Kapitel 1

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„Autsch! So ein Mist." Ich schüttelte meine schmerzende Hand. Ich war gerade dabei meine Reisetasche die Treppe des Mietshauses hoch zu schleppen. Ich war gerade von einem kleinen Dorf, nahe Hannover, nach Köln umgezogen, wobei naja, eigentlich war ich ja noch voll dabei beim umziehen. Meine Wohnung lag etwas am Rande der Stadt. Als ich im 3. Stock ankam und die Tür aufschloss, stand ich in einem kleinen weiß gestrichenen Flur. Ich stellte meine Tasche einfach ab und schritt durch die kleine Wohnung. Als erstes führte mein Weg mich in das kleine Bad. Es war weiß gefliest und recht klein gehalten, aber es reichte für mich völlig aus. Direkt nebenan lag die kleine Küche. Dort waren zum Glück die wichtigsten Einrichtungsgegenstände bereits vorhanden. Die letzten beiden Räume der Wohnung waren leer. Das würde sich auch nur langsam ändern. Die einzigen Sachen die ich noch hatte, befanden sich in meiner Reisetasche. Umso erleichterter war ich, dass mir wenigstens ne fertige Küche zur Verfügung stand. Ich holte meine Tasche in einen der freien Räume und kramte die Isomatte hervor, die ich mitgebracht hatte. Fürs erste würde diese reichen müssen, bis ich mir ein richtiges Bett leisten konnte. Die restlichen Sachen ließ ich erst einmal in der Tasche. Es war früher Abend und ich wollte mich am besten sofort hinlegen und schlafen. Allerdings, musste ich wohl oder übel noch einmal raus und ein paar Dinge einkaufen. Ich schnappte mir meine Handtasche, mit dem Portmonee und dem Handy, schmiss den Wohnungsschlüssel dazu und verlies das Haus. Ich kannte mich null aus und musste erstmal googeln, wo der nächste Supermarkt war. Nachdem ich endlich einen gefunden hatte, begann ich das lebensnotwendigste in den Korb zu laden. Am Ende hatte ich lediglich Toilettenpapier, ne Packung Tee und ein Brot mit ein bisschen Käse im Korb. Ich musste mich morgen unbedingt um einen Job kümmern. Ich hatte nicht mehr viel Erspartes über. Nachdem ich alles bezahlt hatte, machte ich mich auf den Heimweg. Blöderweise war es mittlerweile dunkel geworden. Die Strassen waren leer. Ich hatte nie Angst gehabt im Dunkeln, aber so alleine in der großen Stadt, war mir doch etwas mulmig zumute. Ich beschleunigte meine Schritte. Als ich in die Strasse einbog, in der ich nun wohnte, sah ich wie zwei junge Männer eine Frau festhielten. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich musste mich zwingen in meine Tasche zu greifen und den Notruf zu wählen. Nachdem ich die wichtigsten Infos durchgegeben hatte, steckte ich das Telefon wieder zurück in meine Tasche. Ich beobachtete die Szene weiterhin. Der Mann am Telefon hatte gesagt, ich solle mich nicht einmischen, sondern warten, bis die Beamten hier waren. Die Männer machten sich an den Kleidern des Mädchens zu schaffen. Ich drehte mich um und konnte an der Querstraße bereits Blaulicht sehen. In dem Moment, als die Polizei um die Ecke bog, spitze sich die Lage zu. Die Männer wollten die Flucht ergreifen. Einer kam genau auf mich zu. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und stellte mich ihm in den Weg. Dies hatte er nicht erwartet und stolperte, bei dem Versuch mir auszuweichen, über eine Bank. Als er sich wieder aufrichten wollte, kam bereits einer der Beamten und drückte ihn erneut zu Boden. Nachdem der Polizist, dem Mann Handschellen angelegt hatte, wandte er sich mir zu. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Haben sie uns angerufen?" Ich nickte „Ja, Ich bin Lilian Peters. Ich hab sie angerufen." Sein Kollege kam zu uns. Die beiden halfen dem Mann hoch und verbrachten ihn erstmal zum Auto. Dort durchsuchten sie die beiden Männer. Nachdem sie Verstärkung gerufen hatten, um die Männer abtransportieren zu können, begannen sie mit der Befragung. Das Mädchen war bereits von einem Rettungsteam versorgt und in den RTW gebracht worden. Ich stand am Rande und wartete, bis einer der Beamten, auf mich zukam. „So, jetzt noch mal richtig, Westerhoven mein Name. Frau Peters, haben sie Ihren Ausweis dabei?" Ich händigte ihm meinen Ausweis aus. Währendessen kam sein Kollege aus dem RTW zu uns. Er nickte mir zu und stellte sich als Sturm vor. Herr Westerhoven entfernte sich etwas und sprach übers Funkgerät mit der Leitstelle. „Frau Peters. Können Sie mir schildern was passiert ist?" Ich begann Herrn Sturm zu schildern wie sich das Ganze ereignet hatte. Als ich erzählte, dass ich mich dem Täter in den Weg gestellt hatte, vernahm ich ein leichtes kopfschütteln des Beamten. Nachdem ich geendet hatte und er fertig war seine Notizen zu machen, klappte er sein Notizbuch zu und sah zu mir auf. „Gut, Frau Peters. Sie werden auf jeden Fall noch Post bekommen und noch mal auf die Wache gebeten werden, um dort die Aussage noch einmal zu wiederholen. Allerdings muss ich ihnen sagen, dass es nicht besonders klug war, sich dem Täter in den Weg zu stellen, da sie auch hätten verletzt werden können." „Ja das ist mir bewusst, aber ich hätte ihn ja auch nicht laufen lassen sollen, oder?" „Na ja, das Fangen von Verbrechern ist ja nicht ihr Job. Also nächstes Mal sollten Sie sich lieber raushalten." Mir wären beinahe die Gesichtzüge entgleist. Was war das denn bitte für ein Arsch?! Ich nuschelte ein Jaja und hoffte, dass er Ruhe gab. Sein Kollege kam gerade zurück, als er einen Gesichtsausdruck aufsetzte, als hätte ich ihm gerade eine Backpfeife verpasst. „Ja, Frau Peters, bei Ihnen ist soweit alles in Ordnung. Mein Kollege hat ihre Aussage aufgenommen?" Wir bejahten beide. „Gut, dann sind Sie fürs Erste entlassen. Vielen Dank, dass Sie uns informiert haben." „Ja, man hilft wo man kann." Ich funkelte den Kollegen Sturm an, bei dieser Aussage. „Tschüss:" Ich drehte mich um und lief die Straße hinab. Vor der Tür drehte ich mich noch einmal um und sah wie die Polizisten gerade in ihr Auto stiegen und losfuhren. Ich kramte meinen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Nachdem ich in meiner Wohnung angekommen war, räumte ich die Einkäufe in die Küche und verschwand im Bad. Dort machte ich mich Bett fertig. Anschließend, legte ich mich auf die Isomatte und rollte mich in eine mitgebrachte Decke ein. Als Kissen benutzte ich einige Shirts. Allerdings konnte ich nicht auf Anhieb einschlafen. Ich hatte noch die Geschehnisse des Abends im Kopf. Ich war so geschockt gewesen, im ersten Moment. Sofort kamen mir Erinnerungen in den Kopf, welche ich aber sofort krampfhaft verdrängte. Und was mir auch nicht aus dem Kopf ging, war der eine Polizist. Aber nicht, weil er mir so gut gefallen hatte, sondern einfach, weil er so ein Scheiß Arsch war. Ich meine, ja natürlich hätte ich verletzt werden können, aber hätte ich mich nicht in den Weg des Mannes gestellt, dann wäre der so davongekommen und das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Ich nahm mir vor mich nicht zu sehr über ihn aufzuregen.

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