Verwirrte Augenblicke

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Zur selben Zeit machte sich ein rothaariger Junge im Gryffindorturm um seine beste Freundin Sorgen. Er vermisste sie. Schon jetzt, wo sie nur so kurz nicht da war. Vermutlich hatte er sogar mehr Gefühle für sie, als er selbst wusste. Und auf irgendeine Art und Weise hasste er sich dafür. Er wusste, dass sein Bruder sie liebte und trotzdem konnte er sie nicht zurück halten. Warum, wusste er nicht. Aber es war einfach so.

Währenddessen betrat der identisch aussehende Bruder den Turm und ließ sich neben ihm auf die rote Couch vor dem Kamin fallen. „Hey, alles klar bei dir, Brüderchen?", fragte er gut gelaunt und besah besorgt seinen Zwilling, der mit den Ellbogen auf den Knien aufgestützt seine Hände in den leuchtend orangeroten Haaren vergraben hatte. Doch dieser reagierte nicht. „Hey, Freddie? Was ist los?", fragte er erneut, diesmal nicht mehr mit einem Lächeln im Gesicht, sondern mit gerunzelter Stirn und legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. Dieser zuckte vor Schreck zusammen. Als er die Hände von seinen Haaren zu seinem Gesicht hinunterrutschen ließ, ertönte auf einmal ein Schluchzen und die erste Träne tropfte auf den weichen Teppichboden. „Fred", sagte George noch einmal und drehte seinen Bruder zu ihm um. „Bei Merlins Bart, was ist denn passiert?", fragte er, nahm die Hände vom Gesicht seines Bruders und drückte ihn an sich. „Ich bin für dich da. Du kannst mir alles sagen. Das hatten wir doch abgemacht, nicht?" Er bemerkte wie das Schluchzen leiser wurde und drückte ihn wieder leicht von sich, sah ihm in die verquollenen Augen bis dieser endlich zu sprechen begann: „Sie liegt im Koma." „Was? Wer?" Nun war er nur noch mehr verwirrt als davor schon. „Gwendolyn. Sie sagen, sie steht am Abgrund." „Am Abgrund? Wie meinst du das?" „Gwen's Mutter ist da. Bei ihr. Sie meinte, dass es etwas mit dem Tattoo zu tun hat, dass sie auf ihrem Schulterblatt trägt. Eine Triskele. Ich..." „Du musst nichts mehr sagen, wenn du das nicht willst. Ich versteh dich." „Nein, kannst du nicht!", rief Fred auf einmal aufgebracht und sprang von der Couch auf. Lief im Raum auf und ab und raufte sich wieder die orangeroten Haare, die im Feuer des Kamins glänzten.

„Du solltest mich dafür hassen.", sagte er nach einer Weile schluchzend und stützte sich auf die Fensterbank auf. Starrte hinaus, wo sich die Regenschlieren am Fenster entlangzogen und die Peitschende Weide im Sturm hin- und herwogte. Hoffentlich brach sie nicht ab, hoffte er und musste prompt an Gwendolyn denken. An ihr Lachen, wenn sie frei über die Wiese im Frühling tanzte oder ihr nachdenkliches Gesicht, wenn sie im Raum der Wünsche für ihn Klavier spielte. Er wusste, dass er mehr für sie fühlte als ein Bruder für seine Schwester oder als ein bester Freund seine beste Freundin. Und er verstand einfach nicht, warum es sie traf. Was hatte sie mit Voldemort zu tun? Und vor allem:

„Warum hasst du mich nicht dafür?" Er drehte sich ruckartig um und sah seinem Bruder in die Augen mit Sprenkeln. Dieser sah ihm verwirrt und mit gerunzelter Stirn entgegen und wollte schon etwas sagen, da unterbrach er ihn wieder: „Wegen Gwendolyn. Du liebst sie. Das sieht man dir an." ER begann wieder leise zu schluchzen. „Und was mach ich? Dein eigener Zwilling nimmt sie dir weg.", fuhr er fort, ging einige Schritte auf ihn zu und begann auf ihn ein zuschlagen. „Warum, sag's mir. Warum hasst du mich nicht dafür?" Er schluchzte und brach auf seinen Knien zusammen. George, der versucht hatte ihn zu halten, sackte mit ihm zusammen und so saßen sie da: Der eine schluchzend, das Gesicht im Hemd des anderen vergraben und der Andere ihn haltend und nicht so recht wissend, was er tun sollte.

„Was willst du von mir hören, Freddie?", fragte er nach gefühlten Stunden, nachdem das Schluchzen wieder verklungen war und nur noch vereinzelte Tränen über die Wangen seines Bruders liefen. „Dass du mich hasst?", fragte er leise und sah ihn aus roten Augen fragend an. „Dich hassen? Du bist mein Bruder. Mein Zwilling. Selbst wenn ich wöllte, könnte ich dich nicht hassen." Er sah wie Fred schluckte und versuchte den Kloß in seinem Hals zu beseitigen. „Aber dir liegt noch etwas auf dem Herzen.", stellte er fest und sah ihn forschend an. Fred nickte. „Ich..." „Du liebst sie. Und sie dich." „Ich... Woher?" „Man sieht es euch an. Ihr hängt nur noch zusammen. Ihr habt Geheimnisse, die ihr nur untereinander teilt. Am Anfang habe ich mich ausgeschlossen gefühlt, aber als ich dich mit ihr im Krankenflügel sah..." Er ließ den Satz unausgesprochen, denn er wusste, dass sein Bruder wusste, was er sagen wollte: „Ich sehe wie viel sie dir bedeutet. Vermutlich mehr, als sie mir. Sie ist wie meine Schwester. Das weiß ich jetzt. Ich freu mich für euch und hoffe, dass es ihr besser geht. Sie ist doch nur vom Besen gefallen, oder? Warum steht sie dann plötzlich am Abgrund?" „Ich weiß es doch auch nicht. Ich... Ihre Mutter sagte etwas von Voldemort, aber... Was soll Gwen denn mit Du-weißt-schon-wem zu tun haben? Das ergibt doch gar keinen Sinn." „Vielleicht muss es auch gar keinen Sinn ergeben.", rätselte George weiter und stand vom Boden auf. „Du, ich glaub ich geh ins Bett. Ich bin müde. Schlaf dann gut und mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird schon alles wieder." „Ja, gute Nacht, Georgie.", erwiderte Fred und brachte sogar ein leichtes Lächeln zu Stande.

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt