ABGESCHLOSSEN (22.09.2018)
Anna Lena hat eine Geschichte, die sie zu der gemacht hat, die sie heute ist. Schüchtern, introvertiert und unerfahren. Diese Geschichte hat sie nach Berlin geführt, wo die junge Studentin sich dem Unileben stellt. Es daue...
Ich öffne die Augen und mein Schädel pocht so heftig, dass das Licht mir in den Augen wehtut. Ich kneife sie wieder zusammen und versuche mich zu erinnern, was geschehen ist. Ich blinzle. Das Neonlicht verursacht bei mir Übelkeit.
Mein Magen zieht sich zusammen als ich mich daran erinnere, wie ich zu Alli fahren wollte. Wie jemand mir ein Tuch vor die Nase gedrückt hat. Mit wird noch schlechter als sowieso schon und ich versuche das dumpfe Gefühl in meinen Knochen und meinem Kopf abzuschütteln.
Jetzt erst realisiere ich, dass meine Hände hinter meinem Rücken gefesselt sind. Ich sitze auf einem unbequemen Stuhl und meine Füße sind an dessen Beine gefesselt. Ich sehe mich um. Ich bin in einem kleinen Raum. Der Boden ist aus Beton. Es sieht aus wie in einem Lagerhaus.
Ich versuche so ruhig wie möglich zu bleiben. Noch bin ich allein. Auch wenn ich mir nicht viel davon verspreche, ruckle ich an den Fesseln an meinen Händen. Sie sitzen bombenfest. Meine Finger beginnen sofort zu kribbeln und erst jetzt spüre ich, dass sie sich bereits taub anfühlen.
Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren - habe keine Ahnung, welchen Tag wir haben, wie lang ich weg war oder wie spät es ist. Ich weiß auch nicht, wie lang ich hier sitze bis ein massiger Kerl den Raum betritt. Gefolgt von zwei weiteren türsteherartigen Riesen.
Ich beginne zu zittern. Bedrohlich nähern sie sich mir. »Sieh mal an. Wurde auch mal Zeit, dass du aufwachst, Püppchen!«, knurrt der eine.
»Was wollt ihr von mir? Ich habe nichts getan!«, sage ich mit zitternder Stimme. »Ach? Hast du nicht?«, fragt einer der anderen und zieht eine Augenbraue hoch. »Ich habe die Drohung in meiner Wohnung verstanden. Ich habe mit niemandem geredet. Ich schwöre es!«, plappere ich drauf los.
Einer der Typen steht mittlerweile hinter mir, was mich mehr als nervös macht. Ich spüre seine schweren Pranken auf meinen Schultern und schlucke. »Willst du uns eigentlich verarschen, Kleine? Glaubst du, dass wir dich rumlaufen lassen ohne ein Auge auf dich zu haben? Wir haben dich Tag und Nacht unter Beobachtung! Wir wissen ganz genau, wann du bei deiner Freundin warst, wann du ausgegangen bist, wohin du gegangen bist. Wir wissen, dass du das letzte Mal nach der Party mit Link zu ihm gegangen bist. Wir wissen, wann du in der Uni warst und wir wissen, dass du im Krankenhaus warst. Und rate mal, was wir noch wissen!«, sagt einer der Typen. Er trägt einen dichten Bart und seine Zähne schimmern in dem Neonlicht ekelhaft gelb. Ich sehe, dass ihm an einer Stelle ein Zahn fehlt.
Ein seltsam bitterer Geschmack macht sich in meinem Mund breit als mir klar wird, dass Nash die ganze Zeit Recht gehabt hatte. Sie hatten mich die ganze Zeit unter Beobachtung und ich habe es ihm übel genommen, dass er unsere Beziehung und Allis und meine Freundschaft ausgenutzt hat, um mich im Auge zu behalten.
»Keine Ahnung. Ich habe doch nichts getan!«, sage ich. Der Schlag trifft mich völlig unerwartet. Mein Kopf wird so heftig nach hinten geschleudert, dass ich denke, dass mein Genick gebrochen sein muss.
Der Schmerz explodiert in meiner gesamten vorderen Gesichtshälfte. Blut rinnt aus meiner Nase über meine Lippen und vermischt sich mit meinen Tränen. Ich wimmere leise vor mich hin. »Lüg uns nicht an! Wir haben verfickte Scheiße gesehen, wie die Bullen zu dir gekommen sind. Wir konnten sehen, wie du mit ihnen geredet hast!«, brüllt der Bärtige mich an und ich spüre, dass sich die Pranken des Mannes hinter mir, meinem Hals nähern.
Ich schlucke. Versuche mich zu beruhigen, aber der Schmerz und die Angst machen es unmöglich einen klaren Kopf zu bewahren. »Ich - ich habe ihnen doch aber nichts gesagt! Ich schwöre es! Ich weiß doch nicht mal etwas richtiges!«, schluchze ich.
Die Backpfeife kommt nicht so überraschend, wie der vorherige Schlag, aber sie ist genauso schmerzhaft. »Hörst du schlecht? Du sollst mich nicht anlügen. Der Boss will die Wahrheit! Wieso sonst kam es in den letzten Tagen zu immer mehr Verhaftungen unserer Dealer? Du hast ihnen etwas verraten! Was hat dir dieser Hurensohn erzählt? Ich wusste von Anfang an, dass diesem Link nicht zu trauen ist!«, schimpft er, zieht hoch und spuckt auf den Boden.
Ich will mich rechtfertigen, aber die letzten Male, als ich etwas gesagt habe, wurde ich geschlagen, also schweige ich. »Sag schon, Mädel!«
Da er erneut ausholt, wimmere ich: »Er hat mir gar nichts gesagt. Alles was ich weiß ist, dass er dealt und selbst kifft. Das ist wirklich alles! Ich hätte der Polizei nichts sagen können, weil ich gar nichts weiß! Vielleicht ist es einfach ein dummer Zufall, dass gerade jetzt so viele Verhaf-«
Ein weiterer Schlag ins Gesicht entlockt mir einen kleinen Aufschrei und ich spüre, wie mir schwindelig wird. Der Bärtige gibt dem Typen hinter mir und neben sich ein Zeichen. Sie zerschneiden mit einem Schnitt die Fesseln an meinen Füßen.
Der Mann hinter mir zieht mich an den Haaren hoch und ich versuche einen weiteren Schmerzenslaut zu unterdrücken. »Wenn du auf diesem Weg nicht mit uns redest, versuchen wir es eben anders!«, sagt der Bärtige. Ich stolpere neben ihnen her und wir steuern auf die Seite des Raumes zu, die ich von meinem Stuhl aus nicht hatte sehen können, da ich mit dem Rücken zu ihr saß. Jetzt fällt mir auf, dass der Raum wesentlich größer ist als gedacht.
Vor einem Eimer voll Wasser drücken sie mich zu Boden und mir schwant böses. Das kann doch nicht real sein. Sowas passiert in Filmen, aber nicht in echt. »Also - hast du uns was zu sagen? Was hast du ihnen erzählt?«
Was sollte ich tun? Lügen oder etwas erfinden? Oder erneut die Wahrheit sagen? Mir bleibt keine Zeit mehr, mir etwas zu überlegen, denn einer der Männer drückt meinen Kopf unter Wasser. Ich zapple herum, versuche zu atmen. Ich brauche Luft. Ich war nicht bereit gewesen, hatte die Luft nicht rechtzeitig anhalten können.
Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen und meine Lungen schreien nach Sauerstoff. Dann ziehen sie meinen Kopf wieder hoch. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappe ich hektisch nach der lebensrettenden Luft. »Rede!«, schnauzt mich der Bärtige an.
Ich keuche: »Ich - ich habe ihnen nur gesagt, dass ich keine Aussage machen will. Es ging um meinen Exfreund. Er hat mich verprügelt und das war der Grund, weshalb ich im Krankenhaus-«
Wasser umschlägt mein Gesicht. Der Griff in meinen Haaren ist fest und die Panik schnürt mir die Kehle zu. Sie würden mich nicht gehen lassen! Sie würden mich umbringen. Mir geht erneut die Luft aus. Ich versuche den Mann hinter mir zu treten. Versuche mich seiner Hand zu entwinden, doch es bringt nichts. Erbarmungslos drückt er mich weiter unter Wasser. Instinktiv öffne ich den Mund um nach Luft zu schnappen, doch ich schlucke nur Wasser - und Wasser - und noch mehr Wasser.
Dann wird mein Kopf wieder hochgerissen. Luft dringt schmerzhaft in meine Lungen ein. Mir ist schwindelig und der Schmerz dröhnt in meinem Kopf. »Na schön-«, wimmere ich. »Ich habe ihnen gesagt, dass ich einen Verdacht habe, wer damals bei mir eingebrochen ist. Wenn ihr mich so gut beobachtet habt, dann habt ihr sicher gesehen, wie Na- wie Link mich gekorbt hat. Ich war sauer auf ihn und habe der Polizei gesagt, dass der Freund, der mit mir im Behandlungszimmer war, mit Drogen dealt! Ich habe gesagt, dass er wahrscheinlich in einer Gang ist!«, presse ich hustend hervor und hoffe, dass die Lüge sie stoppen lässt.
»Du kleine Schlampe! Deshalb fickt man solche wie dich nicht! Nur Stress bringt ihr einem! Du hast keine Ahnung, was du damit angerichtet hast!«, brüllt der Bärtige. Tobend vor Wut drückt er meinen Kopf ein weiteres Mal unter Wasser. Ich hoffe irgendwo tief in mir, dass ich dieses Mal vielleicht ohnmächtig werde. Dann müsste ich das nicht länger ertragen. Mein Wunsch wird erhört.
Ich bekomme nicht mehr mit, wie mein Kopf das Wasser wieder verlässt.
A.N.: Hey meine Lieben, Anna scheint ziemlich in der Scheiße zu stecken. Was hättet ihr an ihrer Stelle getan? Hättet ihr auch irgendwann angefangen zu lügen oder hättet ihr weiterhin auf der Wahrheit beharrt? Oder denkt ihr, dass sie die Typen vielleicht gar nicht anlügt, sondern die Wahrheit sagt? Kommis und Votes sind wie immer herzlich willkommen❤
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