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>The Saturdays - What About Us<

»Anna, hast du heute Zeit?«, fragt plötzlich jemand neben mir. Überrascht drehe ich mich um. Alli hat zu mir aufgeschlossen. Die letzten anderthalb Wochen habe ich sie nicht gesehen. Es ist irgendwie alles komisch im Moment. Mit Killian habe ich genauso lange nicht gesprochen und ich habe keine Ahnung, ob wir noch zusammen sind, nachdem, was ich ihm vor Nashs Haustür gebeichtet habe.

Ich glaube uns tut der Abstand im Moment ganz gut, um alles verarbeiten zu können, was passiert ist. Vielleicht schaffen wir es ja von vorne anzufangen. Mit Nash habe ich ebenfalls keinen Kontakt mehr.

»Ich muss noch in die Bibliothek, weil ich noch ein paar Bücher für meine Hausarbeit brauche, aber dann hätte ich Zeit!«, sage ich lächelnd. »Oh, das trifft sich gut. Ich muss auch noch in die Bibliothek. Ich habe immer noch die Biografie von Kafka in meiner Tasche, aber schaffe es irgendwie nie, sie mal abzugeben. Bestimmt muss ich mittlerweile schon Strafgeld zahlen!«, sagt sie und verdreht die Augen.

»Vielleicht wird es dann echt Zeit das abzugeben!«, sage ich lachend. Sie nickt grinsend. »Studierst du Literatur oder so?«, frage ich. »Ich studiere Lehramt. Deutsch und Spanisch!« »Oh, klingt interessant. Und weißt du schon, auf welche Schule du gehen willst?«, frage ich sie.

Sie zuckt mit den Schultern. »Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich irgendwo angenommen werde. Ich glaube Schulen nehmen generell nicht so viele vorbestrafte Referendare!«, sagt sie und sieht auf ihre Schuhspitzen. Mittlerweile betreten wir die Bücherei.

»Vorbestraft?«, frage ich überrumpelt. Sie winkt ab und schüttelt den Kopf, als wollte sie alte Erinnerungen vertreiben. Ich sehe ihr stirnrunzelnd nach, als sie ohne ein weiteres Wort auf die Bibliothekarin zugeht und das Buch aus der Tasche zieht.

Schließlich gehe ich mich auf die Suche nach meinem eigenen Material machen. Ich frage mich, was Alli getan hat, dass sie schon vorbestraft ist. Doch ich kann auch verstehen, dass sie nicht darüber reden möchte. Ich weiß schließlich selbst, wie es ist, eine nicht ganz so strahlend helle Vergangenheit zu haben.

Nach einer guten Viertelstunde habe ich alles, was ich brauche, ausgeliehen. Alli wartet auf einem der Stühle neben der Tür auf mich. »Also, wollen wir vielleicht schwimmen gehen oder in eine Bar oder so?«, fragt sie wieder lächelnd. »Eine Bar klingt gut! Kennst du eine Gute?«

»Na klar. Ein Kumpel von mir arbeitet in einer! Da können wir hin, dann bekommen wir sogar Rabatt!«, erzählt sie. Also machen wir uns auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle, da wir nicht zu Fuß laufen wollen.

»Sag mal, ich habe dich schon länger nicht mit diesem Typen gesehen, mit dem du auch auf der Party am See warst. Seid ihr nicht mehr zusammen?«, fragt sie schließlich neugierig. Ich zögere und überlege, wie ich ihr das ganze am besten erklären soll, ohne zu viel von mir zu erzählen. Um ihr das Drama mit Nash und Killian anzuvertrauen, ist es definitiv noch zu früh.

»Naja, ehrlich gesagt hatten wir ein bisschen Stress - naja ziemlichen Stress. Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch zusammen sind.«

»Oh, wow. Ok, das tut mir leid. Dann hoffe ich, dass sich alles wieder für dich einrenkt!«, sagt sie. Ich nicke nur. »Manchmal bin ich echt froh, dass ich am anderen Ufer fische! Das ist viel unkomplizierter, wenn du mich fragst«, sagt sie lachend. »Was meinst du?«, frage ich, nur um sicher zu gehen, dass ich hier jetzt nichts missverstehe.

»Ich bin lesbisch – und bevor du dir jetzt Gedanken machst, dass ich in dich verliebt sein könnte oder so einen Mist, dann schlag dir das bitte aus dem Kopf. Ich bin nur auf der Suche nach neuen Freunden. Mein Typ ist eher ausländisch!«, sagt sie grinsend. »Ja klar, alles gut. Das habe ich jetzt gar nicht angenommen!«, sage ich schnell.

If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt