einer Party?

Zeit, Aufgaben - es scheint, als käme ich gerade bei zu Bewusstsein. Doch gerade, als eine weitere Erinnerung beginnt, werde ich sanft an der Schulter gerüttelt und ich öffne verwirrt meine Augen. Tim ist noch hier.

,,Was?" frage ich und Tim guckt genervt.

,,Ich habe dir eben 3 Minuten ausführlich erklärt, was man hier mit dir gemacht hat" er schnaubt und ich sehe verlegen auf die weiße, punktierte Bettdecke.

,,Sorry."

Tim erzählt mir also erneut, dass zum Glück nichts in meiner Schulter beschädigt wurde und die Ärzte die Kugel einfach rausholen konnte. Ich kann mir schon vorstellen, wie sie mich anhand meiner Hautfarbe in die Schocklage gebracht und verzweifelt versucht haben, mit mir zu reden, aber ich weiß auch, dass ich in dieser Nacht einiges erlebt habe. Schlimmes, Unvorstellbares.

Plötzlich kommt mir etwas in den Sinn und ich frage langsam: ,,Wo ist Marco?"

Tim sieht mich an.

Er sieht mich an, und mir wird schlecht. Seine Gesichtszüge verändern sich, sein Blick wird mitleidig und deine Hand greift nach meiner doch ich ziehe sie weg, halte sie vor meinen Mund.

Holt mich aus diesem Traum raus.Jetzt.

,,Toni" sagt Tim leise, verletzt.

Ich presse die Augen zusammen.

Nein.

Nein, nein, nein.

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Tut mir leid, dass in letzter Zeit nicht so viel kam, aber das wird sich jetzt ändern! :D
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende <3

Das Herz eines StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt