Kapitel 88

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Finn
Nachdem ich mich endgültig gefangen hatte, machte ich mich im Badezimmer fertig. Das Gefühl, dass in mir aufstieg war merkwürdig. Eine Mischung aus Vertrautheit und absolutem Unwohlsein. Ich kannte diese Wohnung. Ich kannte jedes einzelne Zimmer, ich kannte jede Pflanze, die nur zur Dekoration da stand. Ich wusste wo, was im Badezimmer stand.
Und ich kannte das Gesicht, dass mir im Spiegel entgegen Blickte. Es war vertraut. Es war Fremd. Vielleicht so eine Mischung aus beidem. Nachdenklich strich ich mir über meine linke Augenbraun. Dünne, weiße Linien zogen sich hindurch. Der einzige Beweis dafür, dass das alles mit Ivan tatsächlich geschehen war.
Es war so lange her...eine Gefühlte Ewigkeit. Und immer noch war alles so weit weg. Ich wusste nicht warum. Obwohl...vielleicht doch. Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir.
Angst.
Ich hatte einfach nur Angst...
Seufzend fuhr ich mir durchs Haar und setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Irgendwie würde ich das alles hinbekommen. Auch ohne Leon. Vor allem ohne Leon. Ich musste mein Leben alleine Regeln und konnte nicht darauf vertrauen, dass er für mich da sein würde. Ich musste es wollen. Wirklich wollen. Weil ich es wollte. Nicht weil ich es für Leon wollte. Und das war wohl die Frage, von der ich mich immer weiter distanzierte.
Wollte ich es?
Wahrscheinlich sollte ich mir sicher sein. Ich sollte laut, Ja schreien und zu meinen Eltern gehen. Aber das war ich nicht.
Meine Eltern...immer noch starrte ich in den Spiegel. Sah mich. Sah ihn. Sah den Jungen. Sah die Narbe. Sah immer noch drei Leben.
Leon.
Meine Eltern.
Ivan.
Und ich sah das alles in mir. Ich wusste, dass der perfekte Junge hier noch war. Ich wusste, dass meine Gefühle für Leon da waren. Ich wusste, dass Ivans Folterung ihre Spuren hinterlassen hatte.
Was die verschiedenen Leben wollten war mir klar...aber was wollte ich?
Leon.
Aber diese Antwort war nicht die ganze Wahrheit. Ich wollte auch vergessen, alles vergessen, mich selbst vergessen. Und ich wollte, dass meine Eltern mich sahen und mich nicht veränderten. Das sie einmal zufrieden damit waren mich zu verbiegen. Und vielleicht wollte ich auch noch Vergebung. Und Vergeltung.
Irgendwann schob ich es nicht länger auf und verschwand aus dem Badezimmer.
Theresa wartete bereits am Frühstückstisch. Sie lächelte. Ich versuchte zu erkennen ob sie traurig war, doch ich erkannte es nicht. Vermuten tat ich es aber trotzdem.
„Hast du heute etwas geplant?" fragte sie, sobald ich mich hingesetzt hatte. Ich überlegte. Lange. Um die Pause zu rechtfertigen, nahm ich die Tasse, die vor mir stand und hob sie an die Lippen.
Kaffee...seit wann trank ich Kaffee? Ich bemühte mich um eine neutrale Miene, als ich dieses bittere etwas runterschluckte. Kleine Erinnerungen prasselten auf mich ein. Meine Eltern, die dauernd Kaffee tranken, Theresa, die meinte, dass es normal war Kaffee zu trinken. Und mitten drin ich, der sich schon wieder verbog. Gedankenverloren setzte ich die Tasse ab.
Hatte ich Pläne für heute?
„Nein." Antwortete ich wahrheitsgemäß.
Und während wir uns anschwiegen, wusste ich es plötzlich. Es würde weh tun. Aber es war die einzige Lösung...

Cheers Mates!
Hoffentlich konnte ich euch ein wenig neugierig machen ^^
Feedback gerne in die Kommis!
Und ja...das letzte Kapitel für Band 2. Schon wieder ein kleines Ende...ging ganz schön schnell. Der 3. Teil wird von der Kapitel Anzahl vermutlich ein wenig länger, da es der letzte Teil werden soll.
Morgen oder so, kommt noch ein kleiner Epilog.
Wenn der 3. Teil anfängt, sage ich euch bescheid.
Also, Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt