Mckenzie

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Ich kenne viele Geschichten über unsere Vorfahren, darüber wie sie einst lebten, in Stolz und Ehre. Aber auch darüber, wie sie gegen die britische Macht kämpften und kümmerlich untergingen. Die Engländer waren das Ende des Lebens der schottischen Clans, wie es sie einst gab.

Als Erbe einer langanhaltenden Reihe Clanoberhäupter, wurde mir von Kleinauf zu jeder erdenklichen Sekunde eingetrichtert, wie furchtbar es ist, was diese Nation uns antat. Und wenn man zusätzlich ein Zeitreisender ist, bedeutet dies, dieser Krieg hörte niemlas wirklich auf.

Als Vater mich und meine Brüder in die familiären Pflichten einführte und sich von Herzen wünschte, dass wir dieser einen Sache unser Leben verschreiben, hätte ich niemals damit gerechnet, dass es je so kommen würde.

Die Mckenzie sind treue, loyale Gefolgsleute des schottischen Volkes, ganz gleich in welcher Zeit. Und sobald ich in diesen Geheimbund eingeführt wurde, war mir bewusst, dass es mehr ist, als bloss eine Gruppe durchgedrehter Fanatiker. Es ging von vorneherein nur um dieses Kind, um dieses unschuldige Mädchen, dass unsere Königin zu retten versuchte.

Jetzt, da ich sie kenne... Jetzt da ich Emma's Wildheit, ihre trotzige Sturheit und die rebellische Ader selbst erlebt habe, ist mehr dazu gekommen, als blosses Pflichtgefühl.

Und als ich sah, wie sie von diesen Barbaren mitgenommen wurde, ich jedoch nur hilflos am Boden liegend zusehen konnte, machte ein Schalter im Inneren meines Kopfes laut klick.

Ich fühlte es durch meinen gesamten Körper; eine rasende, brennende Wut und eine fast schon hysterische Sorge, die sich bis ins Mark meiner Knochen frass. So tief, bis sie unendlich festsass und ich sie zu jeder Sekunde ihrer Abwesenheit und Ungewissheit ihres Zustandes fühlen konnte.

Beinahe einen Tag nach ihrer Entführung bin ich komplett fertig mit den Nerven. Ich raufe mir sinnbildlich jede zweite Minute die Haare und kann mich kaum kontrollieren, den Frust hinaus zu schreien.

Mein Onkel väterlicherseits traf gestern Nacht ein, als ich ihn rufen liess. Seitdem ist er ständig an meiner Seite und redet auf mich ein. Zu Beginn waren es vor allem Worte des Vorwurfs, doch nach einigen Stunden merkte er, dass sie ihn nicht weiterbrachten und er wechselte zu Ratschlägen. Jedoch bringt mich das fortan beinahe zur Weissglut.

Da diese kranke, gottesfürchtige Sekte das Wertvollste unserer Zeit in ihrer Gewalt hat, kann ich nicht viel tun, als Verbündete in allen Ländern und Ortschaften anfragen, ob diese möglicherweise etwas wissen.

Aber einfach nichts zu tun, hier rumzusitzen, macht mich wahnsinnig, es fühlt sich so an, als ob ich langsam und qualvoll meinen Verstand verliere, während ich mir die schrecklichsten Dinge ausmale.

»Nun, ich verstehe, dass du aufgebracht bist, immerhin lag es in deiner Verantwortung ihre Sicherheit zu gewährleisten... Aber dein Verhalten kommt mir ein wenig impulsiv vor.«

Ich sehe meinen Onkel einen Moment verwirrt an, vollkommen vor den Kopf gestossen. »Was soll das denn bedeuten?«

Er zuckt mit den Schultern. Wie nicht anders zu erwarten, trägt er die Brosche mit der Clansflagge der Mckenzies. Er liebt sie heissinnig.

»Sag du es mir, werter Neffe. Ich kenne die Sorge in deinen Augen und sie spricht keinesfalls von der Verpflichtung unserer Sache gegenüber. Magst du die Prinzessin etwa?«, fragt er, mit einem wissenden Blick.

Ich seufze, egal was ich jetzt sage, es spielt keine Rolle. Er ist sich seiner Vermutung ziemlich sicher. Also gehe ich einige Schritte auf ihn zu, sehe ihn an und sage: »Es ist unwichtig, was du denkst. Ganz gleich wo sie ist, was ich alles riskieren muss; ich werde die gesamte Welt abfackeln wenn es nötig ist, um sie sicher zurückzubringen. Denn das ist meine Aufgabe und ich werde sie erfüllen.«

Shadow of Past - Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt