~26~

982 40 0
                                    

>The Weeknd - The Hills<

Ich sitze mittlerweile mit einem Becher Vodka O in der Runde. Ich habe gehofft, dass mir der Alkohol vielleicht die Nervosität nehmen würde. Wieso habe ich mich bloß dazu bereit erklärt bei diesem dummen Spiel mitzuspielen? Wenn ich Pech habe, würde ich mich heute Abend vor den Anderen ausziehen, jemanden küssen oder mit jemandem in den Wandschrank gehen müssen.

Bisher waren nur Lola und Felix darin gewesen und beide kamen mit völlig zerzaustem Haar und schief sitzender Kleidung wieder heraus, was mich Übles ahnen ließ. Doch es bin nicht nur ich selbst, um die ich mir Gedanken mache. Schon bei den aufreizenden Blicken, die diese Lea Killian ständig zuwirft, spüre ich Stiche der Eifersucht, die sich wie kleine Nadeln immer tiefer in mein Herz bohren. Nicht auszudenken, was sie versuchen würde, wenn sie die Chance bekommen würde, mit ihm in den Schrank zu gehen.

Mein Blick gleitet automatisch wieder zur Flasche. Die Freundin von Lea ist am Zug. Der Würfel hat keine sechs ergeben, weshalb nun nur die Flasche zählt. Bisher hatten wir schon acht oder neun Runden hinter uns, in denen vor allem die Anderen am Zug waren. Weder Killian, noch Nash oder ich hatten die Flasche bisher in der Hand. Lea war einmal an der Reihe gewesen, aber Gott sei dank hat die Flasche nicht auf Killian gezeigt, wodurch sie bisher keine Chance gehabt hat, ihm näher zu kommen, was aber offensichtlich ihr Plan ist, denn ich sehe schon wieder, wie sie bestimmt schon zum dritten Mal ihre Hand, wie zufällig auf seinen Oberschenkel legt. Er schiebt sie zu meiner Erleichterung, jedoch gleich wieder beiseite.

Mein Blick fixiert nun die immer langsamer werdende Flasche. Ich trinke schnell noch einen Schluck meines Getränks. Die Flasche wird langsamer - und langsamer - und bleibt stehen. Ihr Ende zeigt auf Nash. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Lea sich nun ebenfalls wieder ganz dem Spiel zugewandt hat und zwischen Nash und mir hin und her sieht. Das macht sie schon, seit sie ihn vor etwa vier Runden dabei erwischt hat, wie er mir den einen oder anderen Blick zugeworfen hat. Er scheint sich auch nicht die Mühe zu machen, diese Blicke in irgendeiner Art und Weise heimlich wirken zu lassen, was mich wirklich beunruhigt.

Mein Blick wandert nun zu Lea und Elena. »Wahrheit oder Pflicht, Nash?«, fragt Elena und klingt dabei betont neutral. »Pflicht natürlich«, erklingt Nashs Antwort prompt und ich sehe wieder dieses Funkeln in seinen Augen, welches ich jetzt schon einige Male beobachten konnte. Als Elenas Gesicht sich zu einem schadenfrohen Grinsen verzieht, welches ausschließlich durch das von Lea getoppt wird, ahne ich Böses.

»Na gut, Nash. Dann ist es deine Pflicht, Anna auf den Mund zu küssen!«, sagt sie scheinheilig. Nashs Blick richtet sich wieder auf mich und jetzt kann ich genauer sehen, was dieses Funkeln ist. Eine Herausforderung. Er fordert mich heraus. Doch ich werde sicher nicht auf diesen Zug aufspringen.

»Das geht nicht! Ich bin mit Killian zusammen«, platzt es aus mir heraus. Lea, die ich von Sekunde zu Sekunde mehr zu hassen beginne, lacht auf. »Ach Süße. Das tut hier nichts zur Sache! Indem du eingewilligt hast, mitzuspielen, gelten die allgemeinen Spielregeln für Partyspiele. Beziehungen hin oder her. In der Welt solcher Spiele, bist du mit niemandem zusammen! Vielleicht hättest du da vorher drüber nachdenken sollen!«

Geschockt sehe ich sie an und suche schließlich Killians Blick. Seine Miene ist, wie versteinert und ich merke, dass er meinem Blick ausweicht. Scheinbar kennt er die Regel. Ich kannte sie jedoch nicht, als ich angefangen habe, mitzuspielen. Am liebsten hätte ich das auch gesagt, aber ich habe sicher nicht vor, Lea und Elena weitere Munition zu liefern, um mich vor dem Rest bloßzustellen, indem ich Preis gebe, dass ich kaum Party Erfahrungen habe.

»Ach komm schon, Anna! Stell dich nicht so an. Da musste jeder von uns durch. Wenn du wüsstest, wie viele Mädels Killian in solchen Spielen schon geküsst hat! Ich bin mir sicher, dass er das versteht!«, erzählt Elena und wartet offensichtlich gespannt auf meine Reaktion. Ich kann es leider nicht unterdrücken, ein wenig überrascht zu Killian zu sehen. »Ach Elena, halt die Klappe!«, fährt er sie an. Ich sehe, dass ihm das Ganze hier genauso wenig passt, wie mir.

If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt