Kapitel 76

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Leon
Es vergingen Wochen.
Und zwar nicht nur gefühlte Wochen.
Richtige, echte Wochen.
Mit Sekunden und Stunden und allem was dazu gehörte.
Ich konnte noch nicht mal wirklich sagen ob sie schnell oder langsam vergingen.
Ich wusste nur, dass ich irgendwann in diesen Wochen Geburtstag hatte.
19.
Ein Jahr älter. Kein Stück schlauer. Immer noch hoffnungslos verbliebt.
Finn hatte Puff gemacht.
War abgetaucht. Verschwunden.
Und ich wusste nicht wo. Oder wann er zurück kam. Ob er zurück kam. Ob er überhaupt weg war oder sich nur mit seiner Frau vergnügte.
Ich zitterte stark bei dem Gedanken daran. Aber ich weinte nicht. Schon lange nicht mehr. Schon so unendlich lange.
Ich besaß kein Zeitgefühl mehr. Ich wusste nur noch, dass ich den letzen Rest meines Lebens wieder reparieren musste.
Angefangen bei meiner Mutter.
,,Zac, ich geh nach Hause." Murmelte ich meinem Bruder kraftlos zu.
Dieser nickte nur mit leeren blauen Augen.
Wie gesagt, es war sehr viel Zeit vergangen.
Wie viel, dass konnte ich nicht sagen. Aber genug, dass einige Dinge auseinander gebrochen sind.
Das wir auseinander gebrochen sind und die Welt gleich mit.
,,Irgendwann..." Krächzte er heißer. Mehr nicht. Nur dieses Wort. Ein schwaches Versprechen. Aber mir reichte es.
Irgendwann...
Die Kälte grub sich in meine Haut, als ich raus ging. Mein Handy vibrierte.
Es war dieser Shane.
Wegen dem Job den ich eigentlich haben wollte.
Er musste warten. Wobei er auch schon die ganze Zeit wartete. Aber meine Mutter wartete viel länger. Und sie war meine Mutter. Sie hatte jedes Recht, dass die Warterei endlich aufhörte. Also ignorierte ich das stetige Brummen und lief nach Hause. Meinen Blick hielt ich stumm auf die Straße gerichtet und sich nur mäßig motiviert anderen Menschen aus.
Alles lief wie in Zeitlupe.
Dennoch kam es wie es kommen musste und ich stand vor meinem Zuhause.
Ich strich mir Durchs Haar und rieb meine erfrorenen Finger aneinander.
Ehe ich noch viel länger darüber nachdenken konnte, drückte ich auf die Klingel und hoffte irgendwie, dass sie nicht da war.
Aber natürlich war sie da.
,,Leon?" Fragte sie leise. Unsicher was sie jetzt erwartete.
Doch ihre Angst war unnötig. Ich hatte keinen Grund mehr ihr meine Probleme anzuhängen. Diese Zeiten waren vorbei. Ich brauchte keinen Schuldenbock mehr.
Ich hatte mich.
Das genügte.
,,Es tut mir leid." Flüsterte ich und nahm sie zögernd in die Arme. Ein Beben ging durch ihren Körper, als sie ihrem Kopf an meinem Hals vergrub. Ich strich ihr langsam über den Rücken.
Und irgendwann beruhigte sie sich und trat von mir zurück.
,,Redest du jetzt mit mir?" Fragte sie und schaute mich mit ihren blauen Augen flehend an. Ich konnte nur schwach nicken und gemeinsam gingen wir rein.
,,Du weißt wer...Finnick ist." Setzte ich zögernd zum Sprechen an. Meine Mutter saß mir gegenüber, die Hände Ineinander verschlungen. Sie bewegte den Kopf nach unten und oben.
Doch meine Gedanken wanderten schon weiter.
Blieben an Finn hängen.
An seinen Worten.
Und an seinem verschwinden.
Love you forever <3
Das war die letzte Nachricht, die ich von ihm bekommen hatte.
Die letzte Nachricht von ihm.
Irgendwann...
Irgendwann.

Cheers Mates!
Ja, ein Zeitsprung. Ja, über mehrere Wochen.
Feedback in die Kommis!
Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt