Kapitel 11

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Wir hatten uns auf seinem Sofa niedergelassen und tranken ein Glas Wein nach dem anderen. Dabei unterhielten wir uns über unsere Kindheit. Neben lustigen Anekdoten, kamen auch traurige und sehr persönliche Ereignisse zur Sprache. Am Anfang hatte er unfreundlich und arrogant auf mich gewirkt, aber umso mehr ich von ihm erfuhr, umso mehr fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Es war toll, dass er mir so viel Vertrauen entgegen brachte und mir so viel aus seiner Vergangenheit erzählte. Ich konnte das leider nicht so. Ich vertraute ihm zwar soweit, aber ich sprach allgemein nicht gerne über meine Vergangenheit. Er dagegen, hatte mir erzählt, dass seine Eltern sich getrennt hatten, als er noch klein gewesen war. Aber er verstand sich mit seinen Stiefgeschwistern sehr gut und hatte damit keine Probleme gehabt. Ich bewunderte das irgendwie. Ich hatte keine Ahnung wie das war. Ich war ganz „normal" aufgewachsen und hatte immer in einer heilen Welt gelebt. Naja, zumindest bevor ich die Schule verließ und mich in den Falschen verliebte. Wir hatten inzwischen fast die komplette Flasche gelehrt und waren in bester Stimmung. Robin erzählte mir gerade, wie einer seiner Kollegen mal, eine Frau drei Mal in einer Woche angehalten hat, weil er an ihr interessiert war, sich aber nicht traute sie nach ihrer Nummer zu fragen. 


Ich musste herzlichst lachen, als er damit fort fuhr wie die Frau dem Kollegen empfohlen hatte, sie einfach zum essen einzuladen und sie nicht ständig anzuhalten. „Würdest du so was auch machen? Also ich meine ihr dürft das doch bestimmt nicht, oder?" Er schüttelte den Kopf, als ich ihn immer noch fragend ansah fügte er hinzu „Nein, dürfen, dürfen wir das nicht, aber ob ich's machen würde weiß ich nicht. Wenn die Frau mich richtig beeindruckt hätte und sie so wäre wie du, dann vielleicht." Während er das sagte war er immer näher an mich gerückt und nun saßen wir dicht an dicht auf seinem Sofa. Aus dieser wirklich nicht mehr allzu großen Entfernung konnte ich zum ersten Mal sehen, wie blau seine Augen eigentlich waren. Zudem roch er verdammt gut. „Würdest du denn mit mir ausgehen, wenn ich dich dauernd aufhalten würde?" „Wahrscheinlich hätte ich dich schon verflucht, weil ich dauernd zu spät kommen würde." Wir flüsterten mittlerweile. „Also würdest du nicht mit mir essen gehen?" Gott, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Robins Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt und sein Geruch machte mich wahnsinnig. Mein Blick wanderte zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her, während ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Um das schon mal zu sagen, es gelang mir nicht, denn Robin lehnte sich vor und küsste mich. Als unsere Lippen das erste Mal aufeinander trafen, war mein Kopf komplett leer. Ich wusste nicht was in mir vorging. Robin löste sich von mir, um Luft zu holen. Als er sich erneut vorbeugte, war ich vorbereitet. Dieses Mal fühlte ich wie weich sich seine Lippen anfühlten und wie angenehm sie schmeckten. Er hatte seine rechte Hand an meine Wange gelegt und strich sanft mit seinem Daumen auf und ab. Ich schob meine Hände über seinen Oberkörper, bis in seinen Nacken. Die linke Hand vergrub ich in seinen braunen Haaren. Ich weiß nicht wie lange wir da saßen und uns küssten, aber es war wie ein nicht endender Traum. Ein seeeeehr schöner Traum. Ich war berauscht. Nicht nur vom Alkohol. Nein. Von Robin. Bevor ich wusste wie mir geschah, hatte mich Robin auf das Sofa gedrückt und lag nun halb auf mir. Wir küssten uns noch immer. „Ich glaube wir sollten eine Pause einlegen. Ich kann sonst meine Finger nicht mehr von dir lassen." Ich nickte. Wir setzten uns wieder auf. „Ähm. Soll ich dich nach Hause bringen oder willst du hier bleiben?" Jep, jetzt war die Stimmung im Arsch. „Du kannst gerne hier bleiben, wenn du nichts mehr vor hast heute." „Haha" So ein Scherzkeks. Was sollte ich denn um diese Uhrzeit noch vorhaben? „Wenn das okay ist, dann würde ich hier bleiben. Dann musst du mich nicht extra nach Hause bringen. Alleine würdest du mich ja eh nicht gehen lassen." „Richtig." Er setzte sein typisches Grinsen auf. „Ich suche dir mal Bettzeug raus. Wen du willst kannst du ein Shirt von mir haben zum schlafen." Er verschwand in seinem Schlafzimmer. 

Ich beschloss so dreist zu sein und ihm zu folgen. Das Zimmer war grau gehalten, strahlte, aber trotzdem etwas Schönes aus. Sein Bett sah traumhaft weich aus. Ich hatte so ein Bett so richtig zu schätzen gelernt, während ich auf der Isomatte hatte schlafen müssen. „Hier." Er gab mir ein dunkles Shirt und eine Jogginghose aus seinem Schrank. „Du kannst das Bett haben. wenn du möchtest, dann schlafe ich auf der Couch." Schade. Ich hätte es eigentlich ganz nett gefunden. wenn er neben mir im Bett schlafen würde. Seine Nähe war mehr als angenehm. Er hatte eine Augenbraue hoch gezogen und wartete auf eine Antwort meinerseits. „Ist mir eigentlich egal." „Mhm. Wenn's dir egal ist, dann kann ich ja auch bei dir im Bett schlafen." Ich glaube eigentlich wollte er mich damit nur necken, aber das Angebot nahm ich gerne an. „Okay." Ich verschwand in seinem Bad um mich umzuziehen. Als ich wieder ins Schlafzimmer trat, hatte Robin sich bereits umgezogen. Naja, oder so. Er trug nur noch seine Boxer. Wollte er mich provozieren? Wer konnte bei dem Anblick nein sagen. Mir gefiel wirklich was ich zu sehen bekam. Das er gut gebaut war, hatte sich ja bereits erahnen lassen, aber das er so gut aussah, dass hatte ich ehrlich nicht erwartet. Er hatte ordentlich Muskeln. Nun gut zum Sixpack reichte es nicht, aber es war trotzdem umwerfend. „Soll ich schon mal nen Lappen holen?" „Hää, wofür?" „Damit ich den Boden trocken legen kann. Denn entweder täusche ich mich oder du sabberst gerade." Seinem Lachen konnte ich entnehmen, dass ich wohl ziemlich verstört geguckt haben musste, als ich mir mit dem Finger an den Mund gefasst hatte, um zu schauen, ob ich wirklich schon gesabbert hatte. Ich merkte wie ich rot wurde und kroch schnell in das große Bett. Robin und ich sortierten unsere Kissen und kuschelten uns auf unsere Seiten des Bettes. „Gute Nacht Lilian." „Schlaf gut." Ich konnte das Gefühl das mich durchströmte, als er meinen Namen sagte, nicht beschreiben. Aber es war definitiv positiv. 

Von Jetzt anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt