Kapitel 46

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Leon
,,Bist du sicher, dass du da mit hin willst?" Fragte meine Mutter und strich sich mit den Händen unsicher über die Hose.
,,Ja." Meinte ich nur und schaute an ihr vorbei. Mein Vater würde mich wahrscheinlich gleich abholen kommen. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, ob ich mich darüber jetzt freuen sollte.
Mein Verhältnis zu ihm war...komisch.
Nicht kalt, aber auch nicht besonders warmherzig. Es war ein stilles akzeptieren der Existenz des jeweils anderen. Ich bekam Karten, Geschenke und so. Aber unterhalten konnten wir uns nicht.
,,Leon, bitte schau mich an."
Ich unterdrückte ein seufzen und schaute in ihre ernsten Augen, die im Moment uralt aussahen.
,,Was ist?"
,,Sag mir was ich falsch mache."
Verzweiflung haftete an ihr. Verzweiflung, von der ich selbst mehr als genug besaß.
,,Nichts. Alles. Entscheide du." Ich zuckte unbekümmert mit den Schultern und wunderte mich ein wenig über mein Verhalten.
,,Leon..." Sie legte mir sanft eine Hand auf den Arm. Ich trat einen kleinen Schritt zurück. Sofort zuckte die Hand zurück, verweilte unsicher in der Luft, bevor sie sich senkte.
,,Ich kann grade einfach nicht okay?"
,,Du kannst nie!" Platzte es plötzlich aus ihr heraus. Ihre Augen schwammen in Wasser.
,,Seit dieser Sache mit diesem Jungen hast du dich verändert."
,,Und?" Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und schaute auf die hinunter.
,,Vergiss ihn doch einfach! Dieser Junge ist es nicht wert, dass du dich so sehr zerstörst! Er hat dich gar nicht verdient. Dieser Junge spielt doch nur mit mir."
Mein Mund öffnete sich. Aber kein Wort kam über meine Lippen.
,,Dieser Junge..." Wiederholte ich ihre Worte, die sie so abfällig herausgebracht hatte.
Sie hatte über Finn gesprochen als wäre er ein sinnloses Ding. Eine Banalität, so unwichtig, dass sie einer Erwähnung kaum wert war.
,,Dieser Junge..." Ich lachte auf.
Meine Mutter zuckte bei meinem Tonfall zusammen und schaute mich entschuldigend an.
,,Dieser Junge hat einen Namen Mutter." sagte ich kalt.
,,Ich weiß...es...ich...tut mir leid." Flüsterte sie und begann zu weinen. Tränen fielen.
Und mit jeder Träne brannten sich ihre Worte stärker in mich ein.
Mit jeder Träne wurde die Stille unerträglicher.
Mit jeder Träne baute sich etwas in mir auf.
Doch anstatt laut zu werden, sagte ich meine Worte mit einer merkwürdigen Leere in der Stimme:,,Dieser Junge bedeutet mir mehr als sonst jemand. Er kann mit keiner einzigen Sekunde seines Lebens etwas dafür, dass er mir weh tut. Und er ist der beste Mensch den ich kenne. Er kämpft um eine Sache, deren Bedeutung er vergessen hat. Du fragst was du falsch gemacht hast Mutter?"
Ich beugte mich zu ihr und zischte leise:,,Du hast deine Augen geschlossen."
Ich zog mich zurück und lief aus dem Wohnzimmer zur Haustür.
Bevor ich rauskam, hörte ich Schritte hinter mir.
,,Leon!"
Ich hielt inne, den Türgriff schon in der Hand.
Langsam drehte ich mich um.
Ein paar Meter von mir entfernt stand eine verletzte Frau.
Eine Frau deren Verzweiflung wie schwarze Wolken um sie herum schwebte.
,,Es tut mir so...so leid."
Ich nickte leicht, bevor ich bitter sagte:,,Hör auf die Mutter zu sein, die du dir wünschst zu sein und akzeptiere die Mutter, die du trotz deiner Bemühung sein wirst. Eine mit geschlossenen Augen."
Und dann ging ich.
Diese Sache war eine der wenigen Sachen, die ich selbst nicht verstand.
Diese Sache...die Sache, dass kein einziges meiner Worte mir leid tat.
Kein einziges.

Cheers Mates!
Das Kapitel ist ein wenig eskaliert 😅
Mich würde mal eure Meinung zu der Sache mit Leon und seiner Mutter interessieren!
Und natürlich auch allgemeines Feedback zum Kapitel xD
Mir geht es eindeutig wieder besser, also denke ich, dass ich es schaffe jeden Tag ein Kapitel zu bringen. Wenn mal nicht was kommt, bitte nicht wundern!
Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt