Kapitel 77

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Finnick
,,Möchtest du noch Kartoffeln?"
,,Nein, danke Schatz."
Nein danke Schatz...ganz ehrlich wie verblendet war er denn bitte?
Ungeduldig wartete ich, bis er aufstand und in sein Zimmer verschwand.
Endlich!
Sobald er sich bettfertig gemacht hatte und seine Anspannung verschwand war ich dran.
Ganz langsam ließ ich mich gegen die unsichtbare Barriere sinken. Sie gab leicht nach und erlaubte mir den Zugriff auf seine Gedanken und Gefühle. Das Chaos in ihm spiegelte mein eigenes Chaos wieder. Verdammt, ich wusste so gut wie er sich fühlte.
Verwirrt. Verloren. Auf der Suche nach einer Antwort.
Ich spürte, dass Leon in seinen Gedanken verankert war, so wie er auch in meinem verankert war.
Finnick 2.0 hielt sich mit Absicht fern von diesem Jungen. Er wollte nicht mit seiner eigenen Verwirrung konfrontiert werden. Er konzentrierte sich nur noch auf Theresa und redete sich ein, dass es richtig sei.
War es nicht.
Es war nicht richtig.
Das wusste ich. Und ganz vielleicht wusste es auch ein Teil von Finnick 2.0.
so ruhig wie ich nur konnte nahm ich Einfluss auf seine Gedanken.
Lenkte ihn sanft in Richtung Leon. Rief ihm die schmerzerfüllten Gesichtszüge des Jungens ins Gedächtnis.
Er wehrte sich nicht. Nicht mehr. Als ich das ganze zum ersten Mal versucht hatte zu ihm durchzudringen endete es katastrophal. Zumindest für mich. Mein Bewusstsein war bestimmt für zwei Tage lahmgelegt gewesen.
Mittlerweile ließ Finnick 2.0 die Gedanken ohne viel Widerstand zu. Klar, es kostete mich immer noch jede Menge Kraft, aber so anstrengend es auch war, ich kam mit jedem Mal der Antwort näher.
Finnick 2.0 seufzte schwer und murmelte:,,Warum bekomme ich ihn nicht aus dem Kopf?"
Ich formte zögernd Wörter und schickte sie in den stetigen Fluss seiner Gedanken.
,,Nein, das geht nicht, ich kenne ihn nicht. Warum sollte ich ihn so sehr mögen, dass er mir nicht aus dem Kopf geht?" Er schüttelte über seine eigene Dummheit den Kopf. Dabei war er jetzt erst recht dumm. Warum man wohl immer alles leugnen musste, bevor es zur Wahrheit wurde? Aber darum ging es jetzt nicht.
Ich schickte ihm erneut Worte, sie schlichen sich in seine Gedanken und schenkten ihm ein Stück Wahrheit.
,,Genug jetzt." Zischte Finnick 2.0 und richtete sich abrupt auf. Er lief ins angrenzende Bad und stellte sich vor einen Spiegel.
Er sah alt aus. Müde rieb er sich Durchs Gesicht und lehnte sich mit der Stirn gegen den Spiegel, die Hände am Waschbecken abgestützt.
Sein Wunsch einfach alles zu vergessen war so groß, dass mir schlecht wurde.
Er konnte nicht mehr.
Er wollte aufgeben.
Sich einfach auf die Illusion eines glücklichen Lebens einlassen.
Doch das ging nicht.
Wir konnten das nicht. Es wäre zu einfach und es wäre falsch.
Komm schon Finnick, komm schon, wir brauchen die Erinnerung. Wir brauchen Leon. Komm schon, du bist nicht alleine...
Er verweilte reglos in der Position. Doch die Barriere wirkte nicht mehr ganz so stark. Oder war das nur Wunschdenken? Wahrscheinlich schon.
Als plötzlich Tränen ins Waschbecken tropften wurde mir etwas klar.
Nicht er weinte.
Nicht wir weinten.
Ich weinte.
Denn das war ich und zwar nur ich. Kein anderer. Nicht Finnick 2.0 oder so.
Ich.
Vielleicht wusste ich das auch schon...aber irgendwas war anders...diese Erkenntnis oder Wiedererkenntnis veränderte etwas...und was?
Das erfuhr ich nicht.
Warum?
Weil die Welt fiel und mich mitnahm.

Cheers Mates!
Späte Updates for the win xD
Gespannt wie es weiter geht?
Will ich doch hoffen!
Feedback und Kritik in die Kommis!
Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt