Kapitel 75

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Lusia
Ich summte leise vor mich hin. So wie Mama es immer getan hatte.
Leise hatte sie mich in den Schlaf gesummt.
Gesummt. Aber nicht immer. Nur wenn ich perfekt war, wenn nicht dann wurde die sanfte Melodie zu etwas Bedrohlichem. Zu gehässigen Worten.
Ich hielt abrupt inne.
Ich wollte nicht so wie Mama sein. Nicht so schwach. Nicht so gebrochen. Nicht so perfekt.
,,Zeit für eine Tee Party." Murmelte ich leise, lief zur Tür rüber und läutete die Klingel.
Ich hörte vertraute Schritte.
Elias öffnete die Tür und lächelte zu mir herunter.
Er war süß. Und wahrscheinlich die netteste Person auf Planet Erde, wenn nicht sogar darüber hinaus.
Seine blonden Haare geringelten sich in leichten Locken und wenn er lächelte entstanden Grübchen bei seinen Mundwinkeln.
Dabei war er schon 25, und trotzdem soooo knuffig. Wie ein großer Teddybär.
,,Na Prinzessin, was gibt's?" Seine Stimme war brummig und tief. Wobei er sie extra für mich verstellte. Normalerweise war sie klarer und etwas höher. Doch das gefiel mir nicht. Es erinnerte mich viel zu sehr an...meinen Bruder.
Ich schluckte meine Gefühle hinunter und verdrängte sie. Dabei entwich mir Ein Lachen. Es hallte unnatürlich in meinen Ohren wieder.
Zum Glück sagte Elias nichts dazu.
,,Ich habe Lust auf eine Tee Party!" Rief ich aus und stapfte zusätzlich mit dem Fuß auf. Elias lachte leise, doch seine braunen Augen zeigten mir nur allzu deutlich, dass er Mitleid mit mir hatte.
Ich flüchtete mich in meine Welt. Eine kindliche Welt.
Damit ich alles vergessen konnte.
Konnte mir das jemand verübeln?
Ich wurde verbogen und niedergeschmettert. Und ich hatte meinen Bruder verraten.
Meinen Bruder, der wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich war.
Doch ich hatte es zerstört.
Ein schluchzen entwich mir und brannte unangenehm in meiner Kehle. Aber es dauerte keine 2 Sekunden da war Elias schon an meiner Seite und schloss mich in seine Arme. Er war nicht besonders kräftig, doch er war warm und vertraut.
Als ich James kennenlernte war ich noch bei meinen Eltern. Doch mit meinem Verrat veränderte sich alles. Ich hatte die einzige Person verloren, die mir halt gab. Also musste ich weg. Dringend. Also ging ich zu James.
Er war gut.
Oder zumindest mir gegenüber. Andererseits hätte ich ihm auch nie einen Grund gegeben mich nicht gut zu finden.
Er hatte mir geholfen. Ich hatte ihm geholfen.
Denn seien wir mal ehrlich, ich wäre niemals an Fotos von Finnick und Leon rangekommen.
Im Gegenzug hatte ich ihm eine Person gesucht. Und gefunden.
Jetzt lebte ich bei ihm. Schon lange. Und ich wurde verrückt, weil ich alles verdrängte.
Da James die meiste Zeit weg war stellte er Elias an, der sich die meiste Zeit um mich kümmerte.
,,Na komm, Wisch die Tränen weg Prinzessin." Murmelte er leise und löste sich von mir. Ich schniefte kurz, nur um dann zu lachen.
Es war so dumm wie erbärmlich ich war. So dumm, dass es schon wieder lustig war.
Da Elias solche Stimmungsschwankungen von mir schon kannte, wartete er einfach stumm ab.
Ich fing mich relativ schnell wieder.
,,Ich will eine Tee Party machen!" Sagte ich so bestimmend wie möglich. Er stand auf und verbeugte sich mit einem Zwinkern.
,,Wie ihr wünscht Prinzessin." Er nahm meine Hand und zusammen liefen wir durch das riesige Haus.
Ich ertappte mich dabei wie ich wieder anfing zu Summen und schnalzte unwirsch mit der Zunge.
,,Magst du keine Musik?" Fragte Elias, der es natürlich bemerkte.
,,Doch. Eigentlich schon. Aber es verbindet mich zu viel mit meiner Familie." Ich wurde schon wieder traurig. Dabei wollte ich das doch gar nicht! Ich wollte einfach nur mich selbst vergessen!
Ich war eine Prinzessin! In einem Schloss! Mit Tee Partys! In netter Gesellschaft!
Mehr war nicht!
Elias führte mich in das Wohnzimmer, wo ein kleiner Tisch stand.
Ich setzte mich auf die Couch und wartete, mit Kerzengradem rücken und leicht erhobenem Kinn.
,,Mich verbindet die Musik auch mit meiner Familie. Aber manchmal ist Musik auch einfach nur Musik." Er begann leise vor sich hin zu Summen und räumte alles her, was man für eine Tee Party brauchte. Bevor er jedoch die Gäste herführen konnte, öffnete sich die Eingangstür.
Schritte kamen näher und als ich meinen Blick hob, entdeckte ich James im Türrahmen. Ich stand strahlend auf und rannte auf ihn zu.
,,Jamieeeee!" Ich breitete meine Arme aus. Er fing mich gekonnt auf.
,,Na Schönheit? Ich hoffe ich störe dich nicht." Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange. Er war so süß. Alle hier waren so süß!
,,Wie wars bei Taylor?" Fragte ich ganz aufgeregt. Ich hoffte so sehr, dass er ihn zurück gewinnen konnte!
James schluckte schwer und räusperte sich.
,,Nicht so. Aber egal, ich bekomm das hin."
,,Natürlich! Und schließlich hilft dir Teddybär dabei!" Quietschte ich und deutete auf Elias, der unsicher die Hände in der Hosentasche vergraben hat.
James lachte. Vermutlich wegen dem Namen. Aber es stimmte doch!
,,Teddybär also?" Ich schaute zwischen James und Elias/Teddybär hin und her. Ihre Blicke verhakten sich kurz ineinander. Elias zuckte mit den Schultern und brach den Blickkontakt ab. Seine Backen waren rot.
Wie niedlich!
,,Machst du mit bei der Tee Party?" Fragte ich und schaute James flehend an.
Er überlegte kurz.
,,Klar, aber ich muss noch kurz mit Elias reden okay?" Ich nickte eifrig und er ließ mich runter.
,,Beeilt euch!" Rief ich ihnen hinterher, ließ mich auf die Couch fallen und...fing an zu weinen.
Alleine.
Ich hasste es.
Dann konnte ich mir nicht Vorspielen eine Prinzessin zu sein.
Dann war ich die zerbrochene Tochter.
Die verrückte Schwester.
Meine Dämonen umkreisten mich und fraßen mich auf.
Ich weinte Stumm und lange.
Gleich würden James und Elias wiederkommen.
Gleich würde eine wundervolle Tee Party stattfinden.
Gleich war ich eine Prinzessin.
Doch jetzt war ich einfach nur ich.
Und in meinen Gedanken hatte nur mein Bruder Platz.
Mein geliebter Bruder.

Cheers Mates!
So. Das war ein längeres Kapitel ^^
Ich mag die Kleine verdammt gerne!
Und James mag ich auch! Und Elias (den ich grade erst erfunden habe) mag ich auch!
Wie hat euch diese Sicht gefallen? Eher langweilig oder doch interessant?
Ich will glaube ich noch irgendwann ein Kapitel aus ihrer Sicht machen. Ich finde man bekommt damit einen tieferen Einblick in die Story.
Naja aber es geht um eure Meinung!
Also Feedback und Kritik ab in die Kommis!
Bye Bye

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt