Selena Gomez - Love Will Remember
»Herein«, höre ich Nashs Stimme von drinnen. Ich hole tief Luft und öffne die Tür. Sein Anblick trifft mich wie ein Schlag in den Magen. Ich wusste, dass es seltsam sein würde ihn nach allem, was geschehen ist, wiederzusehen - im Krankenhaus wiederzusehen.
Ein weiterer Junge, der jedoch wesentlich jünger zu sein scheint, liegt ein Bett weiter hinten in dem Raum und guckt auf einem dieser kleinen Krankenhausfernsehern mit Kopfhörern, offensichtlich eine Komödie, denn man sieht, dass es ihm schwer fällt nicht laut loszulachen.
»Anna«, sagt Nash und setzt sich mühsam auf. Er hat offensichtlich noch Schmerzen. Alli hat mir erzählt, dass der Schuss nur knapp die Lunge verfehlt hatte. Da er ein lockeres Shirt trägt, kann ich jedoch keinen Verband ausmachen.
»Nash«, sage ich nur, denn mein Mund ist plötzlich ganz trocken. Wir schweigen einen Moment. Dann fragt er: »Warum hast du mich nicht besucht?«
Ich sehe zu Boden und mir wird klar, dass ich gerade in alte Angewohnheiten zurückfalle, die ich Nash gegenüber eigentlich abgelegt habe. Daher sehe ich wieder auf. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich - es ist einfach so viel passiert und ich hatte irgendwie Angst!«
Nash nickt nur, scheint es mir aber dennoch ein bisschen übel zu nehmen. »Und warum bist du jetzt gekommen?« In seiner Stimme schwingt ein seltsamer Unterton mit, den ich nicht ganz deuten kann.
»Ich muss mit dir reden. Deshalb bin ich gekommen!«, sage ich und er nickt. Ich kann in seinen Augen sehen, dass er ahnt, was ich ihm zu sagen habe. Daher wahrscheinlich auch der seltsame Unterton. »Warte. Ich ziehe mir etwas über und dann gehen wir ein Stück. Der Typ dahinten tut zwar so als würde er nichts, außer seines Fernsehers hören, aber er hat Alli und mich auch durchgehend belauscht, als sie hier war!«, sagt Nash und tatsächlich dreht der Junge uns in diesem Moment den Kopf zu und grinst schelmisch.
Nash schlägt die Bettdecke zurück und hebt vorsichtig seinen Oberkörper aus der schrägliegenden in die gerade Position an. Dann steht er auf. Er geht zum kleinen Bad rüber. »Soll ich dir irgendwie helfen?«, frage ich besorgt.
»Passt schon!«, sagt er kurz angebunden. Er scheint heute sehr wortkarg zu sein. Vielleicht ist das gar nicht schlecht, dann kann ich auf jeden Fall alles sagen, was ich zu sagen habe.
Ich sehe durch die halbgeöffnete Tür, dass es ihm offensichtlich schwer fällt, sein T-Shirt auszuziehen. Als er es schließlich geschafft hat, wird ein großer Verband sichtbar, der sich fast um seinen gesamten Brustkorb zieht. Nash zieht ein dünnes Langarmshirt an, was er scheinbar noch in dem Bad liegen hatte. Mir fällt auf, dass ich ihn noch nie in etwas anderem, als im T-Shirt gesehen habe. Ich kenne ihn ja eigentlich auch erst seit dem Sommer.
Seit dem Sommer - wie viel in ein paar Monaten passieren konnte. Mittlerweile haben wir Anfang Oktober und Anfang Juli bin ich nach Berlin gekommen. Vier Monate.
Nash unterbricht meinen Gedankengang als er aus dem Bad kommt. Er zieht eine Jacke vom Stuhl neben seinem Bett und schlüpft in seine Schuhe. »Komm!«, sagt er. Ich nicke und folge ihm. Wir verlassen das Krankenhaus und gehen in den kleinen Park hinter diesem, der scheinbar extra für die Patienten angelegt wurde.
Draußen weht ein frischer Wind und ich ziehe meine Jacke enger um mich. Trotz des Windes habe ich hier draußen ein angenehmeres Gefühl als im Krankenhaus. Ich habe das Gefühl mehr Raum zum Atmen zu haben.
»Nash... ich - habe wirklich lange über alles nachgedacht, was geschehen ist!«, sage ich schließlich stockend. Ich sehe zu ihm auf und unsere Blicke treffen sich. »Und - es ist wirklich viel passiert seit ich nach Berlin gekommen bin. Das sollte mein Neuanfang sein und ich wollte es schaffen meinem Leben ein wenig Stabilität zu verleihen. Ich hatte geplant, mich voll und ganz auf die Uni zu konzentrieren. Dann kam Killian, mit dem ich dachte, dass ich all das haben kann, so, wie ich es mir gewünscht habe. Wie du weißt, hat das alles ein sehr abruptes Ende genommen. Und dann warst da natürlich die ganze Zeit du. Seit du in meinem Leben bist, ist es nicht mehr langweilig, aber - aber auch alles andere als stabil.«
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If You Stay
ЧиклитABGESCHLOSSEN (22.09.2018) Anna Lena hat eine Geschichte, die sie zu der gemacht hat, die sie heute ist. Schüchtern, introvertiert und unerfahren. Diese Geschichte hat sie nach Berlin geführt, wo die junge Studentin sich dem Unileben stellt. Es daue...