Bin ich im Himmel?

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„Du schon wieder?!", vernahm ich eine raue Stimme im Hintergrund. Ich erkannte sie als die Stimme von Sirius, aber er würde doch nicht so schlecht gelaunt auf mich reagieren, oder?
Naja, obwohl, ich hatte ihn ein weiteres Mal mit James – der zudem noch sein bester Freund war – betrogen. Auch wenn wir diesmal nicht miteinander geschlafen hatten, hatten wir uns doch geküsst und vor allem wenn man frisch verheiratet war, tat man sowas normalerweise nicht. Aber ich wusste selbst nicht genau, wo meine Gefühle – und besonders bei wem – standen. Doch warum hatte ich dann Sirius und er Lily geheiratet, wenn wir uns doch irgendwie gegenseitig anziehend fanden?
Tja, das war die Frage, die ich mir schon seit Monaten stellte, aber zu keinem grünen Zweig kam. Oh bei Merlin, das brachte mich jetzt auch nicht weiter, denn ich musste mich eigentlich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, aber wie sollte das funktionieren, wenn in meinem Kopf eine laufende Achterbahn der Gefühle fuhr und ich mich eher wie ein Teenager im Liebesdrama fühlte, als eine erwachsene, schwangere und zudem frisch verheiratete Frau.

„Also, was suchst du wieder hier, Cathrine?", ertönte die Stimme erneut in meinem Unterbewusstsein. Ich öffnete trotz des Druckes, der auf meinen Augenlidern lastete die Augen, kniff sie aber sofort wieder zusammen, da die Deckenleuchte so grell strahlte.
Doch als ich mich an das Licht gewöhnt zu haben schien und ich blinzelnd die Augen erneut öffnete, sah ich, dass das nicht die Deckenleuchte unseres Schlafzimmers war, sondern der grelle weiße Raum, in dem ich mich augenscheinlich befand.
Gut okay, als Raum hätte man es nicht bezeichnen können, aber was war schon die Definition von Raum? Ich meine, man hätte es eher als weiten unendlichen Himmel bezeichnen können. Aber die andere Frage war: Wie war ich hier her gelangt? Und besonders: Wenn das hier der Himmel war, war ich dann tot, oder war das hier die Übergangswelt?
In meinem Kopf schwirrte es nur vor Fragen und die nächste Frage, die ich von der Stimme hörte, trug nicht gerade zu einem Stillstand bei. „Cathrine, du weißt, dass ich ungemütlich werde, wenn man mir nicht antwortet.", beschwerte sie sich jetzt. Und als ich mich weiter umsah, merkte ich, dass das nicht nur eine Stimme ohne Gesicht war, sondern gleich eine mit einer unerfreulichen Gestalt, die ich überall hätte wiedererkannt. Und es war nicht wie zuerst gedacht Sirius oder James. Nein! Der der da in einem schwarzen Umhang ein paar Meter von mir entfernt barfuß auf dem vermeintlichen Boden stand, war niemand geringeres als mein Vater höchst selbst – oder besser bekannt unter dem Namen Voldemort, den aber auch jeder fürchtete und nicht nur ich.

Die erste Reaktion, die ich ihm entgegenbrachte, war anstarren und dann zurückschrecken, bei dem ich fast gestolpert wäre, doch glücklicherweise war dies hier kein Waldboden mit herausragenden Wurzeln. Das hätte mir noch geschadet!
„Was mache ich hier, verdammt noch mal?!", fuhr ich ihn dann hasserfüllt an. „Bin ich tot und das hier ist der Himmel?", ich blickte ihm verwirrt auf den Saum seines Umhangs, in der Angst, wenn ich ihm in die rötlich rauen Augen sah, dass er meine Gedanken hätte lesen können. Denn es gab ein Fach, in dem keiner besser war als er: Legili- und Oklumentik.
Obwohl, dann wärst du ja nicht hier, nicht wahr? Ich meine, du bist ja das Dunkle höchst persönlich, richtig?", setzte ich noch beleidigend hinzu, wobei ich hoffte, dass er mein leichtes Zittern in der Stimme nicht wahrnehmen konnte. Trotz dessen liebte ich es, meinen Vater zu verspotten, vor allem seit ich wusste, wer er war.

„So spricht eine Tochter nicht mit ihrem Vater. Und schon gar nicht mit mir!", zischte er leise, aber doch gut hörbar. Wenn er dies machte, verursachte es bei jedem eine Gänsehaut, doch ich war darauf bereits so trainiert, dass ich ohne Furcht weiter sprechen konnte: „Jetzt sag schon! Warum bin ich hier? Und was zum Teufel suchst du hier?" Ich war bereits jetzt schon genervt von ihm, aber das hatte er nun davon, wenn er immer um den heißen Brei herum reden wollte. Oder noch besser: Auf völlig andere Themen kommt.

„Ich weiß nicht genau, was dich hier her führt...", setzte er schleppend an, doch ich unterbrach ihn sogleich wieder: „Das hat dich aber auch gar nichts anzugehen. Schließlich ist das mein Leben und du hast da verdammt noch Mal nicht mitzubestimmen!" „Selbst wenn ich Großvater werden würde?", setzte er gleich drauf. Geschockt blickte ich ihm nun doch in die Augen. Wie konnte er das denn bitte wissen? „Ja, selbst dann!", fuhr ich ihn trotzdem an. Er sah mich forschend an und ich senkte meinen Blick schnell wieder, nicht dass er irgendetwas sah, was er nicht wissen sollte. Die Zwillinge oder mein Gefühlschaos zum Beispiel. „Ich bin dein Vater.", sagte er nur und ich spürte immer noch den forschenden Blick. Ich hob meinen Kopf und schleudert ihm entgegen: „Das ist mir egal. Du bist nicht mein Vater, jedenfalls nicht, wenn du dich so benimmst." „Jetzt benehme ich mich also falsch, ja?" „Ja, genau." Ich nickte und konnte die aufsteigenden Tränen fast nicht unterrücken als ich nicht gerade freundlich erwiderte: „Du hast deine letzten Enkelkinder selbst umgebracht. Oder umbringen lassen, das ist dasselbe. Wenn ich nichts mehr von dir wissen will, dann ist das jawohl nicht meine Schuld, sondern deine. Du hast Jake umgebracht ohne mit der Wimper zucken." „Du bist aber auch selbst daran schuld, wenn du deinen Nichts-Nutz rettest!" „Wenn du ihn nicht auf den Friedhof zu dir gebracht hättest, dann hätte ich ihn jawohl nicht retten müssen, oder?" „Ich wollte dich haben, nicht den Blutsverräter Black!" Ich schnaubte. Wenn ich so recht darüber nachdachte, brachte es ja doch nichts mit ihm zu streiten, wenn er eh immer nur das letzte Wort hatte. Also atmete ich noch einmal tief ein, ließ die Luft wieder aus und fragte zum gefühlten hundertsten Mal: „Warum bist du hier?"

Ich hatte schon befürchtet, er würde mir wieder mit einem anderen Thema kommen, doch dann seufzte er, wandte sich ab und schritt ein paar Meter davon. „Wie du vielleicht weißt, habe ich mehrfach versucht, Unsterblichkeit zu erringen.", sagte er nun aus der Entfernung, aber immer noch deutlich zu verstehen. „Und bist so oft gescheitert!", flüsterte ich eigentlich im Triumphton für mich selbst, doch er musste es gehört haben, denn er seufzte abermals. „Und was bedeutet das jetzt?" „Ich war noch nicht fertig.", zischte er plötzlich an meinem Ohr und hatte sich leicht zu mir herab gebeugt. Wie er von dort vorn so blitzschnell zu mir geraten war, wusste ich nicht. Es musste mit einem Wimpernschlag passiert sein. Ob ich das wohl auch konnte? Denn das wäre gerade sehr praktisch, denn ich hasste seine Nähe.
Er erhob sich und entfernte sich wieder einige Schritte. Ich atmete erleichtert aus und wusste gar nicht, dass ich die Luft angehalten hatte. Genervt verdrehte ich nun die Augen und ließ mich auf die Bank fallen, die inzwischen wie aus dem Nichts erschienen war. Ich streckte die Beine aus und ließ meinen Blick an mir herab gleiten und blieb an meinem nun nicht mehr gewölbten Bauch inne. Was zum Teufel...? Wie war das denn passiert?
„Tja, sowas geschieht hier nun Mal.", ertönte wie auf Kommando die Stimme von Voldemort. Anscheinend hatte er mich beobachtet, der Stalker. Er war erneut näher gekommen, doch hielt diesmal den gebührenden Abstand, sodass ich noch Luft zum Atmen hatte. „Vermutlich hast du es bei deinem Sturz erneut verloren."
Hörte ich da etwa Mitleid? Entsetzt starrte ich ihn an. Wie konnte er...
„Vermutlich?!", stotterte ich fast vor Besorgnis mit einem Hauch Entsetzten. „Ja. Sicher kann man sich da jedoch nicht sein.", sagte er nun nicht mehr mit Mitleid in der Stimme. Also hatte ich mich anscheinend doch geirrt, was seinen plötzlichen Sinneswandel betraf, denn somit hatte er mein aufkeimendes Vertrauen sofort wieder zunichte gemacht. Tja, selbst schuld. Aber was sollte ich auch anderes von ihm erwarten...?

„Nun, zurück zum Thema: Du wolltest genauer wissen, warum wir hier sind." Er runzelte leicht die Stirn und ließ sich neben mich auf die Bank sinken. Hoffentlich, ohne dass er es merkte, rückte ich ein Stück von ihm ab, sodass ich fast hinunterfiel. Aber es war mir egal, solange ich genügend Abstand zwischen uns gebracht hatte.
„Ich bin hier, weil ich nie ganz tot bin. Ein Teil meiner Seele bleibt immer hier zurück und verweilt hier solange, bis er wieder in meinen Körper einkehren kann. Ich hoffe, du verstehst?" Er drehte sich zu mir herum und sah mich von der Seite her an. Ich nickte nur. Als er jedoch bereits gehen wollte, hielt ich ihn auf: „Und wo sind wir hier?" Er legte den Kopf schief und kräuselte die Lippen. „Das solltest du wohl selbst herausfinden.", murmelte er, wandte sich dann um und verschwand mit wehendem Umhang im Nichts.

Toll! Er hatte mir zwar die Frage beantwortet, was er hier wollte, aber nicht, warum ich hier war. Beziehungsweise, wo ich hier war.
Obwohl... Wenn ich so recht darüber nachdachte, hatte er Andeutungen in seinen Antworten gegeben. Was war zum Beispiel mit „Ein teil meiner Seele bleibt immer hier zurück und verweilt hier solange, bis er wieder in meinen Körper einkehren kann."? Das würde doch dann heißen, dass der Ort hier, nicht der Himmel war, sondern wieder eine Art Übergang zwischen dem Reich der Toten und der Lebenden. Die Frage war jetzt nur: Wie würde ich wieder zurück ins Reich der Lebenden gelangen und nicht ausversehen im Reich der Toten landen? Nun, das würde dann erklären, was er hier machte. Aber was ich hier machte?
Vermutlich musste ich erst das herausbekommen, bevor ich gehen kann...

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So, endlich wieder ein neues Kappi, nach dem ich mich solange nicht gemeldet habe.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß am lesen. Keine Sorge, gleich kommt noch eins.
Ich hoffe, ihr konntet es vielleicht ein bisschen nachvollziehen.
Wenn nicht, fragt einfach.
Bis gleich ;)

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt