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Simon Curtis - I Hate You

Es dauerte nicht lange bis ich mich wieder komplett erholt hatte. Nach etwa einer Woche wurden die Kopfschmerzen immer weniger und das Auge war komplett abgeschwollen. Die Haut drumherum ist fast zu ihrer natürlichen Farbe zurückgekehrt. Die Verletzungen an meinen Händen und meiner hinteren Körperhälfte, die durch die Scherben verursacht wurden, brauchten ein wenig mehr Zeit, um zu verheilen, doch nach zweieinhalb Wochen war ich schließlich wieder wie neu.

Nash und ich hatten uns in dieser Zeit kein einziges Mal gesehen oder gesprochen. Ich finde es komisch plötzlich weder ihn, noch Killian direkt in meiner Nähe zu haben. Killian hingegen weiche ich, besonders in der Uni, bewusst aus. Ich hatte mich dazu entschlossen, keine Anzeige zu erstatten und mich wieder mehr aufs Lernen zu konzentrieren.

Die Polizei ist zwar noch im Krankenhaus zu mir gekommen und die Polizisten rieten mir dringlichst, dies zu tun, doch ich hatte ihnen erklärt, dass ich keine Anzeige erstatten möchte, da mich das Ganze vom Lernen abhalten würde.

Die letzten Wochen verbrachte ich meistens in der WG, da ich mich mit den Anderen wieder gut verstand, nachdem ich mich entschuldigt hatte. Ansonsten hatte ich viel mit der Uni zu tun, da die Klausuren anstanden. In den freien Minuten, die übrig blieben, traf ich mich mit Alli, die mittlerweile eine richtig gute Freundin geworden ist.

Eine Sache belastet mich jedoch immer noch. Mit Lola und Camille habe ich Ewigkeiten kein Wort mehr gewechselt und ich habe das Gefühl, dass sie mir aus dem Weg gehen. Ich frage mich, wie viel sie von dem ganzen Scheiß, den ich mit Killian erlebt hatte, wussten.

Alex hat mir erklärt, dass sie alle Killians Image kannten und nichts gesagt hatten, da sie wirklich dachten, dass er sich geändert haben könnte. Deswegen hat er damals, als ich hier eingezogen bin, auch gesagt, dass er noch gar nicht so lang und auch gar nicht so wirklich mit ihm befreundet war. Sie wollten, dass ich ohne Vorurteile in die Beziehung gehe und meine eigenen Erfahrungen mache.

Die ich ja auch gemacht habe.

Als ich heute morgen aufgestanden bin, habe ich mir fest vorgenommen Camille und Lola heute zu fragen, ob sie die ganze Zeit über wussten, was Killian neben unserer Beziehung so trieb und ob ihnen sein Aggressionsproblem bekannt war.

Jetzt sitze ich auf einer der Bänke vor dem Hauptausgang des Unigebäudes und halte Ausschau nach den beiden.

Es dauert etwa eine viertel Stunde und dann sehe ich sie. Leider sind sie in Begleitung von Killian. Ich erstarre als sein Blick den meinen trifft.

Er wechselt ein paar Worte mit seinen Begleiterinnen und scheint dann auf mich zuzugehen. Camille und Lola wenden sich dem Ausgang zu. Ohhh nein, so war das nicht geplant! Mein Herz beginnt vor Angst zu rasen und mein Körper schüttet augenblicklich Adrenalin aus. Panisch überlege ich, ob ich jetzt noch die Flucht ergreife oder mir anhören sollte, was er zu sagen hat.

In dem Moment hat er mich erreicht und die Flucht hat sich somit erledigt. Ich sehe ihn nicht an. Mein Blick verweilt auf meinen Oberschenkeln auf denen meine Hände ruhen. »Anna?«, fragt er und es ist grausam, dass seine Stimme jetzt wieder, wie die des lieben, süßen Killians klingt, den ich kennengelernt habe. »Was?«, presse ich hervor.

Er geht vor mir in die Hocke und scheint mich so zwingen zu wollen, ihn anzusehen. Doch ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe zur Seite. Mein Blick trifft den von Nick, der im Krankenhaus dem Arzt assistiert hat. Ich ertappe ihn in letzter Zeit ständig dabei, wie er mich anstarrt. Ich glaube er will herausfinden, warum ich aussah, wie ich eben aussah, als ich ins Krankenzimmer geschoben wurde.

Seinem Blick nach zu urteilen hat er meine ablehnende Mimik und Gestik Killian gegenüber richtig gedeutet. Schnell wende ich den Blick ab.

»Ich - ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, dass meine Entschuldigung echt spät kommt, aber ich wollte dir nicht einfach nur eine SMS schreiben und in letzter Zeit bist du mir aus dem Weg gegangen, was ich auch verstehe, daher bin ich froh, dass ich dich jetzt sehe!«

If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt