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Lil Pump - Boss

Ich schiebe meine Hände in die Hosentaschen. Alli muss jeden Moment hier sein, also warte ich. Ich weiß, dass wir eine feste Zeit abgemacht haben, aber ich konnte einfach nicht länger warten. Daher bin ich eine halbe Stunde zu früh hier gewesen und auch schon oben gewesen. Alex hat mir aufgemacht und als ich gefragt habe, ob Anna da sei, meinte er, er hätte sie seit gestern nicht mehr gesehen.

Das flaue Gefühl in meinem Magen breitet sich seitdem immer weiter aus. Mein Gehirn läuft auf Hochtouren. Ich versuche irgendeinen anderen möglichen Ort zu finden, an dem Anna sich befinden könnte, außer bei Miguel.

Ein Auto biegt mit quietschenden Reifen in die Straße ein und kommt neben mir zum Stehen. Alli steigt aus. Sie hat tiefe Ringe unter den Augen und ist leichenblass. »Und? Warst du schon oben?«, fragt sie. Ich nicke: »Sie ist nicht da!« Meine Stimme klingt tonlos.

Sie sieht aus, als hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen. Für einen Moment schließt sie die Augen, dann fragt sie: »Hast du geguckt, ob ihr Auto da ist?« Überrascht sehe ich sie an. Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. »Nein!«, sage ich und drehe mich im selben Moment um, um die Straße hinunterzusehen.

»Da drüben steht es!«, ruft Alli plötzlich und geht eilig an mir vorbei. Ich folge ihr, denn jetzt habe ich es auch gesehen. »Sieh nach, ob es offen ist!«, sage ich und sie ruckelt an dem Türgriff. Die Tür bewegt sich nicht.

Ich raufe mir die Haare. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu Fuß gegangen ist? »Nash, schau mal!«, sagt Alli plötzlich und geht in die Hocke. Erst weiß ich nicht, was sie meint, doch als ich näher herangehe, sehe ich es. Ganz leicht sieht man einen langen Kratzer im Lack, der sich über die halbe Tür zieht.

»Scheiße!«, sage ich leise, denn in diesem Moment sehe ich den Schlüssel, der halb unters Auto gerutscht ist. Es gibt nun keinen Zweifel mehr. Miguels Leute mussten sie entführt haben. Sie hätte ihren Schlüssel nicht hier draußen liegen lassen. Das hätte kein normal denkender Mensch getan. Hektisch krame ich in meiner Jackentasche. Ich ziehe mein Handy hervor und suche in meinen Kontakten nach Miguels Namen.

Das Tuten in der Leitung macht mich noch nervöser, als ich sowieso schon bin. Er geht nicht ran. Normalerweise geht er immer ran! »Wir müssen sie suchen!«, sage ich. »Und wo?«, fragt Alli verzweifelt. Ich sehe, dass sie Tränen in den Augen hat.

Ich fahre mir übers Gesicht. »In der Lagerhalle! Da wo ich den Stoff abhole, wenn ich eine Lieferung mache! Ich weiß, dass sie extrem groß ist, auch wenn ich immer nur in denselben Raum gehe. Dort wird mir der Stoff gegeben, den ich liefere, aber ich habe schon einige andere Türen bemerkt. Ich wette sie ist irgendwo dort drin!«

»Und wie zur Hölle wollen wir sie da raus bekommen? Du hast gesagt, dass das der verfickt größte Drogenring in ganz Berlin ist. Glaubst du nicht, dass Miguel Vorkehrungen getroffen hat? Er wird sie da nicht einfach mit uns rausmarschieren lassen!« Alli klingt aufgebracht und verzweifelt und ich weiß ja, dass sie recht hat, aber ich kann nicht klar denken. Es muss einfach irgendeine Möglichkeit geben, sie da rauszuholen.

Und was, wenn es schon zu spät ist? Nein. Nein, er würde sie nicht töten. Und dann habe ich plötzlich eine Idee. Eine Idee, bei der der Erfolg alles andere als sicher ist, doch ich muss mich an jeden Grashalm klammern, den ich finde.

»Komm mit, Alli! Wir müssen ein paar Telefonate führen!«, sage ich schließlich mit fester Stimme, denn wir dürfen keine weitere Zeit verlieren. »Was hast du vor, Nash?«, fragt sie besorgt.

»Es gibt da ein paar Leute, die eine alte Schuld zu begleichen haben!«

***

Ich habe Hunger. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe. Vor Stunden? Vor Tagen? Mein Zeitgefühl ist, nach wie vor, verschwunden und jede Faser meines Körpers schmerzt.

Plötzlich höre ich, wie die Tür aufgeht und mein Magen zieht sich vor Angst automatisch zusammen. Etwas kratzt über den Boden. Ich sehe auf. Ein Mann kommt auf mich zu. Er zieht einen Stuhl hinter sich her. In seiner anderen Hand entdecke ich eine Pistole. Die Schneide eines Messers blitzt im Licht auf. Es ist locker an seinem Gürtel befestigt.

Die entspannte Art, die sich sowohl in seinem Aussehen, als auch in seiner Körpersprache widerspiegeln, gibt mir zu verstehen, dass er hier wesentlich mehr zu sagen hat, als die Typen, die mich das letzte Mal besucht haben. Was mich überrascht, ist, dass er noch sehr jung aussieht. Nicht kindlich jung, aber sicher auch nicht viel älter als ich. Vielleicht 23 oder 24?

Er stellt den Stuhl vor mir ab und setzt sich mir gegenüber. Die Waffe legt er wie ein Spielzeug neben sich auf den Boden. Dann sieht er mich an und zu meiner Überraschung lächelt er. Es ist ein überlegendes Lächeln: »Schön, dass wir einander endlich mal kennenlernen. Ich bin Miguel!«

Mein Herz setzt für einen Moment aus. Hatte Nash nicht gesagt, dass sein Boss Miguel heißt? Redet nicht jeder die ganze Zeit von irgendeinem Miguel?

»Wie ich sehe, sagt dir mein Name etwas! Scheinbar bist du doch nicht so unwissend, wie du behauptest!«, setzt er hinzu und das Funkeln in seinen Augen macht mir auf eine seltsame Art und Weise Angst.

A.N.:
Hey meine Lieben,
tut mir leid, dass das Kapitel so lang auf sich hat warten lassen. Ich hoffe euch gefällt es, auch wenn es nicht so lang ist. In letzter Zeit habe ich so viel mit Fahrschule und Schule zu tun, dass ich irgendwie zu nichts mehr komme. Ich hoffe, dass ich die nächsten Kapitel schneller veröffentlichen kann. Was denkt ihr denn eigentlich, was Nashs Plan ist? Schon irgendwelche Ideen? Und wie denkt ihr, wird Annas Begegnung mit Miguel verlaufen?
Kommis und Votes sind wie immer willkommen.❤

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