Wie komme ich hier weg?

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„Warum verzweifelst du, Soph?", fragte mich die innere Stimme von Mum. Doch als ich mich umsah, sah ich sie als Geist vor mir. Es war nicht so, dass sie aus Fleisch und Blut wie ich vor mir stand, es schimmerte leicht der Hintergrund durch sie hindurch, aber sie war immerhin da. „Mum", hauchte ich und starrte sie an. Sie lächelte. „Es tut mir Leid, was ich beim letzten Mal, als wir uns gesehen haben, gesagt habe. Ich weiß nicht warum, aber ich war in dem Moment einfach nur furchtbar sauer auf dich. Entschuldige." „Du musst dich nicht entschuldigen, Schatz. Das sollte dein Vater." Sie wirkte plötzlich viel älter, als sie eigentlich war und sah unglücklich aus, trotzdem behielt sie ihr Lächeln bei. „Weißt du, wie ich hier wegkomme?" Sie schüttelte den Kopf und im nächsten Augenblick war sie bereits schon wieder verschwunden.

Wie...? Ich verstand die Welt langsam nicht mehr? Was musste ich tun, damit ich wieder dahin zurückkehrte, wo ich herkam? Und warum tauchten meine Eltern auf?

„Cat", ertönte auf einmal hinter mir die sanfte Stimme von James. Verwundert drehte ich mich um. „Was tust du hier?", fragte ich ihn verwirrt und trat näher an ihn heran. „Ich möchte dir helfen." Er lächelte sein bestimmtes Cat-Lächeln.
Doch die friedliche Stimmung wurde unterbrochen:
„Du darfst ihr dabei nicht helfen.", erklang Sirius raue Stimme hinter James und ich hob den Kopf. „Das ist allein ihre Aufgabe. Wenn sie sie nicht allein schafft, bleibt sie für immer hier und das weißt du genauso gut wie ich, Krone." Sein Gesicht wirkte wie aus Stein, so als ob er eine Maske trüge, hinter der er ein Niemand war. Aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Er war nur sauer. Sauer auf mich und James, weil wir ihn und Lily betrogen hatten.

„Es tut mir leid, was ich dir angetan habe. Ich wollte das nicht.", versuchte ich ihm zu übermitteln, aber er unterbrach mich: „Du weißt, dass das nicht reicht. Und die drei bestimmten Worte tun es auch nicht." Er kam plötzlich näher, doch James stellte sich schützend vor mich. „Lass sie in Ruhe.", zischte er gefährlich und hätte Sirius beinahe ins Gesicht geschlagen, wenn ich seine Faust nicht aufgehalten und mich zwischen die zwei Streithähne gestellt hätte. „Stopp! Das bringt uns nicht weiter!", rief ich entsetzt. „Warum könnt ihr es nicht einfach mal lassen? Ihr seid Freunde, schon seit Ewigkeiten." „Du hast unsere Freundschaft zerstört!", feuerte Sirius mir entgegen. Ich sah im geschockt in die stahlgrauen Augen. So war er nicht, das wusste ich. Aber woher nahm er die ganze Wut?

„Hast du Sophie gesehen?", fragte der jüngere Sirius im Gryffindor-Gemeinschaftsraum meinen Bruder. Ich sah zu ihm hinüber und musste feststellen, dass er die Lippen zusammen presste und nicht glücklich aussah. Seine Haare, die sonst immer ordentlich gestylt waren, standen nun zerzaust von allen Seiten ab. Er schüttelte den Kopf, ohne Sirius anzusehen und starrte weiterhin ins Feuer. „Du weißt etwas. Sag's schon, Moony. Ich wird hier sonst noch verrückt vor Sorge.", fuhr Sirius plötzlich seinen besten Freund an und kam ihm gefährlich nahe. „Wo ist sie?" „Sie hat euch gesehen wie du weißt und war wütend." „Warum?" „Das weißt du genauso gut wie ich, Tatze!", erwiderte Remus hart und starrte ihm nun in die Augen. „Du hast Andromeda geküsst. Sie hat es gesehen und ist eifersüchtig geworden. Also beschwer dich nicht. Du wusstest ganz genau, dass meine Schwester zerbrechlich ist." Er war aufgestanden und stand jetzt direkt vor Sirius. „Also entscheide dich: Entweder du lässt sie entgültig in Ruhe, oder du liebst sie und zeigst ihr das auch. Und machst nicht gleich mit der nächsten rum." Sirius atmete geräuschvoll aus und ließ sich seufzend in den Sessel fallen. Er stütze die Ellenbogen auf die Knie und ließ sein gesicht in die Hände sinken: „Ich hab totalen Mist gebaut, oder?" Er schaute auf und blickte in das nickende Gesicht von Remus.

„Was...?", fragte ich und wusste nicht mehr wo ich war. War ich noch im Gemeinschaftsraum oder wieder in der Übergangs-Welt? „Du hast das gesehen, was du sehen solltest.", meinte Sirius, der nun wieder direkt vor mir stand. „Aber warum?" „Weil ich es wollte." Ich sah ihn verwirrt an und runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?" „Oh Mann! Die Besserwisserin weiß mal gar nichts. Was für ein Wunder!" „Verspotte mich nicht auch noch! Was willst du mir damit sagen?", schrie ich, doch er hörte mich bereits nicht mehr. Er war verschwunden. Und als ich mich umdrehte: James ebenso.

„Sirius", rief ich ihn, doch er hörte mich nicht. Wie auch, wenn er in meiner Welt steckte und das gerade nur ein Abbild seiner selbst war...? Und warum war James plötzlich auch gegangen? Ich dachte, er wollte mir helfen...
Warte, Moment. Na klar, das war's was er mir sagen wollte! Gott war ich bescheuert. Warum war ich nicht gleich darauf gekommen?
Wenn Sirius und James nur Abbilder ihrer selbst waren, dann musste das bei mir doch genauso sein, das hieße, dass ich nur noch aufzuwachen brauche. Die Frage war nur: Wie?

Es waren bereits bestimmt schon über zehn Minuten vergangen. Oder doch eher Stunden? Oder waren es Tage, Monate? Ich hatte die Zeit aus den Augen verloren. Ich wusste weder, wo oben noch wo unten war vom langen Nachgrübeln, wie ich denn nun hier rauskommen sollte. Ich hasste es hier inzwischen. Aber eine Idee hatte ich trotzdem noch nicht.
Warum kann nicht Sirius noch einmal kommen? Warum hatte er mich im Stich gelassen? Und warum hatte plötzlich James seine Hilfe angeboten, wenn mich doch eigentlich Sirius wahrhaft liebte?
Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich verstand Jungs nicht mehr! Warum bei Merlins Bart musste das Leben aber auch so kompliziert sein?
„Weil es sonst zu einfach wäre.", flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Und sie hatte Recht! Ohne Herausforderung war das Leben doch langweilig, oder? Und ich war definitiv nicht langweilig. Also: Wie komme ich hier raus?

Ach, wenn doch nur... Sirius!
Ich schluckte. Wenn er das hören wollte, war das zu einfach. Obwohl... Eigentlich ja doch nicht, denn ich musste James im Stich lassen. Gut, er hatte Lily, aber trotzdem...
Ich atmete noch zweimal tief ein und wieder aus und holte dann tief Luft, um: „Sirius. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Ich hasse mich dafür. Danke, dass du mir deine Erinnerung gezeigt und mir somit geholfen hast, auch wenn ich etwas länger dafür brauchte, als gedacht." Ich musste automatisch lächeln, doch als ich an meine nächsten Worte dachte, kamen mir die Tränen: „Ich liebe dich. Ich weiß, du wirst jetzt sagen, dass das diesmal nicht ausreicht und das weiß ich auch, aber ich sage es trotzdem: Ich liebe dich. Ich werde dich nicht wieder betrügen. Mit niemandem. Ich sage James was Sache ist, du hast mein Wort. Auch wenn es weh tut. Ich liebe dich."

Das war ab jetzt mein Mantra: Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.
Auf einmal wurde mir schwindelig und ich dachte schon, dass ich jetzt ins Reich der Toten abwandlen müsste, versackte dann aber in einem Tunnel, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er nie enden würde.
Doch dann sah ich das Licht...

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Entschuldigt, aber da musste einfach ein Aschnitt rein. Bei beiden Kapiteln.
Ich wollte Spannung wecken, aber das kennt ihr ja vielleicht, wenn ihr selbst schreibt.
Na dann, es geht ja heute noch weiter. Wenn ich mich solange schon nicht melde, sollt ihr wenigstens dann das dreifache zurückbekommen, wenn die Kappis dann auch noch so kurz sind. Viel Spaß beim weiter lesen. ich will euch nicht länger aufhalten...

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt