Kapitel 45

327 10 0
                                        


Ich wusste nicht wie lange ich so dasaß, auf der kleinen weißen Bank, inmitten der, zu Figuren geschnittenen, Hecken. Meine Tränen waren schon versiegt als eine mehr als gut gelaunte Janina um die Ecke bog. „Ach hier bist du Lil. Ich habe dich schon überall gesucht." Als sie meine verweinten Augen und die leicht verwischte Schminke sah, verschwand das Lächeln sofort von ihrem Gesicht. „Was ist los Süße?" Sie ließ sich neben mir auf der Bank nieder. Ich erzählte ihr, was ich mit angehört hatte. Dabei rannen mir erneut Tränen übers Gesicht. „Ach shit. Hast du mit ihm schon gesprochen? Vielleicht ist das Ganze ja auch nur ein Irrtum." Ich schüttelte den Kopf. „Dann solltest du das schleunigst tun. Komm wir gehen dir als Erstes die Tränenspuren abwaschen und dann musst du unbedingt mit Robin reden." Ich wusste, dass sie recht hatte, aber irgendwie fürchtete ich mich davor, dass Robin mich wirklich betrogen haben könnte und, dass er das mit mir vielleicht nicht so ernst genommen hatte, wie er immer gesagt hatte? „Was auch immer du gerade denkst. Halt stopp! Erst sprichst du mit Robin, dann kannst du dir alle schrecklichen Szenarien ausmalen, okay?" Ich nickte.

Janina hatte mir geholfen die Spuren, welche die Tränen hinterlassen hatten, zu entfernen. Anschließend machten wir uns zusammen auf die Suche nach Robin. Als ich ihn erblickte, stand er halb abgewandt von mir und unterhielt sich mit Fabian. Ich konnte sein Gesicht zwar nicht komplett sehen, aber selbst von der Seite wirkte er irgendwie... angespannt. Janina hielt zielstrebig auf die Beiden zu, sodass ich keine Chance hatte, es mir noch einmal anders zu überlegen. „Hey, da seid ihr beiden ja. Lil und ich haben einen ganz tollen Weg im Garten entdeckt. Ich glaube du solltest dir den mit ihr auf jeden Fall noch mal angucken Robin." Er setzte ein Lächeln auf. „Na klar."

Wir sprachen erst, als wir draußen waren. „Was ist los? Du bist so still, Lil?" Ich zuckte unentschlossen die Schultern. „Ich...Ich hab vorhin gehört, wie du dich mit Sven unterhalten hast." Als ich das sagte, wich die Farbe aus Robins Gesicht. „Wie...Was hast du gehört?" Ich blieb stehen. „Genug." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist gestern Abend gelaufen?" Er sah betreten zu Boden und es schien, als wüsste er nicht recht, wie er es mir sagen sollte. Aber ich wusste es ja eh schon. „Lil. Es tut mir leid. Das musst du mir glauben. Ich...Ich wollte es dir noch erzählen...ich...ich wusste nur nicht wie, ohne dich zu verletzten." Er machte eine Pause. „Ich weiß nicht was gestern war. Ehrlich. Ich erinnere mich nur noch, dass ich mit diesem Mädchen aus dem Club gegangen bin, aber danach weiß ich nichts mehr. Ich liebe dich Lil. Nur dich." Seine Stimme hatte beim letzten Satz einen verzweifelten Unterton angenommen. Ich wollte ihm glauben, aber irgendwas hinderte mich daran. „Sven hat vorgeschlagen, sie anzurufen und zu fragen was war. Ich...Ich werde das gleich morgen früh klären und dann...dann... ach ich weiß es doch selber nicht. Ich fühle mich so schlecht deswegen. Er ließ sich auf eine Mauerkante fallen und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ich hatte ihn noch nie so verzweifelt gesehen. Am liebsten hätte ich mich neben ihn gesetzt und ihm gesagt, dass ich ihm alles verzeihe und sich nichts an unserer Beziehung ändert, aber irgendwas in mir hinderte mich daran. „Ich...Ich brauche etwas Abstand. Zumindest für heute Nacht. Morgen sehen wir weiter, ja?" Er sah zu mir auf und nickte langsam. „Ich kann dich nicht davon abhalten?" Ich schüttelte den Kopf, nach einigen Sekunden nickte er wieder. Ich wollte mich schon zum Gehen abwenden, aber Robin hielt mich zurück. Er war aufgestanden und stand nun direkt vor mir. „Ich liebe dich Lilian. Nur dich. Bitte Vergiss das nicht, ja?" Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er mich gehen ließ.

Ich war noch einige Zeit durch den Garten gewandert und hatte erneut einige Tränen vergossen, ehe ich wieder zurück ins Restaurant gegangen war. Es waren bereits einige Gäste gegangen und nur noch wenige tanzten. „Hey, da bist du ja wieder Lil." ich gab mir mühe Janina anzulächeln. „Ich soll dir von Robin ausrichten, dass er mit zu Sven gefahren ist, damit du das Hotelzimmer für dich hast. Wenn du willst, können wir dich nachher dort absetzen. Die Feier geht eh nicht mehr lange und ich bin auch schon müde." Ich nickte. „Ja, das wäre super, aber vorher genehmige ich mir noch einen Drink." 

Von Jetzt anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt