Streit liegt in der Luft

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*Erzähler PoV*

„Gwen? Wo bleibst du? Der Zug fährt sonst ohne uns.", rief eine genervte Stimme vom unteren Treppenabsatz hinauf ins obere Stockwerk. „Ich komme ja schon.", rief eine deutlich jüngere Stimme zurück, seufzte ebenso genervt und trampelte die Treppe mit ihrem Koffer herunter. „Warum hast du es heute noch gleich so eilig?", fragte Gwendolyn ihre Mutter und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Weil dein Onkel und ich eher in Hogwarts sein müssen als du. Das weißt du doch." „Ja, ja. Schon gut.", stöhnte die Dreizehnjährige, stellte ihren Koffer im Flur ab und wandte sich erneut ihrer Mutter zu: „Aber ihr fahrt doch auch mit dem Express oder? Warum müssen wir dann noch eher los als sonst?" „Stell keine dummen Fragen, sondern zieh lieber deine Jacke an, es ist kalt draußen. Und wo ist überhaupt dein Onkel?" „Woher soll ich denn das wissen? Bin ich Hellseherin?" „Nein, natürlich nicht.", seufzte die Erwachsene, legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter und stieg mit einem „Ich komme gleich wieder. Nicht abhauen!" die Treppe nach oben.

Im ersten Zimmer rechts klopfte sie zaghaft an und trat ein. Ihr Bruder saß auf seinem Bürostuhl und schrieb auf ein Blatt Pergament. „Remus? Bist du fertig? Gwen steht schon genervt im Flur." „Ja, ich komme gleich. Einen Moment noch, ich muss das hier kurz fertig stellen.", sagte er unwirsch ohne auch nur aufzublicken. Als Cathrine näher trat, schob dieser schnell den Arm über das Geschreibsel und sah sie herausfordernd an. Seine Schwester seufzte leicht, verzog den Mund und ging wieder zur Tür. „Okay, ich geb' dir noch fünf Minuten. Dann müssen wir aber wirklich los. Du apparierst." Er jedoch erwiderte nichts und schrieb bereits weiter.

„Und? Wo bleibt er?", fragte Gwen ihre Mutter sogleich, als sie diese auf der Treppe sah. „Er kommt in fünf Minuten." „Echt jetzt? Das heißt, ich kann nochmal hoch...?" „Nein. Du kannst gar nichts.", sagte die große streng und hielt ihre Tochter auf, die bereits die Treppe wieder nach oben gehen wollte. „Ich behalte dich ab jetzt im Auge. Die letzten zwei Jahre warst du immer wieder in Schwierigkeiten. Entweder mit den Zwillingen oder sogar mit Harry, Ron und Hermine. Vergiss die Kammer des Schreckens nicht." Sie hob ihre Hand und drückte gegen den Rücken ihrer Tochter, um sie die Treppe wieder nach unten zu bugsieren. „Wir gehen ins Wohnzimmer, wo ich dich im Auge habe und warten dort auf deinen Onkel." „Wenn's sein muss.", stöhnte die Schwarzhaarige und ließ sich schlussendlich in ihren Lieblingssessel am Fenster fallen. „Warum denn nicht gleich so?", fragte Cathrine ironisch und ging hinter den Tresen in den Küchenbereich. „Willst du derweil auch einen Tee?", fragte sie ihre Tochter und schaltete den Wasserkocher ein. „Nein, danke.", spuckte Gwen aus und starrte aus dem Fenster, an dem die Regenschlieren vorbeizogen.

Plötzlich raschelte es in dem einen Busch und ein schwarzer großer Hund tauchte auf. Gebannt starrte er ihr mit seinen grauen Augen entgegen, zwinkerte und war einen Augenblick später bereits wieder verschwunden. „Mum? Hast du das eben auch gesehen?" „Nein. Was denn?", fragte diese plötzlich neben ihr. Gwen schrak auf, blinzelte verwirrt und erinnerte sich dann: „Na den Hund?" „Welchen Hund?" „Den schwarzen großen Hund, der eben noch im Gebüsch dort draußen war.", sagte Gwen nun vollends verwirrt und zeigte auf ebendieses. „Ich hab keinen Hund gesehen. Tut mir Leid, Süße.", sagte sie nach einer Weile des Schweigens. „Über was hast du nachgedacht?", fragte ihre Tochter sogleich, der dies aufgefallen sein musste. „Über gar nichts. Mach dir keine Sorgen. Es ist alles gut." Ihre Mutter lächelte, trank ihre Tasse Tee aus und meinte: „Komm. Ich habe deinen Onkel gerade auf der Treppe gehört. Wir müssen los, sonst verpassen wir wirklich noch den Zug." Gwendolyn nickte, schaute noch einmal aus dem Fenster, nur um festzustellen, dass der Hund nicht wiederkehrte, und erhob sich schließlich aus dem Sessel, um zum Zug zu gelangen.

***

„An wen war der Brief, den du vorhin noch unbedingt abschicken musstest?", fragte Cathrine ihren Bruder, als sie sich in eins der ab gelegeneren Abteile gesetzt hatten. „Ist nicht so wichtig.", antwortete er erschöpft und schloss die Augen. „Es muss aber wichtig gewesen sein, sonst hätte das ja auch noch bis Hogwarts warten können. Wir haben beinahe den Zug verpasst." „Cat.", seufzte er und setzte sich wieder aufrechter hin. „Ja, es war von Bedeutung. Aber das war eine Sache, die dich nichts angeht." „Hatte es was mit...", sie stockte kurz, „Sirius zu tun?" „Was?", fragte Remus jetzt auf einmal vollkommen munter, „Wie kommst du auf die Idee?" „Gwendolyn hat heute im Fenster, als du noch oben warst und diesen dämlichen Brief geschrieben hast, einen schwarzen großen Hund gesehen. Direkt vor unserer Haustür." „Das muss einer von den Nachbarn sein." „Die Nachbarn in unserer Gegend haben keinen Hund. Und vor allem nicht so einen großen." „Hast du ihn gesehen?" „Ja.", seufzte sie, „Aber ich hab Gwen angelogen. Ich hab ihr gesagt, dass da kein Hund gewesen wäre. Ich wollte sie nicht beunruhigen." „Warum denn bitte beunruhigen? Du hast ihr doch noch nicht einmal etwas von Azkaban erzählt. Und erst Recht nicht von seinem Ausbruch und das ihr Vater hier plötzlich frei in der Gegend rumläuft." „Ja und?! Es ist besser für sie?" „Besser für sie oder für dich?" „Für sie. Ich will sie doch nur beschützen." „Bist du sicher?", fragte er sie mit ernstem Blick, „Bist du sicher, dass es nicht wegen Sirius ist? Weil du nicht weißt, was du glauben sollst? Weil du ihn vielleicht nicht wiedersehen willst?" Mit aufgerissenen Augen sah sie ihn an. „Bitte? Du unterstellst mir, dass ich ihn nicht wiedersehen will? Was soll das?" „Ich sage nur,..." „Danke, aber ich weiß ganz genau, was du sagen willst. Dass ich angeblich immer nur James geliebt habe und Sirius nur Mittel zum Zweck war. Oder ein Trostmittel über Lily hinweg." Sie atmete inzwischen schwer und schluckte hart. „Ich vermisse ihn genauso wie du. Vielleicht sogar mehr. Ich liebe ihn und das weißt du. Ich habe mich damals gegen James und für Sirius entschieden, falls dir das entgangen sein sollte." Erste Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie sah verletzt zu ihrem Bruder. „Ich bin Schuld, dass sie gestorben sind. Hätte ich mich damals nicht vorher mit James gestritten, wäre mein Vater in ein leeres Haus geraten. Denkst du das war Absicht?" „Ich weiß doch, dass du deinen Vater...", versuchte Remus sie zu beruhigen, doch scheiterte kläglich. „Ich bin Schuld an ihrem Tod. Ich hab meine beste Freundin und James umgebracht. Ja, vielleicht hat mein Vater seinen Zauberstab gegen sie erhoben, aber ich hab sie dorthin vertrieben. Ich hasse mich dafür.", sagte sie leise, schnappte sich ihre Tasche und verschwand aus dem Abteil.

Remus seufzte und sank in seinen Sitz zurück. Das hatte er nicht gewollt. Es reichte doch schon, dass er sich Vorwürfe machte, weil er daran schuld war, dass sie so war wie sie war. Ein Wolf. Wenn sie ausrastete war sie genauso wie er, wenn er den Wolfsbanntrank nicht einnahm. Er sah aus dem Fenster, an dem sich noch immer Regenschlieren herunterzogen und die Landschaft da draußen noch düster erscheinen ließen. Warum musste er aber auch immer darauf herumreiten? Ja, Sirius war ausgebrochen – und er fragte sich sowieso schon die ganze Zeit, warum – und er schrieb...

Doch weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn die Abteiltür schob sich plötzlich wieder auf und er blickte erleichtert nach oben. Doch als er in das Gesicht eines Jungen mit roten Haaren blickte, schwand seine Hoffnung auf eine Versöhnung mit seiner Schwester.
Stirnrunzelnd sah er den etwas Fünfzehnjährigen an und dieser meinte sofort: „Sie müssen mitkommen. Die Dementoren sind im Zug und einer davon hat Gwen und Harry angegriffen. Sie müssen..." Mit einem schnellen Nicken rauschte er den Gang entlang und sah gleich darauf eine in schwarz gekleidete Kreatur. Er reagierte in wenigen Sekunden: „Expecto Patronum" und dachte dabei an die Wiederversöhnung zwischen ihm und seiner Schwester. Vielleicht aber auch zwischen Cathrine und Sirius, das wusste er selbst nicht so genau.

Als der Dementor verschwunden war, betrat er das Abteil, in dem bereits mehrere Personen sich um die zwei Ohnmächtigen scharrten und schob diese bei Seite. Er kniete sich neben die Zwei, suchte in seinem Umhang nach zwei Tafeln Schokolade und reichte jedem eine davon, als sie wieder zu sich kamen. „Was war denn los? Ich hab plötzlich eine vermummte Gestalt gesehen, dann den Schrei einer Frau und dann war alles schwarz. Wer oder was war das?", fragte der Schwarzhaarige Dreizehnjährige verwirrt und setzte sich auf. „Ein Dementor", murmelte die Schwarzhaarige zu seiner Rechten und setzte sich auf den Sitz nahe dem Fenster. „Woher...?" „Ich hab darüber gelesen.", antwortete sie ihrem Onkel zaghaft und sah ihn an. „Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass mein Vater aus Azkaban ausgebrochen ist?", fragte sie plötzlich und brachte ihren Onkel damit völlig aus der Fassung. Verwirrt sah er sie an, sie zuckte daraufhin mit den Schultern und verließ das Abteil. „Ich komme gleich wieder.", sagte er und wollte schon das Abteil verlassen, als er sich nochmal zu Harry umdrehte: „Iss. Dann geht es dir besser."

Er suchte die Zuggänge nach ihr ab und fand sie schließlich streitend mit ihrer Mutter an der frischen Luft. „Ihr habt mich angelogen. Jahrelang. Und dass soll ich dir verzeihen? Du sagst mir nie etwas über ihn. Nicht ein Sterbenswörtchen. Und das eine Mal in der Ersten Klasse zählt nicht.", schrie Gwendolyn und rauschte wütend an ihrem Onkel vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Cathrine sah ihr verletzt nach, erblickte dann ihren Bruder und sagte seufzend: „Willst du mich jetzt auch noch anschreien? Danke, aber kein Interesse. Meine Tochter reicht vollkommen aus." Sie wandte sich wieder um und sah auf die schnell vorbeiziehende Landschaft. „Ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen.", sagte er und trat neben sie ans Geländer. „Ich hätte nicht so auf der einen Sache draufrumreiten sollen. Dazu hatte ich kein Recht. Ich weiß ja, dass du keine Schuld daran hast. Weder an seinem Ausbruch noch an dem Tod von Lily und James." Sie zog undamenhaft die Nase nach oben und lächelte. „Danke. Wenigstens einer der mich versteht." Sie drehte sich zu ihm um und seufzte. „Naja, vielleicht manchmal.", zwinkerte er ihr zu und lachte. „Es war gut so wie es war. Also damals, meine ich. Wir waren eine lustige Truppe. Ich vermisse das." „Ich auch, Schwesterchen, ich auch.", sagte Remus, zog sie in seine Arme und spendete ihr somit Trost.

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Hey,
wie ihr bemerkt habt, hatte ich mal wieder Lust auf ein Kapitel. Vielleicht liegt es auch an meiner Freizeit oder dass ich in letzter Zeit wenig Lust auf Schule habe. Aber wer verübelt's mir?

Naja... wie auch immer... wir haben ins dritte Schuljahr gwechselt und ab hier wird es endlich wieder so richtig spannend. Ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht, dass ich das zweite und das erste Schuljahr ausgelassen habt, aber da ist einfach fast nichts passiert, was hier in diese FF reinmuss... also...

Seid gespannt aufs nächste Kappie (dass vermutlich wieder nächste Woche kommt ;) Naja.. Schule... )

Eure Sophie

Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt