Es dauert ungefährt fünf Sekunden bis die Information vollkommen in meinem Gehirn angekommen ist.
Wenn dieses Mädchen ins 20. Jahrhundert gebracht worden ist, dann zwangsläufig von jemandem der mir bekannt ist. Vielleicht bedeutet dies sogar, dass ich das Baby kenne. Dass sie mir wenigstens einmal begegnet ist...
Das 20. Jahrhundert würde bedeuten, dass sie in meinem Alter oder aber auch in Louisa's Alter sein kann. Und wenn meine Familie damit zu tun hat, wieso erfahre ich erst jetzt davon? Und wieso erfahre ich von einem mir komplett Fremden davon? Von einem Mckenzie? Das ist doch komplett lächerlich.
»Und? Was ist mit dem Mädchen passiert?«, frage ich ihn, noch immer durcheinander und übermannt von den Neuigkeiten.
»Die Sinclair's haben sie sozusagen adoptiert«, erwidert Fionn, mit noch immer unsicherer Stimme. Inzwischen klingt er, als ob er sich am liebsten im nächstbesten Schrank verstecken will.
»Ach ja?«, sage ich, als ob er mich verarschen will, »Wieso weiss ich davon nichts? Ich beschäftige mich seit Jahren mit der Geschichte der Sinclair's, darüber, was alles schief gelaufen ist während der Jahrhundert, ich weiss alles über diese Familie. Aber das Wichtigste habe ich zufälligerweise verpasst?!«, frage ich ungläubige.
Fionn wirkt unbeholfen, als würde er sich komplett unwohl in seiner Haut fühlen. Ich kann ihm sogar dabei zusehen, wie er sich beschämt am Kopf kratzt.
»Es ist wirklich... kompliziert, Emma«, versucht er sich zu verteidigen, aber auch wenn er möglicherweise ein guter Lügner ist - das ist echt erbärmlich!
»Du hast echt null Ahnung, wie das bei uns Zuhause so funktioniert hat, oder?«, rede ich einfach weiter. »Ich war die Einzige, die etwas konnte und die etwas tat. Also hatte ich logischerweise auch alle Informationen. Meine Eltern hätten mir solche Informationen auf jeden Fall gegeben, ich meine, das ist doch absolut relevant für den Fall mit Freya, oder etwa nicht? Im Grunde alles wofür sich meine Eltern seit meiner Geburt überhaupt noch interessiert haben - was zum Teufel ist mit Freya passiert!«
Fionn denkt einen Moment über meine Worte nach, sieht mich an, als wäre ich hysterisch und als ob er Angst hat, dass ich jeden Augenblick komplett den Verstand verliere, aufspringe und alle Sachen hier drin durch die Gegend schmeisse. Dann schnalzt er mit der Zunge und lehnt sich mit den Ellebogen auf die Knie. Sieht mich mit ernsten Augen an, bevor er mit verzweifelter Stimme sagt: »Emma, ich glaube nicht, dass du es aushältst, wenn ich dir jetzt die Wahrheit sage... Möglicherweise ruhst du dich aus und wir machen später weiter?«
»Ich glaube nicht, dass du es aushältst, wenn du mir jetzt nicht die Wahrheit sagst, mein Freund.«
»In Ordnung, aber bitte versprich mir, dass du mich nicht umbringst«, beinahe fleht er.
Darauf kann ich nur sarkastisch eine Augenbraue heben, denn ich bin nicht im Stande das zu versprechen.
»Damals, als Königin Mary das Kind wegschickte und es einer Angehörigen der Sinclair Familie anvertraute, wurde dies zu einer wahrhaftig aufwendigen Sache. Stell dir vor, dass immer jemand aus der Zukunft in die Vergangenheit reisen, das Kind mitnehmen und weiter bringen musste. Und das alles ohne, dass jemand etwas davon mitbekam, was gar nicht so einfach war, denn die englische Staatsmacht ist einer dieser Jemand. Dafür brauchten die Sinclair's etwa vier Monate. Das ist aber nicht wichtig...«, meint Fionn nachdenklich. Er scheint sich erneut genau zu überlegen, was und wie er fortfahren soll.
»Dieses Baby ist nicht einfach irgendwer im 20. Jahrhundert«, sagt er. »Du bist dieses Baby, Emma. Dein adoptiv Vater war derjenigen, der dich bei deiner Verwandten Louisa Sinclair abgeholt hat. So viel ich weiss, war dies sein letzter Sprung in der Zeit überhaupt. Und Louisa hat dich bei Freya geholt, bevor sie getötet wurde«, erklärt er weiter.
»Wie bitte?«, ist alles was ich dazu sagen kann. Dann sehe ich ihn nur noch an, als wäre er nicht ganz bei Trost.
»Du bist keine Sinclair, Emma. Du bist die Tochter von Mary Stuart, verstehst du? Und damit erbst du nicht nur den schottischen Thron, sondern streng genommen auch den französischen und den englischen, wenn du ihn geltend machen willst. Du bist eine Schottin. Eine gebürtige, wahrhaftige Schottin.«
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Shadow of Past - Band I
FantasíaEmma Sinclair fühlt sich durch die unerbittliche Strenge ihrer Mutter, der ständigen Forderung ihres Vaters und der Jahrhunderte alten Bürde, die auf ihr lastet, mehr und mehr einsam und verwirrt. Sie weiss nicht, wer sie ist und wohin sie gehört. S...