Immer wieder diese Ratte

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Immer noch starrte ich auf die Stelle, an der Sirius vor wenigen Minuten noch gestanden hatte. Ich verstand es einfach nicht. Warum kamen auf einmal lauter Auroren? Warum war Sirius unter Mordverdacht – wenn man es denn überhaupt als Mord bezeichnen konnte. Schließlich war er es nicht, der die Straße in die Luft gejagt hatte, sondern Peter. Und warum fand man von dieser Ratte – entschuldige Peter – nur noch einen abgetrennten Finger? Wo war der Rest der – kotz – Leiche?
Tausend Fragen, die ich mir stellte, während ich mir bewusste wurde, dass ich hier nicht stehen bleiben konnte. Ich schüttelte also den Kopf, um die wirren Gedanken hinaus zu werfen, sah mich noch einmal wehmütig zum zerstörten Potter Haus zu und apparierte schließlich mit einem Seufzen vor unsere Haustür. Erschöpft sank ich auf die Stufen, zog die Beine an und vergrub mein Gesicht, das mittlerweile von Tränen verschmiert war, in meinen Händen.
Warum zum Teufel wurde er verhaftet? Nur weil sie den Finger und ihn auf der zerstörten Straße sahen? Das war noch lange kein Grund. Er hatte nichts verbrochen. Peter war derjenige. Nicht Sirius!
„Verdammter Mist aber auch!", fluchte ich und mit einem Mal zersprang die Mülltonne vor dem Gartentor. Im nächsten Moment hörte ich dumpfe Schritte, die Tür wurde aufgerissen und ein heller Lichtstrahl erfüllte die verhängnisvolle Nacht. Gleichzeitig fingen zwei kleine Kinder an zu schreien.

„Hey. Was ist los? Wegen deinem Lärm sind die zwei aufgewacht.", sagte Remus hinter mir halb besorgt, halb fluchend. Wahrscheinlich hatte er sie eben erst zum Einschlafen gebracht und dann kam ich und zerstörte die Ruhe. „Tut mir leid", murmelte ich und starrte mit verschwommenem Blick auf die Kieselsteine, die den Gartenweg säumten. „Ich hab nur..." „...deine Wut ausgelassen.", beendete er für mich den Satz und ließ sich neben mich auf die Stufen sinken. Das Geschrei der Kinder war verebbt. „Wo ist Sirius?" Ich schluckte. Ich konnte ihm doch nicht einfach sagen, dass er verhaftet wurde und Peter spurlos verschwunden war. Doch die Wahrheit wollte ich ihm nicht vorenthalten, er war ihr bester Freund. „Er wurde verhaftet und Peter ist spurlos verschwunden. Das Haus von Lily und James ist zerstört genauso wie die Straße davor. Viele Muggel sind wegen Peter gestorben und Lily und James sind..." Ich hatte wieder angefangen zu schluchzen. Remus schlang liebevoll seine Arme um mich und ich konnte mein Gesicht in seinem Hemd vergraben. „Warum wurde er verdammt nochmal verhaftet? Warum hat Peter die Straße in die Luft gejagt und ist jetzt spurlos verschwunden? Ich versteh das alles nicht." Mein Bruder strich mir über die Haare, um mich zu beruhigen. Und irgendwie klappte es. Nach einer Weile schniefte ich nur noch und er reichte mir ein Taschentuch. „Danke", murmelte ich und schnaubte. „Kannst du's mir nochmal ganz im Detail sagen, was nun überhaupt passiert ist? Ganz ehrlich: Ich hab von deinem Geschluchzte nur die Hälfte verstanden – wenn's hoch kommt." Er grinste und ich musste lächeln. „Na siehst du, geht doch."
Ich schluckte. „Okay, noch mal von vorn.", versuchte ich es und auf einmal ging es.

„Wir kamen in Godrics Hollow in einer der Seitenstraßen an und liefen zum zerstörten Haus von Lily und James. Ich hatte die ganze Zeit das komische Gefühl, dass uns jemand beobachtete, doch Sirius wollte davon nichts wissen und ist einfach voraus gelaufen. Als ich dann das Haus sah, hoffte ich noch, dass sie noch am Leben wären, doch dem war nicht so. Erst James, der...", ich schniefte, „...der... der reglos auf dem Treppenabsatz lag und mit seinen braunen Augen starr an die Decke schaute." Erneut sammelten sich in meinen Augen Tränen. Remus, der dies bemerkte, legte erneut einen Arm um mich, zog mich an sich und meinte: „Du musst das Erlebnis nicht erzählen, wenn du nicht kannst. Du kannst es auch einfach überspringen und zum verwirrenden Teil übergehen." Ich schluchzte auf und hauchte: „Es tut so verdammt weh. Nicht nur er, sondern auch Sirius ist weg. Ich halt das nicht aus." „Ich weiß.", lächelte er besänftigend und auch in seinen Augen glitzerten bereits die Tränen. „Ich kenn das, glaub mir." Ich wusste woran er dachte. An den Angriff auf Hogwarts, bei dem sie umgekommen war. Er hatte das nie ganz verkraftet.

Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte es dann weiter: „Als wir dann bei Lily im zerstörten Kinderzimmer von Harry waren, zischte plötzlich ein roter Blitz knapp an uns vorbei. Hätte er mich nicht runtergedrückt, wär ich jetzt nicht hier." Ich musste lächeln. Er hatte mir in den letzten Sekunden, in denen er bei mir war, zwei- oder sogar dreimal das Leben gerettet. Ich schniefte. „Jedenfalls, ich bin dann als Erste unten gewesen und Sirius hat mich dann eingeholt und stand dann an der Tür hinter mir. Am Gartentor stand Peter und hatte den Zauberstab auf uns gerichtet. Sirius ist ihm entgegen und hat ihn irgendwie bedroht. Dann hatte er Peter fast so weit, doch im nächsten Moment ging die Straße hoch. Peter hatte sie in die Luft gejagt. Geschätzt hundert Muggel sind wegen ihm gestorben und von ihm ist nur ein Finger übrig geblieben. Dann hab ich in dem ruß verhangenen Nebel Sirius gesucht und wollte schon nach ihm rufen, als ich ihn sah, doch er wurde in dem Moment von Auroren umzingelt. Mich beachteten sie nicht, er hatte James Tarnumhang über mich geworfen und mich mit einem Zauber belegt, der sich erst auflöste, nach dem er mit den Auroren verschwunden war. Sie haben ihn einfach verhaftet. Nur weil sie einen abgetrennten Finger und hundert tote Muggel auf einer zerstörten Straße gesehen haben. Aber was ich merkwürdig fand: Er hat gelacht. Er hat schallend gelacht. Ich hab ihn verrückt gehalten und die Auroren wohl auch. Vielleicht war das noch ein Grund. Aber irgendetwas muss ihm aufgefallen sein, dass mir entgangen ist. Sonst würde er doch nicht einfach in so einer Situation lachen, oder?", wandte ich mich nun an Remus, der hatte jedoch seinen Blick starr auf das Gebüsch auf der anderen Straßenseite gerichtet. „Remus? Alles klar?" Er ignorierte mich. „Remus!", sagte ich noch einmal lauter und rüttelte nun an seiner Schulter. Endlich erwachte er aus seiner Starre und meinte: „Was?" „Warum starrst du das Gebüsch an?" „Ich dachte ich hätte...", begann er, unterbrach sich dann jedoch selbst, schüttelte den Kopf und meinte dann: „Ach nichts. Komm, lass uns reingehen. Die Kinder vermissen uns bestimmt schon und außerdem wird's mir langsam zu kalt." Er erhob sich und starrte aber immer noch auf dasselbe Gebüsch. Ich erhob mich ebenfalls, wandte mich zur Tür, drehte den Türknauf und öffnete sie. „Kommst du?", fragte ich ihn, doch er reagierte schon wieder nicht. „Was ist denn da?" „Nichts." Er schüttelte erneut den Kopf und ging murmelnd ins Haus: „Ich schwöre, ich hätte die beiden gesehen. Da muss ich mich wohl getäuscht haben. Verrückt!"

Plötzlich raschelte es im Gebüsch auf der anderen Straßenseite, das, dass Remus die ganze Zeit angestarrt hatte. Ich wandte mich um und starrte ins Dunkle. Ich konnte nur Schemen wahrnehmen und eine Ratte, die durchs Gras huschte. Der Wind flaute auf und rauschte an mir vorbei, ließ mich frösteln, sodass ich mich ebenfalls umwandte und ins Haus ging. Merkwürdig. Ich hätte schwören können, dass es dieselbe Ratte gewesen ist...

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So, das war es auch schon wieder von mir. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr kommt jetzt vielleicht eine Weile ohne aus. Denn ich muss zugeben, ich sollte eigentlich zurzeit an meiner Facharbeit schreiben. Aber FF macht eben mehr Spaß - wer kann mir das schon übel nehmen? *Lach*

Na dann, bis zum nächsten Mal,
Eure Sophie

P.S. Vielleicht habt ihr ja schon Vermutungen angestellt, wer diese Ratte sein könnte oder was das mit Peter und Sirius zu tun hat.

P.P.S Schlaft schön...

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt