Kapitel 16

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Die nächsten Wochen über hatten Robin und ich wieder genau entgegengesetzt Schicht und sahen uns kaum. Ich hatte zwei Tage bei ihm geschlafen, aber da er sowieso arbeiten musste, beschloss ich, wieder in meiner Wohnung zu schlafen. Leider hatte Hannah auch nicht so viel Zeit. Ihre Freizeit verbrachte sie meistens mit Paul, was ich ihr auch nicht verübeln konnte. Glücklicherweise gingen die Arbeitstage recht schnell rum und ich hatte genug zu tun um Robin nicht zu sehr zu vermissen. Wir telefonierten ab und an, wenn es die Zeit zuließ, ansonsten blieb uns wenigstens das Schreiben. Gestern hatten wir einen Ladendieb gehabt, weswegen ich die Polizei bestellen musste. Marc und Daniel hatten den Sachverhalt aufgenommen und den Dieb verwarnt. Heute war zum Glück alles ruhig gewesen und ich freute mich endlich Feierabend zu haben. Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Wie immer war es bereits dunkel. Die letzten Tage hatte ich mich nicht mehr so verfolgt gefühlt und ich hatte auch keine dubiosen SMS mehr bekommen. Scheinbar hatte sich die Sache von selbst erledigt. Dennoch hatte ich Bedenken, ob ich Robin davon nicht doch erzählen sollte. Ich meine es war sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei diesem jemand der mir die SMS schrieb, um meinen Ex handelte, aber was wenn er mich doch, weiß Gott wie, gefunden hatte? Shit. Ich war endlich mal wieder glücklich, hatte mir hier ein Leben aufgebaut, hatte mich verliebt. Und jetzt wusste ich nicht, ob nicht wenn ich nach Hause kam plötzlich mein Ex vor meiner Tür stand. Ich musste es Robin erzählen. Am besten, wenn wir uns das nächste Mal sahen. Als ich in den Hausflur trat, hörte ich Schritte auf der Treppe. Ich schaute vorsichtig um die Ecke, aber es war nur der Nachbar von ganz oben. Ich grüßte höflich und stieg die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Nachdem ich meine Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte, legte ich meine Sachen im Flur ab und ging in die Küche. Es war bereits halb neun. Ich beschloss Robin anzurufen. Bereits nach dem vierten Klingeln nahm er ab. „Hey. Alles gut bei dir?" „Ja, Ich bin gerade nach Hause gekommen. Was hast du heute so gemacht?"

Er erzählte mir, dass er heute seine Mutter besucht hatte und sie mich unbedingt kennen lernen wollte. Wir sollten am Wochenende zum Essen zu ihr kommen. „Ist wirklich alles okay bei dir? Du klingst irgendwie bedrückt..." „Naja, Ich... Ich weiß nicht so ganz... am Telefon ist das glaub ich nicht so super zu erklären..." Ich hörte am anderen Ende Geräusche und etwas fiel hinunter. „Robin? Bist du noch dran?" „Ja, Ich ziehe mir gerade was über. Ich bin in 15 Minute bei dir." Er hatte aufgelegt.

Er hatte nicht gelogen. Nach 10 Minuten klingelte es an meiner Tür und Robin stand davor. Er trat ein und gab mir zur Begrüßung einen Kuss. Wir gingen in die Küche und Robin nahm auf einem meiner Stühle platz. Ich kochte uns Tee. Nachdem ich mich ihm gegenüber gesetzt hatte, sah er mich erwartungsvoll an. Ich öffnete die Sms auf meinem Handy und schob es ihm zu. Er begann die Nachrichten zu lesen. „Wer ist?" „Ich weiß es nicht." Er blickte vom Handy auf. „Wieso hast du mir davon nicht schon vorher erzählt?" Ich nestelte an meiner Tasse herum. „Ich... Ich dachte das wäre nichts Ernstes. Könnte ja auch jemand nur durch Zufall meine Nummer haben, aber als es dann so "persönlich" wurde und du erwähnt wurdest, da wurde mir klar, dass es nicht nur Zufall sein kann." Ich konnte seinen Blick nicht deuten, also erzählte ich einfach weiter. „Hannah hat mir erzählt, dass letztens jemand hier im Haus war und nach mir gesucht hat. Sie hat mir die Person beschrieben und es könnte sich dabei eventuell um meinen Ex Freund handeln." Ich hatte den Blick gesenkt. „Das hättest du mir doch erzählen können. Wieso denkst du sucht dein Ex dich?" „Naja, Wir sind damals nicht im Guten auseinander gegangen...."

Nachdem ich Robin die ganze Geschichte erzählt hatte, wusste ich für einen Moment nicht wie er gleich reagieren würde. Ich fühlte mich schlecht, dass ich es ihm nicht schon früher erzählt hatte, aber ich hatte ja nicht ahnen können, dass mich meine Vergangenheit noch einmal einholen könnte. „Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Einerseits löst es Unglauben in mir aus, wie man dir so etwas antun kann. Andererseits macht es mich wütend. Du solltest ihn anzeigen. Am besten so schnell wie möglich." „Ich wollte ihn nicht anzeigen, weil ich dachte, dass er mich so schneller findet. Ich will einfach nur in Ruhe mein Leben leben. Am liebsten mit dir." Ein verhaltenes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Das möchte ich auch. Versprich mir, dass du ihn anzeigen wirst." Ich nickte. „Ich kann nicht ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass jemand hinter dir her ist." „Du kannst ja einfach heute hier bleiben. Ich muss morgen den ganzen Tag arbeiten, da wird mir nicht viel passieren und morgen Abend komme ich einfach gleich nach der Arbeit zu dir, dann ist ja eh Wochenende." „Mir wäre es zwar lieber wenn ich morgen ein Auge auf dich haben könnte, aber ich muss ja auch arbeiten. Ich werde versuchen dich abends abzuholen, ja? Dann musst du nicht alleine im Dunkeln zu mir laufen. Für den Fall, dass ich es nicht schaffen sollte, oder du früher Feierabend machen solltest..." Er zog ein Schlüsselband aus seiner Tasche. „Hier. Das ist der Ersatzschlüssel für meine Wohnung. Den wollte ich dir eh geben. Jetzt kannst du jederzeit zu mir kommen." Das war ein großer Vertrauensbeweis, dass er mir die Schlüssel zu seiner Wohnung gab. Zum Dank stand ich auf und küsste ihn.

Robin hatte bei mir übernachtet und mich am Morgen auch zur Arbeit gefahren. Er musste erst gegen Mittag anfangen. Der Arbeitstag verging glücklicherweise relativ schnell und reibungslos. Als ich gegen Abend auf mein Handy schaute, hatte ich eine Nachricht von Robin bekommen.

Hey, Wir haben noch einen Einsatz rein bekommen. Ich kann dich also nicht abholen. Wir sehen uns dann bei mir. Bitte pass auf dich auf. Ich liebe dich <3

Als ich mich nach Feierabend auf den Weg zu Robins Wohnung machte, grinste ich bis über beide Ohren. Ich freute mich wahnsinnig darauf den Abend mit Robin zu verbringen und es bedeutete mir viel, dass er mir seinen Wohnungsschlüssel gegeben hatte. So konnte ich kommen und gehen wann ich wollte. Ich beschleunigte meine Schritte. Ich hatte es eilig zu Robin zu kommen. Allerdings wurde mein nächster Schritt jäh unterbrochen, weil mich jemand von hinten packte. Ich versuchte mich aus dem Griff zu befreien und wegzulaufen, aber ich hatte keine Chance. „Na, auf dem Weg zu deinem Streifenhörnchen? Wie schade denn, dass ist ab heute vorbei." Mir wurde ein Stück Stoff vor den Mund gedrückt und ich verlor das Bewusstsein.

Von Jetzt anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt