*Karina*
Die nächsten zwei Tage merke ich den Jetlag sehr, ich könnte im Stehen einschlafen, dafür erwach ich in den Nächten öfters. In der dritten Nacht kann ich dann zum Glück wieder durchschlafen, bin aber trotzdem noch müde. Heute gehe ich mit Samu ins Studio, die Jungs möchten ein wenig arbeiten, bis Samu am Montag für etwa drei Wochen weg muss. Ja der Alltag hat uns wider, nach dieser sehr schönen Zeit meinen Schatz für mehrere Tage nicht mehr sehen zu können, bereitet mir schlechte Laune. Aber jetzt ist er noch da und wir geniessen die Zeit.
Die Jungs begrüssen uns herzlich und wollen natürlich hören, wie es in unseren Flitterwochen gewesen ist. Gegen sie sehen wir noch viel gebräunter aus, als wir eigentlich sind. Nach einer halben Stunde legen sie los, ich höre Anfangs ein wenig zu, gehe dann an die Arbeit. Wechsle Gitarrenseiten aus und mache andere Dinge, welche gerade anfallen. Gegen Mittag macht sich wieder meine Müdigkeit bemerkbar, ich entschliesse mich eine kleine Pause zu machen und setze mich auf eines der Sofas. Ich muss wohl eingeschlafen sein, werde durch sanftes Streicheln über meine Wange geweckt „Aufwachen mein Engel, wir wollen Mittagessen gehen. Der Jetlag hat dich immer noch im Griff, hm?“
Ich gähne herzhaft und nicke „Entschuldigung, ich wollte mich nur rasch hinsetzen und muss dabei eingeschlafen sein.“
Mein Schatz streichelt mir über die Wange „Das macht doch nichts, in einer Woche sollte das wieder besser sein.“
Samu streckt mir seine Hand hin, welche ich ergreife und meine müden Knochen erhebe. Wir essen beim Italiener, ich bestelle mir ein Pizza Hawaii. Sie schmeckt sehr lecker, frisch gestärkt machen wir uns wieder an die Arbeit. Die Tage fliegen nur so dahin und ich muss mich von Samu verabschieden, was natürlich nicht ganz ohne Tränen geschieht. Deprimiert fahre ich vom Flughafen wieder nach Hause, dort setze ich mich hin und mache den Fernseher an. Mit den Geräuschen fühlt es sich nicht mehr so leer an. Da aber nur Quatsch kommt, schalte ich ihn bald wieder aus und mache das Radio an.
Ich laufe in die Küche, wo wir einen Kalender hängen haben, wo alle unsere Termine drauf sind. Schaue kurz, ob ich diese Woche etwas drin habe. Ausser im Studio zu arbeiten, liegt nichts an. Mein Blick fällt auf das heutige Datum, in meinem Kopf fängt es an zu rattern. Nein bitte nicht, das darf nicht wahr sein. Ich bekomme Panik, meine Tage hätte ich vor mehr als einer Woche bekommen sollen, die haben sich noch nie verspätet. Schnell schnappe ich mir die Autoschlüssel und fahre zu einer Apotheke. Während der Fahrt, klammere ich mich an den Gedanken, dass dieser blöde Jetlag an allem Schuld ist.
Mit drei verschiedenen Schwangerschaftstests, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Jetzt sitze ich hier auf dem Sofa und starre die drei Tests an. Mein Blick wandert immer wieder zur Uhr, aber dadurch läuft sie leider nicht schneller. Die drei Minuten sind um, mit einem mulmigen Gefühl schaue ich hin. Nein, nein, nein, alle zeigen das gleiche Ergebnis an, ich bin schwanger. Wie konnte das nur passieren, ich habe die Pille immer regelmässig genommen, war auch nie krank. Ich lasse mich nach hinten ins Sofa fallen, die ersten Tränen bahnen sich ihren Weg. Was wird nur Samu dazu sagen, ich habe ehrlich gesagt Angst vor seiner Reaktion.
Als ich mich ein wenig beruhigt habe, rufe ich meine Frauenärztin Frau Virtanen an. Sie vertröstet mich auf einige Tage später, weil man erst in der 8. Woche etwas erkennen kann. Ich mache dafür einen Termin ab, der liegt zwei Tage bevor Samu wieder zurückkommt. Also habe ich gar keinen Jetlag, nein ich bin schwanger. Die nächsten Tage sind eine Tortur für mich, mein Gefühlsleben steht Kopf. Die Jungs merken zum Glück nichts, schieben meine Launen auf Samus Abwesenheit, worüber ich sehr froh bin. Was mach ich nur, soll ich es abtreiben oder behalten. Ich denke das ist eine Entscheidung, welche mein Schatz und ich gemeinsam treffen müssen.
Endlich ist der Tag gekommen und ich kann zu Dr. Virtanen. Zuerst werden die üblichen Untersuchungen wie Blutdruckmessen, Gewicht, Blut- und Pinkelprobe gemacht. Dann muss ich mich gedulden, bis ich abgeholt werde. Ich bin zu nervös um etwas zu lesen, mein Herz rast. Als ich meinen Namen höre schrecke ich hoch, folge der Sprechstundenhilfe. Der Ärztin fragt mich die üblichen Dinge, wie es mir geht, wann ich das letzte Mal meine Tage hatte. Dann erkläre ich ihr, dass ich die ganze Zeit die Pille genommen habe. Sie blickt mich verdutzt an, schaut in ihre Unterlagen und sagt „Haben sie die Pillen zufälligerweise mit dabei?“
Ich nicke, krame sie aus meiner Handtasche und reiche sie ihr. Jetzt schaut sie mich erschrocken an „Das sind nicht die, welche ich ihnen verschrieben habe. Das ist eine sogenannte Mini- Pille, die benutzen wir um rauszufinden, ob eine Frau auf die Inhaltstoffe reagiert, bevor wir die Spirale einsetzen. Der Wirkstoff ist sehr gering uns schützt nicht vor einer Schwangerschaft.“
Frau Virtanen entschuldigt sich rasch, während ich das soeben Gehörte verarbeite. Sie kommt mit einer Sprechstundehilfe zurück, die den Tränen nahe steht „Es tut mir unendlich leid, ich habe ihnen die falsche Packung gegeben. Habe mich so wie es aussieht vergriffen und nicht genau hingeschaut. Ich hoffe sie können mir meinen Fehler verzeihen.“
Im Moment weiss ich nicht was ich fühlen soll, Wut, Überforderung alles stürmt auf mich ein. Ich nicke nur abwesend mit meinem Kopf. Mit gesenktem Kopf verlässt die Sprechstundenhilfe das Zimmer wieder, Frau Virtanen sagt „Legen sie sich bitte hier hin.“
Sie zeigt dabei auf ein Liege, auf welche ich mich hieve, nachdem ich mich Untenrum frei gemacht habe. Der erste Ultraschall wird nicht über den Bauch gemacht, da würde man nichts sehen, sondern von Innen. Dir Ärztin dreht den Monitor zu mir und sagt „Dieses Bild ist stark vergrössert, in Wirklichkeit ist der Fötus nur 17 mm gross. Es ist alles in Ordnung, so wie es sein sollte.“
Ich schaue ungläubig auf das Bild und sehe einen Kopf, den Rumpf, zwei Ärmchen und Beinchen. Als ich den flackernden Punkt entdecke, der das Herz ist, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Aber dieses Mal sind es Freudentränen, etwas in mir hat sich schon jetzt für dieses kleine Krümelchen entschieden. Ich wollte nie Kinder, aber jetzt wie ich das sehe, hat sich mein Herz entschieden. Klar habe ich Angst, wer hat die schon nicht. Ich kann mich wieder anziehen, während Frau Virtanen das Bild ausdruckt. Sie reicht es mir und setzt sich mir gegenüber hin „Da es eine ungewollte Schwangerschaft ist, möchte ich erwähnen, dass eine Abtreibung bis zur 14. Woche möglich ist. Ich gebe ihnen Unterlagen mit, die sie sich ansehen können. Falls sie Fragen haben, können sie mich jederzeit anrufen.“
Mein Herz hat sich entschieden, ich kann und will dieses Krümelchen nicht abtreiben. Schützend lege ich eine Hand auf meinen Bauch, während die Ärztin mir erklärt, auf was ich achten muss und mir aufschreibt, was für Vitaminpräparate mit Folsäure ich nehmen sollte. Einen Termin für die nächste Untersuchung macht sie auch gleich mit mir ab. Mit wirrem Kopf verabschiede ich mich von ihr und hole mir bei der Sprechstundenhilfe meine Sachen. Sie kann mir kaum in die Augen sehen, ich halte kurz ihr Hand fest, was sie aufblicken lässt „Fehler können passieren, sie haben es nicht mit Absicht gemacht. Es musste wohl so sein.“
Sie lächelt mich an, dann gehe ich mit gemischten Gefühlen nach Hause. Samu erzähle ich vorerst nichts davon, ich entscheide mich mit ihm zwei, dreie Tage vor dem nächsten Untersuchungstermin zu reden. Ich hoffe er kommt mit und wenn er unser Krümelchen auf diesem Bild sieht, geht es im vielleicht gleich wie mir. Zu Hause setze ich mich erledigt hin, dass Muttergefühle einen so schnell überkommen können, hätte ich nie im Leben gedacht. Aber ich bin eines Besseren belehrt worden. Ehrlich gesagt habe ich Angst, was die Zukunft bringt und vor allem wie Samu reagieren wird.
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You're an angel not asking who I'am
FanfictionSamu erblickt wundervolle grünbraune Augen, wird es das Schicksal gut mit ihm meinen und sie wieder sehen...