In dieser Nacht schlief ich schlecht. Ständig wälzte ich mich von links nach rechts und wieder nach links. Am liebsten wäre ich zu Fred ins Bett geschlüpft, um mich an ihn kuscheln und endlich schlafen zu können, doch das ging nicht. Ich hatte ihn abblitzen lassen gestern und wusste noch nicht einmal warum. Ja, George hatte Recht. Ich liebte ihn und er liebte mich, also was verdammt nochmal war eigentlich mein Problem? Mein und sein Alter wohl kaum, denn damit hatten wir uns einfach abgefunden. Und dass George anscheinend in mich verliebt war, hatte er mir gestern auch erzählt, dass das Humbug ist. Dass er nur für mich wie eine Schwester empfindet und das ist auch ganz gut so, denn dann brauchte ich kein schlechtes Gewissen mehr zu haben. Aber woran lag es dann?
Lag es daran, dass ich herausgefunden hatte, warum mich Lord Voldemort jagte und dass er mein Großvater war? Denn ja, ich hatte nicht das Bedürfnis Fred in Gefahr zu bringen. Das konnte ich mir nicht leisten. Wenn ich mit ihm zusammen war, dann würde Voldemort das früher oder später herausfinden und ihn benutzen, um an mich heranzukommen und das konnte ich nicht riskieren. Aber wie machte ich Fred das klar? Wenn ich es ihm sage, dann meint er, dass er das schon hinbekommen wird und ich akzeptiere es einfach, weil ich nicht ohne ihn konnte. Wenn ich es ihm nicht sage und mich von ihm fernhalte, wird es mir früher oder später wehtun und ich würde nur noch mehr Leute angreifen, denn Fred war der Einzige, der mich einigermaßen unter Kontrolle hatte. Also musste ich es ihm wohl oder übel doch sagen und einfach das Beste hoffen...Wieder versuchte ich einzuschlafen und als ich morgens einen kalten Waschlappen ins Gesicht bekam, wusste ich, dass ich anscheinend doch noch eingeschlafen war, wenn auch nicht lange.
Leicht genervt und verschlafen wischte ich mir den Waschlappen vom Gesicht, schwang meine Beine aus dem Bett und machte mich mit bequemen Sachen auf den Weg ins Bad.
„Gwen du – du siehst schrecklich aus.", sagte George als ich den Gemeinschaftsraum betrat. Er saß auf der Couch vor dem Kamin, mit ihm Hermine, Ron und Harry, der genauso verschlafen wirkte wie ich. Fred saß ein paar Meter entfernt eingesunken auf dem Sessel und starrte Löcher ins flackernde Kaminfeuer. Als ich ihn sah, hatte ich prompt wieder ein schlechtes Gewissen und hatte keine Ahnung, wo ich mich hinsetzen sollte. Dann klopfte George vor sich auf den weichen Teppich und ich versuchte ein klägliches Lächeln und ließ mich auf den Boden sinken an seine Knie anlehnend.
„Keine Sorge, dass haben sie zu mir auch gesagt. Genauso wie zu Fred. Und schau uns an: uns geht's gut.", sagte Harry mit einem ein wenig verrückten Grinsen. Besorgt sah ich ihn an, bis mir einfiel, dass er mich ja eigentlich hassen sollte, denn schließlich hatte laut den Aussagen von McGonagall, dem Minister und Hagrid mein Vater seine Eltern verraten. „Es tut mir leid, Harry.", sagte ich, doch er sah mich nur verwirrt an. „Weil mein Vater doch deine Eltern verraten hat.", half ich ihm auf die Sprünge, doch er zuckte nur mit den Schultern als wäre nichts. „Solltest du nicht eigentlich sauer auf mich sein und gar nicht mehr mit mir reden wollen?", fragte ich ihn jetzt verblüfft. „Was? Nein, warum denn? Du kennst deinen Vater doch kaum und ich glaube nicht, dass du zu dem Zeitpunkt oder gerade jetzt mit ihm unter einer Decke steckst, oder etwa doch? Denn dann würde ich mir das nochmal überlegen." „Nein, beim Barte des Merlin. Ich bin doch nicht verrückt.", sagte ich schockiert und lächelte ein wenig, doch innerlich wusste ich immer noch nicht – jetzt sogar noch weniger – was ich glauben sollte. „Gut, dann ist die Sache jetzt geklärt. Ich werde deinen Vater nicht jagen und du bist nicht auf seiner Seite. Also ist doch alles in Ordnung.", sagte er abschließend, stand auf und ging mit Hermine und Ron zum Frühstück, denn dieser hatte sich anscheinend schon seit einer Stunde darüber aufgeregt, dass er einen Mordhunger hätte. Doch bevor er den Turm verließ, drehte er sich noch einmal zu uns um und fragte: „Was ist mit euch? Habt ihr keinen Hunger? Ich freue mich schon auf das Weihnachtsfrühstück heute." „Wir kommen dann später nach, Brüderchen.", antwortete George für uns und das Portrait schloss sich wieder. „Und ihr beide redet jetzt gefälligst miteinander.", sagte er nun streng an uns gewandt und ich biss mir auf die Lippen. Ich konnte mich doch schlecht bei ihm entschuldigen und sagen...
„Also? Was ist nun? Schweigen bringt euch nämlich nicht wieder zusammen. Und nur so seid ihr glücklich.", forderte George uns auf, doch wir schwiegen beharrlich weiter. „Ich bleibe jetzt solange hier, bis ihr euch endlich wieder vertragen habt. Ich halte das nämlich nicht aus.", sagte er noch einmal und ich atmete tief durch und meinte: „Kannst du schon mal vorgehen? Ich... Ich würde das gerne mit ihm alleine klären." Er sah mich prüfend an, nickte dann aber und ging den anderen nach zum Frühstück.
Ich schluckte noch einmal, doch der Kloß in meinem Hals wollte nicht verschwinden. Ich räusperte mich und sagte dann: „Entschuldige, dass ich..." Genau zur selben Zeit hatte er sich anscheinend auch entschieden anzufangen und wir sahen uns kurz an und mussten grinsen. „Fang du an.", meinte er nur und sah mir in die Augen. „Ich... Ich kann das nicht, wenn du mich so anstarrst. Das verwirrt mich." Er grinste, diesmal wieder so, dass ich sein Grübchen sehen konnte, dass nur er hatte und sah woanders hin.
„Ich wollte dich nicht wegstoßen. Dass – okay, doch, es war meine Absicht, aber doch nur weil..." Ich stockte und versuchte es noch einmal: „Weil... Weil mein Großvater hinter mir her ist." „Häh? Dein Großvater? Der ist doch schon längst tot.", warf Fred verwirrt ein und starrte mich an. „Ja, schon, aber den meine ich ja auch gar nicht. Sondern... Sondern den richtigen Vater meiner Mutter." Er runzelte die Stirn, jetzt anscheinend noch verwirrtere als vorher. „Okay. Du kennst Tom Riddle?" „Tom Riddle?" „Alias Lord Volde-" „Sprich ihn nicht aus.", unterbrach er mich. „Nenn ihn-" „Ich werde meinen Großvater nennen wie ich will. Und wenn er Lord Voldemort heißt, dann ist das eben so." „Du verarschst mich?" „Nein. Warum sollte ich mit sowas spaßen? Ich finde das nämlich überhaupt nicht komisch." „Okay.", sagte er und atmete tief ein, „Du-weißt-schon-wer ist also dein Großvater. Na klasse. Wirst du jetzt auch böse?" Er lächelte verschmitzt und ich schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Vor allem dann nicht, da ich weiß, was er meiner Mutter und Großmutter angetan hat. Das Problem ist..." „Oh nein. Jetzt kommen wir zu dem Punkt, an dem du mich am liebsten verlassen oder wieder von dir stoßen wölltest, weil ich ja in Gefahr geraten könnte." „Ich meine das ernst, Fred. Ich will nicht..." „Hey", sagte er sanft, trat auf mich zu und schloss mich in die Arme, „Du sollst doch deswegen nicht weinen. Mir passiert schon nichts." „Das sagst du so einfach. Ich... Ich kann mich kaum unter Kontrolle halten. Nur du schaffst das. Und wenn... Wenn du nicht mehr da bist oder du... du in Gefahr wärst, dann..." „Dann würdest du natürlich nicht ohne nachzudenken lossprinten, nur um mich zu retten." „Doch.", sagte ich unter Tränen und drückte ihn leicht von mir, sodass ich ihm in die braunen Augen sehen konnte, „Doch. Ich würde für dich-" „Wehe. Das wirst du nicht tun. Du wirst dich nicht in Gefahr bringen, nur weil Du-weißt-schon-wer deine größte Schwäche herausgefunden hat." Ich sah ihn unter Tränen an, lange und ich wusste, dass ich alles für ihn tun würde, denn ich hatte gemerkt, dass ich ohne ihn nicht konnte, dass ich ohne ihn gefährlich war.
„Gib's doch zu: Du würdest das auch tun.", sagte ich nach einiger Zeit. Er seufzte, sah mich gequält an und in dem Moment wusste ich, dass er genauso fühlte und dass es uns vielleicht sogar stärker macht, wenn wir nur zusammenhalten. „Du würdest das auch tun. Mich retten, obwohl du in Gefahr gerätst. George hat mir erzählt wie verzweifelt du warst, als ich vom Besen gestürzt bin." Er lächelte leicht, drückte mich abermals an sich und mir einen Kuss aufs Haar. „Ich liebe dich.", murmelte er in meine Haare und drückte mich wieder von sich, sodass wir uns wieder in die Augen sahen. Ich nickte und legte meine Lippen sanft auf seine. Der Kuss schmeckte durch meine Tränen ein wenig salzig, hatte aber auch etwas bitter Süßes dabei. „Ich liebe dich auch.", hauchte ich gegen seine Lippen und löste mich von ihm. „Ich hab jetzt aber dummerweise einen Bärenhunger." Er grinste und meinte: „Dann wollen wir die junge Lady nicht verhungern lassen, nicht dass sie noch über den gutaussenden Freund herfällt." Ich grinste auch und zusammen machten wir uns auf den Weg in die große Halle.
DU LIEST GERADE
Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)
Hayran KurguDies ist die Geschichte Cathrine Sophie Lupin's, ja richtig gehört, sie ist die Schwester von Remus Lupin. Durch einen Unfall ist sie zum Wolfsblut geworden und wurde bis jetzt Zuhause unterrichtet und darf nun endlich wie ihr Bruder auch nach Hog...