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>Kat McSnatch - You Are A Cunt<

»Hey, Anna!«, ruft Killian schon von weitem. Er lächelt mich an und zieht mich in eine Umarmung. Ich spüre, wie jede Faser meines Körper mich anschreit, wie ich ihm gegenüber so respektlos hatte sein können.

»Killian, wir müssen reden!«, sage ich und versuche nicht jetzt schon, allzu schuldbewusst zu klingen. »Ok, aber vorher muss ich dir dringend etwas erzählen! Ich habe mich nochmal an unser erstes Date zurückerinnert und mir ist eingefallen, wie du mir erzählt hast, dass du es vermisst zu tanzen und da du ja in letzter Zeit ständig so fixiert auf die Uni bist, dachte ich, dass dir ein wenig Abwechslung mal ganz gut tun würde. Deshalb habe ich mich mal umgehört und habe eine Tanzschule hier in der Nähe entdeckt, die einen ziemlich guten Ruf hat. Ich hab schon mit der Tanzleiterin telefoniert und sie meinte, dass in ihrer Gruppe auf jeden Fall noch Platz wäre. Wie wär's, wenn du dich mal da meldest?«, schlägt er aufgeregt vor. Ich bin vollkommen überrumpelt und mein schlechtes Gewissen fügt mir immer tiefere Wunden zu.

»Ich - wow. Daran kannst du dich noch erinnern? Danke - ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, gebe ich zu und lächle ihn an, obwohl ich innerlich kurz davor bin, in Tränen auszubrechen. Ich schlucke.

»Natürlich erinnere ich mich noch daran!«, sagt er grinsend, beugt sich vor und gibt mir einen Kuss auf die Lippen. Wir gehen langsam auf den Eingang der Uni zu und Killian gibt mir die Telefonnummer der Tanzlehrerin und die Adresse der Tanzschule, bei welcher ich mich wahrscheinlich niemals melden würde. Das schlechte Gewissen, was ich habe, würde mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit noch unerträglicher werden, wenn ich einen Gefallen von Killian annehme, während ich ihn so hintergangen habe.

Dann, bevor sich unsere Wege zu den verschiedenen Vorlesungen trennen, fragt er: »Was wolltest du eigentlich mit mir besprechen?« Ich winke ab: »Ach, egal! Wir sehen uns später, ok?«

Er nickt und ich küsse ihn zum Abschied. Ich weiß, wie schrecklich falsch ich mich verhalte, aber ich kann einfach nicht anders. Ich glaube, dass ich mich mit jeder weiteren Sekunde, die ich mit ihm verbringe, weiter in ihn verliebe. Ich kann das durch diesen einen Ausrutscher nicht alles kaputt machen. Außerdem kann ich ihm das nicht antun. Er hat das nicht verdient.

***

»Camille hat mich vorhin gefragt, ob wir heute Abend eigentlich auch kommen. Am Tegeler See steigt heute Abend eine kleine Party«, erzählt Killian mir, als wir auf dem Weg zu seinem Wagen sind.

»Ich weiß nicht. Heute Abend? Wann denn?«, frage ich zweifelnd. »Um neun soll es wohl los gehen. Es ist auch nichts großes. Eher ein Zusammensitzen unter Freunden und vielleicht ein bisschen schwimmen gehen«, fährt er fort.

Schwimmen gehen? Ich spüre, wie Panik in mir aufsteigt. Schwimmen bedeutet Bikinis tragen zu müssen und Bikinis bedeuten, dass ich meine winzige Oberweite nicht verstecken kann. Die Mädchen um mich herum würden das noch schlimmer machen, da man den direkten Vergleich sehen würde.

»Ach, eigentlich muss ich echt noch ein bisschen was für die Uni tun. Vielleicht wann anders wieder«, versuche ich das Angebot abzuwimmeln.

Killian lacht. »Wieso habe ich mit dieser Antwort jetzt schon gerechnet? Ach, komm, Anna. Das wird lustig und außerdem haben wir dann auch mal wieder ein bisschen Zeit füreinander und können gleichzeitig was mit unseren Freunden machen!«

Ich seufze und spüre, dass er mich breit geschlagen hat. »Na schön, aber ich will nicht schwimmen gehen!«, bestimme ich und er nickt nur grinsend.

Eine viertel Stunde später, sind wir bei ihm zu Hause. Ich bin erstaunt, denn es ist relativ viel los für diese Uhrzeit, jedenfalls scheint es so, da ich durch die offene Wohnzimmertür in den Garten sehen kann.

Dort sind bestimmt zwanzig Leute versammelt, die um eine Tischtennisplatte, die mitten auf dem Rasen aufgestellt wurde, herumstehen und die zwei Spieler anfeuern. »Was ist denn da los?«, frage ich an Killian gewandt. Plötzlich kommt Bryan mit einem hübschen, dunkelhaarigen Mädchen im Arm aus der Küche.

»Hey, Killian! Und hey, Anna. Was macht ihr so früh hier?«, fragt er grinsend. »Ich wohne zufällig hier!«, sagt Killian trocken und ich muss lachen, da die Szene echt ein wenig absurd wirkt. »Gutes Argument! Ich hab noch ein paar Freunde zusätzlich eingeladen, weil wir schließlich ein paar spannendere Spiele miterleben wollen, als beim letzten Mal!«, klärt Killians Zwilling uns auf. Killian nickt und wendet sich an mich: »Wenn das Wetter gut ist, treffen sich ein paar Freunde unserer Verbindung bei uns und wir spielen ein bisschen Tischtennis. Der endgültige Verlierer muss die nächste Party bei sich schmeißen!«

Ich nicke und frage: »Gehen wir raus und schauen zu?« Er zuckt die Achseln: »Von mir aus gerne!«

Gesagt, getan. Ein paar Sekunden später stehen wir zwischen den Leuten und wir feuern die Spieler an. Ich fühle mich seit einer ganzen Weile endlich mal wieder unbeschwert. Jedenfalls bis ein paar neue Gäste eintrudeln. Killian ist kurz auf Klo gegangen, kommt jetzt jedoch mit Lea und Elena und noch ein paar anderen Leuten im Schlepptau zurück. Ich verkrampfe mich, als ich sehe, dass Killian Lea anlächelt und sie ihn. Sie amüsieren sich scheinbar prächtig.

Innerlich ermahne ich mich, da ich wesentlich schlimmere Dinge mit Nash getan habe, als mich nur zu unterhalten. Ich sehe nun, wie Killian von einem anderen Typen aufgehalten wird und würde am liebsten gehen, als Lea auf mich zukommt, was ich jedoch nicht mehr rechtzeitig schaffe. »Ach, hey, Anna. Du bist auch hier? Wie schön«, sagt Lea scheinheilig und umarmt mich. Ich hätte sie am liebsten an ihren bescheuerten Haaren zurückgerissen.

»Ja, ich bin auch hier«, sage ich kühl. »Und? Bist du heute Abend auch von der Partie?«, fragt sie und ich ahne an ihrem biestigen Blick jetzt schon Böses. »Ja, wieso? Du etwa auch?«, frage ich wenig begeistert.

»Natürlich!«, sagt sie und lacht laut los, so, als hätte ich eine ungeheuerlich dumme Frage gestellt. Als sie sich wieder einbekommen hat, sagt sie: »Naja, dann sehen wir uns heute Abend ja noch! Bis dann!«

Ich will mich schon der Hoffnung hingeben, dass sie jetzt wirklich abzieht, doch da dreht sie sich plötzlich nochmal zu mir um.

»Ach, und Anna. Nur so als kleiner Tipp. Zieh einen knappen, am besten weißen Bikini an - das macht Killian extrem an!«

Das. Hat. Sie. Jetzt. Nicht. Gesagt.

A.N.:
Heyho meine Lieben,
Wie geht's, wie steht's? Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es vielleicht ein bisschen langweilig war. Bald passiert wieder ein bisschen mehr. Noch ein schönes Restwochenende wünsche ich euch.

 Noch ein schönes Restwochenende wünsche ich euch

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