Kapitel 23

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Leon
Ich saß reglos da. Erst für Sekunden, dann für Minuten, die sich Stück für Stück Aneinanderreihten, sich ausdehnten und mir den Platz zum Denken wegnahmen.
Fünf kleine Buchstaben flatterten vor meinem inneren Auge auf und ab, sprangen mir entgegen und forderten meine Aufmerksamkeit.
Als ich endlich aus meiner starre erwachte und mit zitterten Finger tippte.

Warum ausgerechnet Rasierklinge unter Mir?

Ich drückte auf senden und noch ehe die Nachricht ankam sprang ich auf und rannte die Treppe runter aus dem Haus.
Sobald die kühle Luft mich umschloss kamen meine Gedanken zur Ruhe.
Hatte dieser Satz überhaupt eine Bedeutung? Oder reagierte ich grade mit über?
Verzweifelt trieben mich meine Schritte in den Park, der gut besucht war. Erst verdrängte ich noch die ganzen Leute um mich herum, aber dann hielt ich es nicht mehr aus und lief weiter in den Park hinein.
Als mein Handy vibrierte zuckte ich so heftig zusammen, dass ich fast über meine eigenen Füße gestolpert wäre. Mit fahrigen, aufgekratzten Bewegungen holte ich es hervor und las die Nachricht meines Bruders.

Kakteen albern nicht neutral normal im Chaos. Heute töten sehr angsteinflößende Gestalten elegante Neulinge. Treffen morgen?

Ich brauchte gefühlte Ewigkeiten, bis ich endlich begriff, dass die letzten zwei Wörter nicht zum Satz gehörten.
Eine weitere Ewigkeit verstrich, bis ich den Sinn des Satzes raus hatte.

Kann nicht sagen. Treffen morgen?

Ich tippte ihm schnell ein Einfaches 'ja', ehe ich mir weiter den Kopf zerbrach. Wenn er nicht darüber reden konnte, was sollte das Treffen morgen bringen? Und wenn Zac schon in 'Geheimsprache' schrieb, wie würde dann ein Gespräch verlaufen?
Warum schrieb er überhaupt so?
Ein bitterer Gedanke schob sich wie ein ungebetener Gast in meinen Geist.
Was, wenn er mich nur reinlegte? Ein Spiel spielte, wie früher immer.
Was, wenn der alte Zac wieder zurück wäre?
Was dann?
Plötzlich hörte ich ein kleines wimmern. Bildete ich mir das nur ein?
Angestrengt lauschte ich...und da war es wieder!
Ohne zu zögern folgte ich dem kläglichen Geräusch, bis ich schlaff auf einer Bank liegend eine Person entdeckte.
,,Hey? Ist alles okay?" Fragte ich besorgt und rannte die letzten Schritte.
Fassungslos blieb ich stehen, als ich Finns Gesicht erkannte.
,,Finn..." Hauchte ich entsetzt und kniete mich neben ihn.
Als seinem Mundwinkel tropfte Blut. Ich strich ihm das Blut sanft weg, aber sofort kam neues.
Ohne genau zu wissen, was ich da eigentlich tat setzte ich mich neben ihn, hob seinen Kopf etwas hoch und legte ihn dann, darauf bedacht Erschütterungen zu vermeiden, auf meinen Schoß.
,,Ich bin bei die Finn." Flüsterte ich leise und strich ihm die Tränen von der glühend heißen Wange.
An das Krankenhaus dachte ich im Moment nicht. Auch nicht an meinen Bruder.
Das hier lag nicht an irgendeiner Krankheit.
Das hier lag an seiner Vergangenheit und an dem Schmerz. Da war ich mir ziemlich sicher.
,,Ich liebe dich Finn...egal was du grade durchmachst, ich bin für dich da." Ich griff nach seiner Hand, die schlaff auf seiner Brust lag und drückte sie liebevoll. Im Stillen dankte ich den Schicksal, dass ich jetzt grade bei ihm sein konnte.
,,Ich bin bei dir." Murmelte ich immer und immer wieder...bis Finn auf einmal den Druck meiner Hand erwiderte.

Cheers Mates!
Ist der Cut mies?
Wahrscheinlich schon 😅
Trotzdem gerne Feedback in die Kommis!
Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt