>Doreen - Wie konntest du nur<
»Ich war hier schon mal!«, sage ich nachdenklich als ich die Tür zu der Bar entdecke. »Mit Killian!«, füge ich hinzu. Das war unser zweites Date. Ich weiß noch, dass wir vorher im Kino bei dem letzten Teil von Fack Ju Göhte waren. Nash nickt. »Ich weiß.«
Überrascht sehe ich ihn an. »Woher?«
Er zuckt die Achseln und meint: »Naja, als ihr hier wart, saß ich zufällig auch hier. Allerdings ein bisschen weiter hinten!«, erklärt er. Nash ist mittlerweile an der Tür angelangt und zieht sie auf. Er bleibt jedoch abrupt stehen und dreht sich zu mir um.
»Dein Lover ist da!«, sagt er und ich runzle die Stirn. Seit wann macht er sich Sorgen darum, dass Killian uns zusammen sieht? Er ist doch derjenige, der gerade gegen die Beziehung ist.
»Dann gehen wir besser woanders hin! Nicht, dass er die falsche Schlüsse zieht. Ich hatte bisher auch noch nicht die Gelegenheit über den Einbruch zu sprechen!«, sage ich ein wenig schuldbewusst. Und auch noch nicht darüber, dass ich überlege mit ihm Schluss zu machen, auch wenn er mir mittlerweile ziemlich am Herzen liegt.
Etwas in Nashs Augen flackert auf. Er wirkt unentschlossen, doch ehe ich fragen kann, was los ist, rückt er von selbst mit der Sprache heraus. »Das ist es nicht, Anna. Er - naja, er ist mal wieder nicht allein hier!«
Ich sehe ihn verwirrt an. »Was meinst du mit nicht allein? Und wieso mal wieder?« »Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn ständig irgendwo mit irgendwelchen Bitches am Start begegne! Das war nicht gelogen«, sagt er, scheint sich aber entgegen meiner Erwartung nicht darüber zu freuen.
»Ich wette mit dir, dass es Bryan ist, der da sitzt. Und wenn es Killian ist, ist er vielleicht mit Camille oder Lola da. Lass mich rein! Ich kann mittlerweile erkennen, wer von den beiden, wer ist!«, sage ich und drängle mich vorbei.
Er sitzt am selben Tisch, wie mit mir damals. Ihm gegenüber sitzt eine hübsche, kurvenreiche Brünette. Sie ist das komplette Gegenteil von mir und sieht aus, als wäre sie geradewegs einem Victoria's Secret Katalog entsprungen. Auf seinem Gesicht liegt das typische Killian Lächeln, welches mich nicht daran zweifeln lässt, dass er es ist. Er bewegt sich genauso, wie immer. Bryans Bewegungen sind weniger fließend. Das ist mir das letzte Mal, als ich ihm begegnet bin, ganz deutlich aufgefallen.
Ich schlucke und mir wird ganz flau im Magen. Er hebt die Hand und streicht dem Mädchen eine Strähne aus dem Gesicht. Sogar von der Entfernung aus sehe ich, dass sie ihm ein verwegenes Lächeln zuwirft. Mein Herz fühlt sich an wie ein Eisklotz, der schwer auf meine Lungen drückt und das Atmen schier unmöglich macht.
Die zwei sind definitiv nicht nur Freunde. Seine Augen lassen sie für keine Sekunden los und sie ist ihm bereits vollkommen verfallen. Der Schock sitzt so tief, dass ich nicht mal weinen kann. War er es nicht immer, der einen riesigen Aufstand gemacht hat, wenn ich Nash nur begegnet bin? Hat er mir nicht ständig Vorwürfe gemacht, wie ich auf so jemanden reinfallen konnte? Und hintenrum betrügt er mich die ganze Zeit selbst? Ich weiß, dass ich kein Unschuldslamm bin, aber ich habe ihm alles gebeichtet, was zwischen Nash und mir passiert ist. Ich hatte ein so schlechtes Gewissen, dass ich nachts kaum noch schlafen konnte und habe alles mögliche versucht, um mich von Nash fernzuhalten.
Aber die zwei, die sich da so tief in die Augen sehen, kennen sich nicht erst seit gestern. Ihre Bewegungen sind so aufeinander abgestimmt und lehnen sich einander entgegen, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass sie schonmal Sex hatten.
Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich sehe wie betäubt auf. Mein Gehirn kann noch nicht verarbeiten, was meine Augen bereits wahrgenommen haben. »Hey, Kleines, tu dir das nicht länger an!«, sagt Nash leise, aber bestimmt von hinten, als Killian sich vorbeugt, um das Mädchen zu küssen.
Küssen...
Das war der Abend gewesen, nachdem wir uns das erste Mal geküsst hatten. Kurz nachdem wir diese - genau diese Bar verlassen hatten.
Die Tür fällt hinter mir zu und ich lehne mich nach Luft ringend an die Wand. Langsam sickern die Bilder wirklich in mein Gehirn hinein und ich beginne zu begreifen, dass Nash recht hatte. Er lag die ganze Zeit richtig. Es war keine Methode von ihm, mir zu erzählen, dass er Killian mit anderen Mädchen gesehen hat, um mich misstrauisch zu machen. Er meinte das wirklich ernst. Und er hatte ihn offensichtlich auch nicht mit seinem Zwilling verwechselt.
Ich denke an jenen Abend zurück und plötzlich frage ich mich, wie ich hatte so blind sein können. Der Kellner - Jeff, wenn ich mich recht entsinne - hatte es so offensichtlich gemacht.
Ich erinnere mich daran, wie er völlig überrascht gesagt hat, dass ich niedlich sei. Ich hatte das damals als Kompliment aufgefasst, aber er war scheinbar einfach nur verwundert gewesen, dass ich keine Modelmaße hatte, wie die anderen Mädchen, die aussehen wie Killians Date gerade.
Killian hatte mir erzählt, dass Jeff ziemlich oft irgendwelche Scheiße erzählen würde – wahrscheinlich, um sich selbst zu schützen, falls Jeff in meiner Gegenwart irgendeinen Kommentar über die anderen Mädchen, mit denen Killian herkam, fallen ließe.
Dann war da der Streit, den ich beobachtet hatte, als ich nach dem Telefonat mit Clara vom Klo kam. Jeff hatte zweifellos Partei für mich ergriffen, das würde auch seine letzten Worte erklären, über die ich mich so gewundert hatte. Pass auf dich auf.
Noch offensichtlicher hätte er dir Warnung kaum machen können. Ich schlage mir die Hände vors Gesicht.
Warum zum Teufel hat Killian das getan? Warum hat er immer so eifersüchtig getan, wenn es um Nash ging, wenn er selbst die ganze Zeit mit irgendwelchen Mädchen rumvögelt.
Plötzlich legt sich erneut eine Hand auf meinen Arm. Nash. Ich sehe auf. Mein Blick ist durch die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt haben, verschwommen.
»Hey, Anna. Nicht weinen, ok? Der Wichser ist es nicht wert!«, sagt er und fängt meinen Blick auf. Plötzlich entfährt mir ein Lachen, doch gleichzeitig beginnen die Tränen über meine Wangen zu fließen.
»Weißt du, was das Lustige ist? Es klingt -«, das Geräusch, das ich von mir gebe, klingt wie eine Mischung aus einem Lachen und einem Schluchzer. »- es klingt absurd, aber ich hatte vor mit ihm Schluss zu machen! Wirklich! Aber - aber trotzdem hat er mir so viel bedeutet und ich hätte nie gedacht, dass er mich die ganze Zeit betrügt - vor allem, weil er immer so wütend geworden ist, wenn ich mit - wenn ich mit dir zusammen war!«
A.N.:
Hey meine Lieben,
Tja - ich bin sprachlos! Die Story hat 10K Reads überstiegen und ich muss mich mal wieder bei euch bedanken❤ Ich hoffe euch hat auch dieses Kapitel gefallen. Was haltet ihr von der Wandlung? Über Feedback und natürlich auch Votes würde ich mich wie immer sehr freuen☀
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If You Stay
ChickLitABGESCHLOSSEN (22.09.2018) Anna Lena hat eine Geschichte, die sie zu der gemacht hat, die sie heute ist. Schüchtern, introvertiert und unerfahren. Diese Geschichte hat sie nach Berlin geführt, wo die junge Studentin sich dem Unileben stellt. Es daue...