Nachts im Krankenflügel

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Schwarze Wolken haben sich über Hogwarts zusammen gezogen, denen man es ansieht, dass diese bald ihre Schleusen öffnen und man dann durch die Regenschwaden kaum noch einen Meter weit sehen kann. Plötzlich zuckt ein Blitz über den dunklen Nachthimmel und gewährt den Blick auf eine dunkle schmale Gestalt, die zwischen den Ästen der Weide hervorkommt, um über die Ländereien auf Hogwarts zu zugehen. Sein Ziel: Die Ratte. Aber vorher muss er sie noch dringend sehen. Sie beide. Seine Mädchen.
Als ein eisiger Wind aufkommt, der sogar die Äste der Peitschenden Weide umbiegt und diese sich ächzend dagegen wehren, zittert der junge Mann und schlingt seine Arme fester um seinen Körper. Nur schnell weg hier, nicht dass er noch krank wurde. Das konnte er definitiv gerade nicht gebrauchen. Er setzte auf seine Kräfte, um sich an seinem besten Freund rächen zu können. Der konnte was erleben. Und wie hatte Moony noch gleich gesagt? Ach ja: „Harry hat ihn angeblich auf unserer Karte gesehen. Und die Karte lügt nicht. Er muss sich irgendwie eingeschlichen haben." Darauf hatte Sirius selbst nichts erwidern können, hatte bloß genickt und gemeint, dass dieser seine Rache bekommen würde. Dieses Jahr noch. Am besten jetzt gleich. Als er sich jedoch an letzte Nacht erinnerte, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass es gar nicht so einfach war, an die Ratte des Rothaarigen zu gelangen. Dumm nur, dass dieser aufgewacht war und ihn mit einem Dolch in der Hand gesehen hatte. Seines Zauberstabes wurde er ja leider in Askaban entledigt, also blieb ihm nichts anderes übrig als auf Muggle-Methoden zurück zugreifen. Und was machte der Vollpfosten von einem Sohn seiner alten Freunde? Beschuldigte ihn, ihn und Harry umbringen zu wollen. So ein Quatsch.

Als er endlich die letzte Stufe erklommen hatte, wandte er sich nach links und öffnete wenig später die Tür zum Krankenflügel. Remus hatte ihm erst gestern erzählt als er ihm Essen und Trinken brachte, dass seine Tochter eingeliefert worden war und es ihr mehr als nur schlecht ging. Er sagte etwas vom schwarzen Mal und prompt wusste Sirius, was er damit meinte. Cat ging es mal genauso und was musste passieren? Genau, Schniefelus kam an und rettete sie. Schönen Dank auch.

Er schlich sich auf leisen Sohlen zu dem einzigen belegten Bett in der hintersten Ecke des Krankenflügels. Da lag sie. Seine Tochter, die genauso schön war, wie ihre Mutter. Er liebte sie beide, obwohl er seine eigene Tochter gerade einmal in ihren ersten Monaten begleiten durfte. Wie unfair doch das Leben war. Ihre langen schwarzen Haare lagen in Locken um ihren Kopf drapiert und sie schlief friedlich. Leise zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich mit der Lehne voran drauf und strich ihr liebevoll durch ihr Haar. Als sein Daumen leicht ihre Wange berührte, blinzelte sie plötzlich. Gott, wenn sie mich so sieht, rastet sie aus. Ich hatte sie verlassen. Dachte er bei sich und im nächsten Moment sah man nur noch einen schwarzen Labrador mit strubbeligen Fell, der sie aus seinen braunen Augen warm anstarrte.

Gwendolyn musste mehrmals hinsehen, um auch zu wissen, dass sie das nicht träumte. Wie kam bitte dieser Hund hier her? Und... kam er ihr nicht irgendwie bekannt vor? Aber klar, erinnerte sie sich an den Abend, als er sie vom Gebüsch gegenüber ihres Zuhauses genauso angesehen hatte wie jetzt eben. Aber derselbe Hund? Es gab doch bestimmt viele schwarze Labradore in ihrer Wohnsiedlung. Ganz bestimmt. Aber hier auf Hogwarts? Nein, unwahrscheinlich. Also musste es doch derselbe Hund sein wie an dem Abend. Merkwürdig. Was wollte er bloß von ihr. Sie runzelte die Stirn und unterbrach endlich das Gedankenchaos in ihrem Kopf, als sie ihn mit hochgezogener Augenbraue leicht anlächelte – und sie könnte schwören, dass er ihr zurück gelächelt hatte – und sagte: „Na wer bist du denn?" Er bellte leise und schmiegte seine feuchte Schnauze an ihre Handfläche. „Und woher kommst du?", fragte sie weiter, obwohl sie eigentlich wusste, dass Tiere ihr nicht antworten konnten. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der Hund sie verstand. Wie und warum dem so war, wusste sie nicht, aber sie schwörte darauf, dass sie ihn kannte und er sie. Aber woher? Wann hatte sie ihn gesehen? Gut, den Abend in den Ferien, an dem sie noch Zuhause war, mal ausgeschlossen. Sie konnte sich nicht erinnern.

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt