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>Taylor Swift - Look What You Made Me Do<

Clara rastet natürlich halb aus, als sie erfährt, dass ich ein Date habe. Killian ist ihr bisher zwar nicht sonderlich sympathisch, aber sie freut sich dennoch für mich. Um kurz nach sieben, bin ich fertig und schon halb am hyperventilieren.

Er wird zwar erst in vierzig Minuten kommen, aber trotzdem bin ich so aufgeregt, dass ich keine Sekunde länger still sitzen kann. Clara versucht mich zu beruhigen, aber das nützt irgendwie auch nichts.

Als es schließlich an der Tür klingelt, frage ich mich wirklich, wie die Zeit einerseits so schnell, aber andererseits auch so langsam vergehen konnte.

Ich zupfe nochmal am Saum meines Oberteils herum, dann öffne ich die Tür, mit den Worten meiner besten Freundin im Hinterkopf, dass alles gut werden wird. »Hi«, sagen wir im Chor und müssen beide schmunzeln.

»Bist du soweit?«, fragt Killian. Ich nicke und wir verlassen die Wohnung. Schweigend gehen wir auf sein Auto zu. Meine Anspannung wächst. Was wenn wir jetzt die ganze Zeit schweigen? Mir muss irgendwas einfallen. Was soll ich bloß sagen? Er denkt jetzt sicherlich schon... Nein. Ich darf mir nicht schon wieder ausmalen, was er von mir denkt. Er hat auf ein Date beharrt. Wenn er mich so schrecklich finden würde, hätte er das ja wohl kaum getan.

»Also, wer ist diese Clara jetzt eigentlich genau?«, fragt Killian, als er das Auto startet. In der Wohnung haben Clara und er sich bloß ein kühles Nicken geschenkt, was mir zeigt, dass auch er bisher noch nicht sonderlich begeistert von ihr ist.

»Clara ist meine beste Freundin. Wir waren damals zusammen in der Grundschule und dann beide bis zur Zehnten in der selben Klasse. In der Elften und Zwölften haben wir dann, trotz der unterschiedlichen Kurse, den Kontakt nicht verloren!«, kläre ich ihn auf.

»Und sie wohnt jetzt auch hier? Oder ist sie nur zu Besuch?«, erkundigt er sich. »Oh nein, sie wohnt und studiert in Frankfurt! Also nur zu Besuch!«, sage ich. Killian nickt nachdenklich, den Blick auf die Straße geheftet. Dann meint er leise: »Sie scheint gut auf dich aufzupassen!« »Das tut sie!«, bestätige ich und in meinem Kopf spielt sich wieder das Szenario ab, in welchem Clara Killian daran hindern wollte, mich nach Hause zu fahren.

Das Kino ist nicht so weit von meiner Wohnung entfernt, weshalb er schon ziemlich bald den Blinker anstellt und auf den Parkplatz des Kinos abbiegt. Nachdem wir ausgestiegen sind und er sein Auto abgeschlossen hat, machen wir uns auf den Weg ins Innere des Kinos. »Ich bin schon echt gespannt, ob der Film an den ersten rankommt! Den zweiten fand ich nicht ganz so gut!«, sage ich, als wir uns an der Kasse anstellen. »Ja, das fand ich auch! Mal sehen, ich hoffe es auf jeden Fall!«, erwidert Killian grinsend.

Schließlich sind wir an der Reihe und in dem Moment, als ich mein Geld aus meiner Tasche holen will, bestellt Killian zwei Tickets und schiebt einen Zwanziger rüber. »Du musst doch nicht für mich bezahlen!«, sage ich leise und etwas perplex, da ich das eigentlich nicht erwartet habe. Ich habe immer gedacht, dass Typen das nur in Filmen machen, in welchen sie insgeheim, aber für die Zuschauer ganz offensichtlich, Millionäre sind, so viel, wie sie da immer bezahlen müssen. Killian nimmt die Tickets entgegen und flüstert: »Schon vergessen? Ich hab dich eingeladen und dann bezahle ich natürlich!« Er zwinkert mir zu. »Danke!«, sage ich schließlich, achte aber darauf, dass ich beim Popcorn vor ihm stehe, damit er das nicht auch noch bezahlt.

Der Eintritt allein hat pro Person schon neun Euro gekostet und meiner Meinung nach, ist das schon extrem überteuert. Nach etwa fünf Minuten sitzen wir nebeneinander in einem echt großen Kinosaal. Die Leinwand ist viel größer, als in dem Kino, in dem ich damals immer mit Clara gewesen bin.

Zum Glück müssen wir nicht lange warten, bis der Saal dunkel wird und die Werbung beginnt.

***

Ich versuche nicht zu laut zu lachen, was sich als ziemlich schwierig gestaltet, da ich den Film bisher wirklich gut finde. Da auch der Rest des Publikums lacht, ist meines zum Glück nicht so laut herauszuhören. Ich löse meinen Blick für einen kurzen Moment von der Leinwand, um zu sehen, ob Killian der Film auch gefällt. Unsere Blicke treffen sich und er grinst. Ich spüre wie ich augenblicklich rot werde. Es sieht nicht so aus, als hätte er mir seine Aufmerksamkeit gerade erst zugewandt.

»Was?«, frage ich leise und ein wenig schüchtern, da sein Blick immer noch auf mein Gesicht gerichtet ist. Seines wird durch das flackernde Licht der Leinwand erhellt, wodurch es mir möglich ist, ihn, in dem ansonsten dunklen Kino, zu sehen. Er lacht leise und meint dann mit funkelnden Augen: »Du bist so schön, Anna! Es fällt mir schwer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, wenn du in meiner Nähe bist! Ich weiß: Es ist verrückt, vor allem, weil wir uns noch gar nicht so lang kennen! Aber so ist es einfach.« Ich spüre, wie in meinem Bauch augenblicklich eine ganze Horde von Schmetterlingen los flattert.

Ich bin für einen Augenblick vollkommen sprachlos. Der Film ist längst vergessen. »Ich - ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, gestehe ich, immer noch mit großen Augen. Sein Grinsen wird breiter und er beugt sich ein wenig weiter zu mir: »Das hab ich mir gedacht! Du wirst ziemlich schnell sprachlos!« Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Ohr. Wird er mich jetzt küssen? Ich werde augenblicklich ein wenig panisch. Nein, dafür herrscht doch eigentlich gar nicht die richtige Stimmung. Wir sitzen nicht, wie in einem dieser Filme, in einem super romantischen Film. Wir sitzen in einer verdammten Komödie. Ich habe noch nie gelesen, dass sich ein Junge und ein Mädchen im Kino, während einer Komödie, zum ersten Mal geküsst haben. Allerdings ist die Stimmung eben trotzdem ganz schön umgeschwungen und das hier ist die Realität und keiner meiner Romane oder Serien.

Mein Atem beschleunigt sich. Vielleicht reagiere ich ja gerade auch über. Aber was, wenn nicht? Ich weiß nicht, wie man küsst. »Hey, was ist los? Du siehst plötzlich so blass aus!«, stellt Killian etwas besorgt fest und bringt ein wenig Abstand zwischen unsere Gesichter. »Ich - tut mir leid!«, sage ich bloß. Er zieht sich nun ganz zurück und schenkt mir noch ein kleines, verunsichertes Lächeln. Dann wendet er sich wieder der Leinwand zu.

Oh man, das habe ich ja toll hinbekommen. Jetzt habe ich ihn wahrscheinlich komplett vergrauelt. Auf den Film kann ich mich nun auch nicht mehr konzentrieren.

Verdammt, wieso hätte ich nicht einfach nett lächeln können und falls er wirklich vorgehabt haben sollte, mich zu küssen, einfach mal etwas neues gewagt? Das bin wieder typisch ich. Jetzt denkt er wahrscheinlich, dass ich das, um keinen Preis will, wenn ich wirklich so erschrocken ausgesehen habe, wie ich es mir gerade vorstelle. Will ich das denn?, schießt es mir im nächsten Moment durch der Kopf. Will ich, dass er mich küsst?

Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber jetzt ist es ja sowieso egal. Er wird es nach meiner Reaktion wohl kaum noch einmal versuchen. Kein Mensch, der in vollem Besitz seiner geistigen Fähigkeiten ist, würde das tun. Leise seufzend, versuche ich mich wieder auf den Film zu konzentrieren, was mir jedoch nicht sonderlich gut gelingt.

Hey meine Lieben,
ich weiß, dieses Kapitel hat über einen Monat auf sich warten lassen, aber ich habe es vorher leider einfach nicht geschafft, mal wieder weiter zu schreiben. Wie gefällt euch die Story bis hier hin? Was erhofft ihr euch, was passieren wird?
Nehme Feedback und Votes wie immer gerne entgegen.❤

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