Kapitel 57

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*Samu*

Immer wieder muss ich meinen Engel berühren, sie ist es wirklich. Dieser Traum hat sich so real angefühlt, mein Herz rast immer noch. Karina nimmt mich in ihre Arme, was mich beruhigt. Auch an ihr ist der gestrige Abend nicht spurlos vorübergegangen. Während wir eine gemeinsame Dusche nehmen, schmiege ich mich immer wieder an sie. Ich muss sie einfach spüren, nicht aus verlangen, ich brauche ihre Nähe. Karina spürt, dass es mir gut tut, sie beschwert sich nicht, wenn ich mich wie ein Klammeräffchen an ihr festhalte. Es dauert daher etwas länger, bis wir fertig sind.

Beim gemeinsamen Frühstück fühle ich mich schon viel besser, der Traum gerät immer mehr in den Hintergrund. Ich freue mich sehr, dass mein Engel mich heute ins Studio begleitet. Ihren ehrfürchtigen Blick, den sie hat beim Betreten der Räumlichkeiten, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Fröhlich werden wir von den Jungs begrüsst und ausgefragt, man könnte meinen wir haben uns Wochen nicht mehr gesehen und nicht erst vorgestern.

Mit Wohlwollen beobachte ich, wie sich Osmo bei Karina für sein Verhalten entschuldigt. Bei mir hat er es schon die vergangenen Tage getan. Ich bin glücklich, dass die Menschen, welche mir wichtig sind, gut mit meinem Engel auskommen. Sie haben sie auch in ihr Herz geschlossen und das nach so kurzer Zeit. Aber sie nicht zu mögen ist fast unmöglich, sie ist ein herzensguter Mensch. Wenn man erst einmal in ihrem Herzen ist, würde sie alles für einen tun. Ich muss nur aufpassen, dass sie sich nicht immer hinten anstellt und auch einmal auf sich achtet.

Das anstehende Gespräch bereitet mir ein ungutes Gefühl, ich suche Halt und greife nach der Hand von Karina. Damit fühle ich mich augenblicklich besser und erzähle den Jungs was gestern passiert ist. Sie sind alle sehr geschockt, allen voran Riku. Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen, das er gleich umkippt. Gezwungenermassen lasse ich die Hand meines Engels los und setze mich neben meinen besten Freund. Ich nehme ihn in meine Arme, merke wie die Anspannung langsam aus seinem Körper weicht.

Als er sich wieder ein wenig gefasst hat, lasse ich ihn wieder los. Mir würde es sicher gleich gehen, wenn mir einer der Jungs so etwas erzählt hätte. Sie sind für mich zu einer Familie geworden, ich liebe sie alle als wären sie meine Brüder. Wir reden noch ein wenig, bevor es ans Musikmachen geht. Beim Singen kann ich meinen ganzen angestauten Emotionen freien Lauf lassen. Es wirkt befreiend und nicht nur für mich, die Stimmung wird bei allen immer besser. Dieses Gefühl bei einem Song ist mit fast nichts zu toppen, denke ich mir.

Aber ich werde eines besseren belehrt. Mein Engel sitzt mit geschlossenen Augen da, sie wirkt glücklich und ihre Gesichtszüge sind entspannt. Ihre Lippen zieren ein leichtes und geniesserisches Lächeln. Ich singe jetzt nur für sie, lege all meine Gefühle für sie in den Song. Als dieser Endet ist es zuerst ganz still. Dann kommen allgemeine Äusserungen wie „Wow. Das war einfach perfekt, “ oder „Du hast noch nie so emotional gesungen.“

Karina lächelt mich durch die Scheibe an, hebt beide Daumen. Bei den folgenden Songs mache ich es genau gleich, sehe mir meinen Engel an während ich singe. Sie hat fast immer geschlossene Augen, aus denen sich ab und an vereinzelte glitzernde Tröpfchen stehlen. Welche ich am liebsten wegküssen möchte, auch wenn es nur Tränen der Freude zu sein scheinen. Da es bereits Mittag gewesen ist, Riku und Sami anfangen zu jammern, dass sie Hunger habe, machen wir eine Pause.  

Wir gehen in ein nahegelegenes Restaurant, zwischendurch ein Ortswechsel tut gut. Um die Gedanken wieder runter zu bringen. Studioarbeit ist eine emotionale Höchstleistung, man ist die ganze Zeit über im Ausnahmezustand. So eine Pause zwischendurch tut ganz gut, um ein wenig runter zu kommen. Es wird wie immer wild durcheinander gequasselt, aber aus Rücksicht in Englisch. Riku fragt Karina „Kannst du bitte morgen wieder ins Studio kommen? Wenn du dabei bist läuft es deutlich besser und dieser blonde Herr neben dir, singt so gut wie schon lange nicht mehr. Nicht das er jemals schlecht gesungen hätte, aber das heute Morgen war einfach nur überwältigend.“

Karina sieht mich fragend an, ich nicke ihr lächelnd zu und sie antwortet „Sehr gerne. Ich finde es einfach wundervoll euch zuzuhören.“

Ich gebe ihr einen Kuss und flüstere in ihr Ohr „Ich singe immer nur für dich mein Engel. So kann ich meine ganzen Gefühle in den Song bringen. Ich hole mir immer wieder Erinnerungen mit dir in den Sinn, oder sehe dich einfach nur an.“

Sie scheint von meinen Worten gerührt zu sein, legt ein wenig verlegen ihren Kopf an meine Brust. Ich hauche ihr einen sanften Kuss auf ihren Scheitel, streiche ihr über ihr weiches Haar. Sie löst sich von mir, was direkt ein Gefühl der Kälte hervorruft.  Aber so aneinander gelehnt können wir ja schlecht weiter essen. Wir gönnen uns einen leckeren Nachtisch, danach geht es wieder an die Arbeit. Der Rest des Tages verläuft ähnlich wie der Morgen, um acht Uhr machen wir Feierabend. Glücklich was wir heute alles geschafft haben, fahren wir nach Hause.

You're an angel not asking who I'amWo Geschichten leben. Entdecke jetzt