Endlich mal die Wahrheit?

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*Cathrines Sicht*

In dem Moment in dem ich auf dem nicht mehr ganz so verlassenen Friedhof ankam, stand er direkt vor mir und beäugte mich misstrauisch. Doch das war nicht das Verwunderte daran. Nein. Er sah fast genauso aus wie ich. Gut, er hatte seine schwarzen zerzausten Haare hoch gegeelt und seine Augen waren auch nicht graugrün wie meine, sondern trafen eher ein strahlend helles blau, was sie nur noch mehr hervorhob.
Ich starrte ihn einfach nur an. Ich konnte gar nicht anders, die Ähnlichkeit war einfach gruselig. Er trug einen schwarzen Kapuzenumhang und gehörte deshalb vermutlich trotzdem zu meinem Vater und seinen Gefolgsleuten.

„Kennen wir uns irgendwoher?", fragte er mich mit einer rauen, aber angenehmen Stimme. Er sprach nur das aus, was ich die ganze Zeit über dachte. Er kam mir irgendwie bekannt vor. So, als hätte ich ihn schon mal irgendwo gesehen.
„Ich weiß nicht genau.", antwortete ich daraufhin und zuckte die Schultern. „Du kommst mir auf jeden Fall bekannt vor."

Ich zuckte erschrocken zurück und drehte blitzschnell meinen Kopf, aus welcher der schrille Schrei gekommen war. Und genau in dem Moment fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt hier war. „Hör zu. Du musst mir helfen." Als ein erneuter schmererfüllter Schrei ertönte, der dann aber langsam nur noch zu einem Wimmer abebbte, spürte ich bereits heiße Tränen in meinen Augen. „Du folgst ihm." Ich zuckte kurz mit dem Kopf in Richtung meines Vaters. „Ich weiß das, du trägst seinen Umhang und verhältst dich ähnlich wie er." Er sah mich nur überrascht an und wollte gerade zu einer Frage ansetzten, als ich ihn auch schon wieder unterbrach: „Ich möchte trotz dessen, dass du mir hilfst, weil ich weiß, dass nicht alle seine Todesser so sind." Bei dem Wort schluckte ich hart. Mir gefiel die Aussprache davon nicht und vor allem, was es mit diesem Wort auf sich hatte. „Der, der dort gefoltert wird, gehört zu mir. Und du weißt das. Das erkenne ich an deinem Gesicht. Du hast ihm nur Folge geleistet, was er dir aufgetragen hat. Das nehme ich dir nicht übel. Nein, ich würde es eher mir vorwerfen, weil ich weiß, dass ich genauso handeln würde. Aber das beiseite: Ich möchte..."

Doch ich unterbrach mich selbst, als ich die Stimme meines Vaters wieder genauer wahrnahm: „Wenn er sich mir nicht unter dem Folterfluch ergibt, dann vielleicht, wenn ich sie foltere."

Ich erstarrte. Ich stand stock steif da und konnte mich nicht bewegen. Selbst wenn ich gewollt hätte, es ging einfach nicht. Auch nicht als mir eine sehr bekannte Stimme entgegenschrie, dass ich weglaufen sollte. Mich in Sicherheit bringen. Doch es ging einfach nicht.
Erst als: „Soph, verschwinde hier."

Ich drehte mich wieder ruckartig zu dem jungen Mann um.
Mein Herz pochte wie verrückt und Blut rauschte durch meine Ohren, doch ich wusste, dass ich mich nicht verhört hatte. Es war seine Stimme. Die Stimme, die ich schon Jahre lang nicht mehr gehört hatte. Die Stimme, die ich schrecklich vermisst hatte, es aber in Vergessenheit geraten ist seit...

„Oh mein Gott.", hauchte ich. Mir liefen heiße Tränen die Wange herunter. „Luca"
Ich hob meinen Kopf. Ich hatte die ganze Zeit vor Angst auf das nasse Gras unter seinen Füßen gestarrt. „Wie...?"

„Das möglich ist?", sagte mein Vater mit kalter Stimme schmunzelnd. „Nun. Sagen wir es so. Dein erstes Schuljahr wurde dir nicht nur wegen deinem angeblichen Bruder zum Verhängnis." Er hatte sich in der zwischen Zeit von Sirius abgewandt, sich einen Gang in den Reihen seiner Diener freigemacht und stand nun nur noch wenige Meter von mir entfernt.

Ich drehte mich erneut um, schaute ihm aber nicht in die Augen. Nicht weil ich Angst vor ihm hatte, sondern einfach aus Angst, dass er Recht haben könnte. Doch zur selben Zeit fragte ich mich, wie viel mir meine Mutter noch verschwiegen hatte und was jetzt eigentlich nicht gelogen war. Ich atmete tief ein und dann langsam wieder aus und baute innerlich meine Schutzschilde auf, um mich zu beruhigen. Erst dann blickte ich ihm wieder in die roten Augen.

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt