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Nicky Jam & J Balvin - X (Equis)

Wir verbringen den Rest des Tages bei Nash. Die meiste Zeit liegen wir auf seiner Couch und stehen nur kurz auf, um etwas zu essen oder auf Klo zu gehen.

Ich weiß nicht, warum ich noch nicht abgehauen bin, weil da eigentlich so viel wäre, um das ich mich kümmern müsste. Ich müsste theoretisch zur Uni gehen und ich müsste dringend mit Killian reden. Außerdem muss ich mein Handy aufladen, da keiner wirklich eine Ahnung hat, wo ich bin. Ich muss meinen Mitbewohnern helfen die Wohnung wieder in Ordnung zu bringen und bin ihnen eigentlich eine Erklärung schuldig, die ich ihnen aber im Gegenzug für Nashs Sicherheit, leider verwehren muss.

Vielleicht ist genau das der Grund, weshalb ich noch immer hier bin und fast nichts tue. Gegen zwei Uhr mittags beschließen wir das Sofa gegen das Bett einzutauschen, um ein bisschen Fernsehen zu gucken.

Nash hat kein Netflix, weshalb wir eine Krimiserie auf Kabel 1 schauen. Meine Gedanken schweifen ab und ich lasse den gestrigen Abend Revue passieren. Es tut immer noch weh zu wissen, dass Killian vermutlich die ganze Zeit mit anderen Mädchen geschlafen hat.

Warum zum Teufel hatte er mit mir eine Beziehung haben wollen, aber amüsierte sich gleichzeitig mit anderen? Ich hatte ihm alles gebeichtet, was zwischen Nash und mir war und bis auf heute Morgen habe ich nie Sex mit ihm gehabt. Warum hat er mir nicht einfach im selben Moment von seinem Laster erzählt, als ich ihm von Nash erzählt hatte.

Diese Frage stellt sich mir immer und immer wieder, doch ich finde einfach keine Antwort. Ob das mit Lea auf der kleinen Party wirklich Bryan gewesen ist? Fraglich.

Meine Gedanken gehen weiter und ich erinnere mich daran, wie ich heute morgen neben Nash aufgewacht bin und seine Tattoos angeschaut habe. Ich muss an unser Gespräch denken, in dem wir darüber geredet haben, dass ich ihn noch nie wirklich gehasst hatte.

Plötzlich werde ich stutzig. Ich wende ihm meinen Kopf zu und er scheint die Bewegung aus dem Augenwinkel zu registrieren, denn er sieht mich an. »Was ist los, Kleines? Hast du etwa noch nicht genug?«, fragt er grinsend.

»Ha ha!«, sage ich augenverdrehend und er beginnt zu lachen. »Ich habe mich gerade nur etwas gefragt!«, beginne ich schließlich. »Nämlich?«, hakt er nach. »Naja, wir haben heute Morgen über unsere erste Begegnung gesprochen und die war ja hier im Treppenhaus - besser gesagt, als du hier betrunken im Treppenhaus saßt! Warum hast du den Tag mitten am Tag Alkohol getrunken? Ich hab dich seitdem nie wieder so gesehen!«

Ein Schatten legt sich auf sein Gesicht und er richtet seinen Blick wieder auf den Fernseher. »Das war der Todestag meiner Schwester!«, sagt er knapp. Ich richte mich weiter auf. »Deiner Schwester? Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester has- hattest. Ist sie als Baby gestorben?«, frage ich ernst.

Nash Stimme klingt belegt, als er antwortet: »Nein. Der Tag an dem wir uns kennengelernt haben, war ihr zweiter Todestag! Sie ist vor zwei Jahren gestorben. Es war - ein Unfall!« Seine Stimme klingt verbittert, als er das sagt. »Das tut mir so leid Nash! Ehrlich. Wie hieß sie denn?«, frage ich und streiche sanft über seinen Arm.

»Katie! Unsere Eltern hatten einen Faible für englischsprachige Namen!«, sagt er und ich merke, dass ihm das Thema nicht gefällt. Daher frage ich auch nicht weiter nach, was genau das für ein Unfall war. Vielleicht ein Autounfall? Das sind ja heutzutage häufige Unfallursachen.

»Und wie geht's jetzt mit dir und Killian weiter?«, fragt Nash schließlich und sieht dabei immer noch stur geradeaus auf den Fernseher. Ich frage mich, ob ihn die Antwort wirklich so wenig interessiert, wie er gerade vorgibt oder ob er dieses Poker Face nicht gerade deshalb aufsetzt, weil es ihn eigentlich interessiert.

If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt