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- Jungkook - Paper Hearts -

Ich gehe zurück auf unseren Chat.

Ich habe das Gefühl, dass mein Magen sich krampfhaft zusammenzieht, während ich ihm schreibe.

Ich: Hey – sorry für die späte Antwort. Nein natürlich ist es nicht so, dass ich dich nicht treffen will...

Meine Finger schweben über der Tastatur. Was soll ich noch schreiben? Ich schlucke und kaue nervös auf meiner Unterlippe herum.

Ich: ... von mir aus können wir uns morgen treffen. Wäre halb drei ok?

Ich schließe die Augen, während ich auf Senden drücke. Es dauert nicht lange, bis er antwortet. Ich habe das Gefühl, dass mir das Herz gleich aus der Brust springt.

Killian: Ok - wollen wir uns im Barcomis treffen?

Ich: Okay

Killian: Ok dann sehen wir uns morgen :)

Ich: Ja bis morgen

Ich schreibe noch eine Nachricht an Clara und teile ihr mit, dass ich zugesagt habe. Dann schalte ich mein Handy aus und hänge es an die Steckdose. Seufzend mache ich das Licht aus und versuche trotz des unguten Gefühls, was sich nach und nach immer weiter durch meinen Körper frisst, zu schlafen.

***

Ich runzle die Stirn und sehe mal wieder ein wenig verwirrt auf meinen Plan. »Hey!«, sagt plötzlich ein Mädchen neben mir. Ich sehe auf und sie sieht mich neugierig an. »Hi«, sage ich ein wenig schüchtern, nachdem ich sicher bin, dass sie niemanden anders hätte ansprechen können. »Kannst du mir vielleicht helfen? Ich muss zu Biochemie - bin schon total spät!«, sagt sie. Ich lache: »Tut mir leid, genau da muss ich auch hin, finde es aber auch nicht!« Sie muss ebenfalls grinsen. »Tja, dann können wir uns ja gleich zusammen auf die Suche machen!« Ich nicke und wir versuchen dem, auf dem Plan gezeigten Weg zu folgen. Währenddessen fragt das Mädchen: »Wie heißt du überhaupt?« »Ich bin Anna-Lena, aber Anna reicht und du?«, stelle ich mich vor. »Ich bin Carolin. Hast du hier schon viele Leute kennengelernt?«, fragt sie. Ich schüttele den Kopf. »Eigentlich nur meine Mitbewohner und nicht mal die alle!«, sage ich und beschließe Killian erst mal nicht zu erwähnen. Schon der Gedanke an ihn, lässt die Panik in mir wieder aufkeimen. »Oh echt? Ich kenne auch noch nicht so viele Leute. Ich habe keine WG, habe meine Eltern geschafft zu überreden, dass sie mir eine eigene Wohnung finanzieren!«, sagt sie grinsend. »Wow, wie cool. Ich leider nicht«, sage ich lächelnd. In dem Moment hellt sich plötzlich ihre Miene auf und sie ruft: »Hey Alissa!« Ein schwarzhaariges Mädchen, welches gerade die Treppe hochgehen will, dreht sich um und beginnt zu lächeln als sie uns sieht. Sie wartet, bis wir sie erreicht haben. Ich fühle mich ein wenig fehl am Platz. Die zwei scheinen sich zu kennen, wohingegen ich keinen von beiden kenne. Überraschenderweise ignoriert mich das Mädchen nicht, sondern wendet sich direkt an mich. »Hey, ich bin Alissa! Bist du auch neu hier? Also wie Carolin?«, fragt sie grinsend. Ich nicke. »Wie lang bist du schon hier?«, frage ich schüchtern. »Das ist mein drittes Semester! Warum bist du jetzt erst hier?«, fragt sie neugierig. »Alissa können wir das nachher bequatschen? Wir kommen zu spät zu Biochemie. Weißt du, wo wir hinmüssen?«, fragt Carolin bevor ich antworten kann. Sie drückt Alissa den Plan in die Hand. »Ja klar, kommt mit. Ich geh sowieso daran vorbei! Literatur ist ein paar Räume weiter!« Wir folgen ihr also und schleichen uns leise in den, Gott sei Dank, großen und gefüllten Hörsaal. Carolin setzt sich neben mich und wir lauschen dem Professor, der vorne steht und durch sein Mikrofon redet.***Der Vormittag vergeht wie im Flug. Nach den neunzig Minuten ist es bereits zwölf. Ich habe noch eine Vorlesung und danach würde ich mich auf den Weg ins Café machen. Mir ist schon wieder ganz flau im Magen und mein Blick huscht bestimmt schon zum millionsten Mal heute zu meiner Uhr. Der Zeiger bewegt sich ausnahmsweise Mal viel zu schnell. Ich besuche nun einen Kurs, der in einem deutlich kleineren Raum stattfindet. Wäre Clara hier, würde mir das Ganze nichts ausmachen, denn dann wäre ich nicht allein. Aber sie ist natürlich nicht hier. Ich setze mich seufzend auf einen Platz. Die meisten Studenten scheinen sich bereits zu kennen, denn sie unterhalten sich ziemlich ausgelassen. Mich scheint niemand zu bemerken. Einerseits finde ich das gut, da ich wirklich nicht gern im Mittelpunkt stehe, andererseits führt mir das auch wieder vor Augen, wie unsichtbar ich bin und wenn ich nichts an mir ändere, wohl immer allein sein werde. Bei diesem Gedanken kommt die altbekannte Panik in mir auf, wie eigentlich immer, wenn ich über mein eigenes Verhalten nachdenke. Es dauert nicht lang, da kommt unsere Professorin. Sie stellt sich uns vor und dann beginnen wir mit dem ersten Thema und ich schiebe meine Selbstzweifel fürs Erste beiseite.***Ich sitze mittlerweile seit zehn Minuten in dem Café. Es ist jetzt zwanzig nach zwei und ich habe innerhalb dieser zehn Minuten, gefühlte hundert Mal darüber nachgedacht, einfach abzuhauen, Killian eine Nachricht zu schicken, dass ich mich doch nicht mit ihm treffen will und dann zu hoffen, dass ich ihm nie wieder begegnen werde. Ich habe meine beste Freundin vor einem ihrer Dates mal gefragt, wie sie sich gerade fühlt. Ob sie nicht total Angst hat, aber sie hat mir gesagt, dass sie sich vor allem freut. Natürlich war sie auch aufgeregt und hatte auch ein wenig Angst, aber vor allem freute sie sich auf das Treffen. Ich verstehe nicht, warum mein Körper sich so dagegen wehrt und mit solcher Angst und Panik auf ein Date reagiert. Ich habe nie schlechte Erfahrungen mit Dates gemacht, ich habe ja sowieso fast gar keine Erfahrungen, aber ich spüre einfach, egal, wie sehr ich mich bemühe, keine Freude und Aufregung. Nur blanke Panik. Bevor ich nur noch einen weiteren Gedanken fassen kann, höre ich wie die Türglocke des Cafés läutet. Mein Herz setzt einen Moment aus, als ich sehe, wie Killian mit einem Lächeln auf mich zusteuert.

If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt