~33~

1K 38 4
                                    

>Poo Bear ft. Justin Bieber & Jay Electronica - Hard 2 Face Reality<

Ich versuche so ruhig, wie möglich zu atmen, doch es fällt mir schwer, die unterdrückten Tränen zurückzuhalten. Nash und ich sind seit einer gefühlten Ewigkeit auf dem Rückweg und haben seit dem kein Wort mehr miteinander gewechselt.

Ich glaube er ist sauer, weil ich ihn weggestoßen habe, doch das ist mir egal. Ich spüre, wie die Tränen erneut in meine Augen steigen und versuche sie, wie die letzten Male auf dieser Fahrt, wegzublinzeln.

Was habe ich bloß getan? Ich habe mir immer gewünscht - mir so sehr gewünscht - mit einem netten Typen zusammen zu kommen, mit dem ich reden kann und mit dem ich lachen kann. Der mich nimmt, wie ich bin. Dem ich meine Geheimnisse anvertrauen kann. Und kaum bin ich mit genau so einem Typen zusammen, versaue ich es. Für einen Typen, der nichts außer Sex von mir will.

Ich spüre, dass eine Träne meinen Augenwinkel verlässt und versuche noch stärker, mich zu beherrschen - wenigstens bis ich zu Hause bin. Diese eine Träne hat nichts besser gemacht und das würden wahrscheinlich auch die, die noch folgen werden, nicht tun.

Ich habe kein Recht mich in Selbstmitleid zu baden - ich bin die Letzte, die jetzt das Recht hat, traurig zu sein und sich selbst zu bemitleiden.

Ich bin es schließlich gewesen, die Scheiße gebaut hat. Ich versuche so unauffällig, wie möglich die Träne wegzuwischen und sehe schließlich nochmal auf mein Handy. Der Anruf, der uns vorhin zum Glück unterbrochen hat, war von Killian. Ich hatte das Wasser zu spät verlassen, um ihn hätte annehmen zu können.

Deshalb leuchtet nun immer noch die Benachrichtigung eines entgangenen Anrufs auf. Ich schalte den Display wieder aus und sehe aus dem Fenster.

Was sollte ich Killian erzählen? Wo bin ich den ganzen Tag gewesen?

Ich hatte so oft von Geschichten, wie dieser gehört. In welcher ein Mädchen auf Beichtstuhl beichtet, dass sie ihren Freund betrogen hat, ihn aber nicht verlieren will und nun fragt, was sie tun soll. Ihm davon erzählen oder es verschweigen?

Ich habe die Antwort auf diese Frage immer für eindeutig gehalten und mich gefragt, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, sowas zu verschweigen. Doch es ist anders, wenn man bloß Zuschauer ist - wenn es nicht um sein eigenes Leben geht.

Ich weiß, dass es richtig wäre, Killian davon zu erzählen. Aber ich würde ihn verlieren. Besonders, weil er mich so oft gewarnt hat - und ich habe ihn deswegen noch angemeckert.

Wie sollte ich es ihm auch erklären? Was genau ist denn da passiert zwischen mir und Nash? Wir haben uns geküsst, aber nicht miteinander geschlafen. Aber er hat mich -

Allein der Gedanke daran, wie ich Killian sagen sollte, dass Nash mich gefingert hat, lässt mich vor Scham im Boden versinken wollen. Verdammt, das alles sollte doch nur ein Treffen werden, um Nash zu beweisen, dass wir bloß Freunde sind. Wie hatte es in diesem Chaos enden können?

Plötzlich werde ich unglaublich wütend. Ja, ich bin die Hauptschuldige, schließlich hätte ich die ganze Zeit nein sagen können. Doch er ist auch nicht ganz unschuldig.

»Warum?«, frage ich und blinzle heftig gegen die erneut aufkeimenden Tränen an. Nash scheint zu verstehen, was ich wissen will. Er lacht schnaubend auf und scheint wirklich angepisst zu sein. Trotzdem fragt er: »Was meinst du?«

»Warum hast du nicht einfach akzeptiert, nur mit mir befreundet zu sein? Warum musstest du mich - warum musstest du alles so verdrehen? Du hättest niemals so mit mir reden dürfen - du hättest mich nicht ständig so -« Er unterbricht mich mit eisiger Stimme: »Jetzt halt mal die Luft an, Prinzessin! Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mehr von dir will als reine Freundschaft. Du warst diejenige, die gesagt hat, dass sie nichts von mir will. Wenn das wirklich so gewesen wäre, hättest du mich ja aufhalten können!«

Ich balle die Hände zu Fäusten. »Du versuchst schon wieder alles so hinzudrehen, dass du glimpflich aus der Situation rauskommst! Dabei wusstest du genau, dass ich noch keine Erfahrungen habe! Du hast es ausgenutzt, dass ich noch niemals zuvor so etwas empfunden habe! Du hast mich ausgenutzt!«, schreie ich ihn an und spüre, dass mir Tränen der Verzweiflung und der Wut die Wangen hinunterlaufen.

Sein Kiefer mahlt und es sieht aus, als müsste er sich beherrschen, nicht ebenfalls auszurasten. Seine Hände klammern sich so fest um das Lenkrad, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten.

»Ich bin nicht Schuld daran, dass du keine Erfahrungen hast. Wenn du und Killian so glücklich wärt, dann hättet ihr jawohl schon gevögelt. Dann hättest du es gar nicht so verdammt nötigt gehabt!« Seine Stimme ist lauter geworden.

Ich lache fassungslos auf. »Du bist so ein Wichser, weißt du das? Dich interessiert das hier alles doch eigentlich gar nicht. Du versprichst dir von der ganzen Sache doch bloß, dass du selbst in deinem Ego bestätigt wirst, wenn du es schaffst, mich rumzubekommen! Ob mein Leben dabei den Bach runter geht, geht dir doch komplett am Arsch vorbei. Wie kann man nur so egoistisch - so beschissen egoistisch sein?«

»Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen, Anna? Du hast dich auf ein Treffen mit mir eingelassen. Als wir im Wasser waren, warst du diejenige, die plötzlich auf verführerisch machen musste. Es ist jawohl klar, dass mich das anmacht! Ich habe eine Chance gesehen und sie ergriffen, aber dich zu nichts gezwungen, also hör bloß auf, mir was von Moral zu erzählen und was ich für ein schlechter Mensch bin!«, brüllt er zurück.

Ich schüttele den Kopf. Ich bin fassungslos, denn mir wird klar, dass es ihn wirklich nicht interessiert. »Halt an!«, sage ich mit monotoner Stimme. »Vergiss es!«, sagt er, den Blick fest auf die Straße geheftet .

»Ich habe gesagt, du sollst anhalten!«, schreie ich nun und bin kurz vorm Durchdrehen. Ich würde keine weitere Sekunde mit diesem Arsch im Auto sitzen. »Und ich habe gesagt, dass du das vergessen kannst! Zu Fuß bist du erst zu Hause, wenn es schon längst dunkel ist!«, sagt er.

»Als ob es dich kümmert, was mit mir passiert!« »Anna - treib es nicht zu weit! Ich werde dich hier nicht einfach aussteigen lassen!«

Ich will die Tür aufmachen, doch sie ist verriegelt. Ich ruckle an dem Türgriff und schreie hysterisch: »Nash, lass mich jetzt sofort hier raus!«

Ich kann sehen, wie angespannt er ist, als er rechts in eine Seitenstraße einbiegt. Er hält den Wagen an und stellt den Motor ab. Das Auto entriegelt sich automatisch und ich reiße die Tür auf und springe aus dem Wagen. Ich drehe mich nochmal um und zische: »Lass dir eins gesagt sein! Du und ich - wir werden nie - nie - niemals miteinander schlafen und sowas wie heute, wird sich nicht nochmal wiederholen. Such dir ein anderes Opfer oder noch besser - bekomm' dein Leben einfach auf die Reihe! Ich warne dich - wenn ich dich jemals wiedersehe oder du Killian irgendwas von dem hier erzählst, dann-«

»Dann was?«, fragt er gefährlich ruhig. Sein Blick bohrt sich in meinen. Ich schweige einen Moment und sehe ihn bloß an. Dann sage ich: »Dann solltest du daran denken, was ich alles über dich weiß und dass, falls du weiterhin versuchst mein Leben kaputt zu machen, ich kein Problem damit habe, eine Aussage bei der Polizei zu machen!«

A.N.:
Hey meine Lieben.
Da scheint Anna, aber wirklich sauer zu sein. Könnt ihr es verstehen oder reagiert sie über? Und glaubt ihr sie würde ihn im Zweifelsfall wirklich bei der Polizei anschwärzen? Ich bin gespannt, was euch so durch den Kopf geht.

 Könnt ihr es verstehen oder reagiert sie über? Und glaubt ihr sie würde ihn im Zweifelsfall wirklich bei der Polizei anschwärzen? Ich bin gespannt, was euch so durch den Kopf geht

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt