Von Jetzt an

Kapitel 31

Gesagt getan. Bereits vier Wochen später hatten Robin und ich meine Wohnung mit Hilfe seiner Kumpels leer geräumt. Einige meiner wenigen Möbel hatten wir vorläufig im Keller untergestellt. Wie ich es bereits geahnt hatte, kündigte Emily mir zwei Wochen später. Inzwischen hatte ich auch schon zwei Gesprächstermine beim Psychologen hinter mich gebracht. Es fiel mir schwer über das passierte zu reden, aber am Ende half es. Ich würde zwar wohl noch ein paar Termine wahrnehmen müssen, aber ich war zuversichtlich, dass es mir bald wieder gut ging. Nächste Woche war schon Weihnachten. Heiligabend würden wir zu Finn und Rebecca fahren, am 1. Feiertag waren wir bei Robins Mutter eingeladen und am 2. Feiertag bei seinem Vater. Ich war schon gespannt wie er so war. Bis jetzt hatte ich noch nicht die Gelegenheit gehabt ihn kennen zu lernen.

„Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist so nachdenklich." Ich nickte. Robin und ich lagen auf dem Sofa und kuschelten. „Ja. Ich... Naja, an Weihnachten komme ich immer so ins Grübeln." Er sah mich fragend an. „Ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn ich mich damals nicht von meiner Familie und meinen Freunden abgewandt hätte." Ich lag mit dem Kopf auf seiner Brust und er strich mir durchs Haar. „Du vermisst sie, oder? Das kann ich verstehen. Wieso versuchst du nicht mal einen Schritt auf sie zuzumachen? Ich bin mir sicher, dass deine Eltern dich auch vermissen." Ich war mir da leider nicht so sicher. Wir hatten uns nicht gerade im Guten getrennt und ich hatte auch ein wenig Angst, dass sie mich gar nicht wieder sehen wollten. „ Was hälst davon, wenn wir mal auf Facebook schauen, ob wir jemanden von deinen Freunden oder Verwandten finden?" Einen Versuch war es ja vielleicht wert. Ich nickte und ließ Robin aufstehen, um sein Notebook holen. Er öffnete Facebook und ließ mich einen Namen eintippen. Ich hatte auch mal ein Facebook Profil besessen, allerdings hatte Tim mich dazu gezwungen es zu löschen. Wir wurden auch direkt fündig. Es war das Profil meiner ehemals besten Freundin. Als ich das Foto sah, merkte ich erst, wie sehr ich sie vermisste. Das Bild zeigte sie, zusammen mit einem jungen Mann, ihrem Freund wie ich mutmaßte. Die Beiden lächelten in die Kamera und sahen unglaublich glücklich aus. Wir hatten so viele Dinge gemeinsam gemeistert und einiges erlebt. Wir scrollten noch etwas durch ihr Profil. So wie es aussah waren die Beiden verlobt und Janina arbeitete als Floristin. Das war schon immer ihr Traumberuf gewesen. Robin öffnete ihre Fotos und wir fanden uns inmitten von Urlaubsfotos wieder. Ziemlich weit unten in einem der Alben fanden wir ein Foto von meinem Abschluss. Janina und ich lächelten in die Kamera. Das Foto gab mir den Rest. Stetig rannen mir Tränen die Wange hinunter. Als Robin das bemerkte, nahm er mich fest in den Arm. „Hey, nicht weinen. Das kriegen wir schon wieder hin. Komm wir schreiben ihr mal und dann sehen wir weiter." Ja. Ja. Ich wollte sie wieder sehen und hören wie es ihr so in den letzten Jahren ergangen war.

Wir hatten Janina einen Nachricht geschickt und anschließend beschlossen das Ganze für heute gut sein zu lassen. Als Nächstes sahen wir uns Online nach Weihnachtsgeschenken für die Mädchen um. Schließlich konnten wir ja nicht zu Weihnachten kommen und keine Geschenke mitbringen. Die beiden waren riesige Pferdefans. Für Amelie bestellten wir ein Pferdeset von Playmobil. Bei Selina war es schon etwas schwieriger. Finn hatte erzählt, dass sie Selina bald Reitstunden bezahlen wollten. Dafür brauchte sie noch etwas an Ausrüstung. Wir beschlossen uns daran zu beteiligen. Weil Finn und Rebecca beide kaum Ahnung vom Reiten hatten, erklärte ich mich bereit nach Weihnachten mit Selina zusammen Reitsachen kaufen zu fahren. Nun brauchte ich nur noch ein Geschenk für Robin. Ich beschloss mal in der Stadt gucken zu gehen in den nächsten Tagen. „Was machen wir beide jetzt noch Schönes?" Ich zuckte die Schultern. „Ich bin eigentlich ziemlich müde. Musst du morgen wieder arbeiten?" Er nickte. „Lass uns ins Bett gehen."