>Of Monsters And Men - Little Talks<
Ich schlucke und mein Herz rast. Ich sehe rüber zu Nash. Er hat genau wie ich schon seinen Helm auf und sitzt auf seinem Quad. Ich kann nicht glauben, dass ich sowas abgefahrenes mache. Ich bin noch nie Quad gefahren und wusste auch nicht, dass man das hier in Berlin machen kann.
Irgendwie steckt mich sein Grinsen jedoch an. Denn auch, wenn ich ziemlich Schiss habe und mir ein wenig flau im Magen ist, spüre ich Vorfreude in mir aufwallen. Vor uns liegt ein riesiges, sandiges Gelände und auch, wenn es heute so warm ist, sind in einigen Kuhlen Pfützen von den letzten regnerischen Tagen entstanden.
Ich ziehe das Verdeck meines Helms runter und starte das Quad, wie es mir zuvor erklärt wurde. Auf dem Gelände sind nur drei andere Quads. Außer die Geräusche dieser, ist es komplett ruhig. Die Fläche ist von einer Waldlandschaft umgeben.
Nash mir gegenüber, startet ebenfalls sein Quad und ich fahre schließlich den Hügel hinunter. Der Sand um mich herum wirbelt auf und Adrenalin schießt durch jede Faser meines Körpers. Überrascht lache ich auf, als ich über einen kleinen Hügel fahre und die Reifen einen Moment den Boden unter sich verlieren.
Ich höre Nash hinter mir fahren. Er kommt näher und ist plötzlich neben mir. »Hey Anna, willst du einschlafen oder warum schneckst du so?«, ruft er und blitzt mich schelmisch an, bevor er mich überholt. Da ich mich viel schneller an das Quad gewöhnt habe, als gedacht, beschleunige ich kurze Zeit später ebenfalls.
Na warte. Dich kriege ich! Ich brettere über einen höheren Hügel und lande in einer Pfütze. Der Matsch spritzt bis hoch an meine Arme. Doch in diesem Moment ist es mir vollkommen egal, dass meine Klamotten dreckig werden, denn ich habe Spaß. Fiebrig verfolge ich Nashs Quad, weiche einem der anderen aus und versuche den Weg abzukürzen.
Nach vier Runden schaffe ich es, ihn zu erreichen. Ich fahre neben ihm her und versuche noch mehr Gas zu geben, was die Quads hier jedoch leider nicht zulassen. Ich sehe zur Seite und muss grinsen, als ich sehe, wie dreckig er schon ist. Ich will gar nicht wissen, wie ich aussehe.
Er lächelt mich an und scheint zufrieden zu sein. »Na, sieh mal einer an. Du bist auch mal wieder hier!«, ruft er über die lauten Geräusche hinweg. Ich sehe ihn provozierend an und reiße mein Quad um die Kurve. Da ich innen fahre schaffe ich es, ihn durch dieses Manöver zu überholen. Er lacht und mir ist klar, dass er bereits dabei ist, zu versuchen, mich wieder einzuholen.
Nachdem wir einander noch einige Male überholt haben, über den ein oder anderen Hügel gesprungen sind und durch zahlreiche Pfützen gebrettert sind, laufen unsere eineinhalb Stunden Fahrzeit zu meinem Bedauern schon aus. Ich hätte nicht gedacht, dass mir Quadfahren so einen Spaß machen könnte.
***
Es ist kurz vor sieben als wir wieder vor Nashs Auto stehen. »Ich hätte dich locker noch eingeholt, wenn unsere Zeit nicht abgelaufen wäre!«, rufe ich empört, muss aber gleichzeitig lachen. Nash nickt nur spöttisch und sagt ironisch: »Natürlich, Prinzesschen. Natürlich. Red dir das nur weiter ein!« Er grinst mich an und ich gebe ihm einen Klaps auf den Arm, der immer noch voll mit Matschspritzern ist.
»Lach nicht so! Hätte ich auf jeden Fall. Es fehlten vielleicht noch vier Meter«, beteuere ich. »Vier? Vielleicht solltest du mal einen Besuch beim Augenarzt in Erwägung ziehen! Das waren vielleicht vierzehn Meter, aber keine vier!«
Er schließt seinen Wagen auf und sagt: »Klopf deine Klamotten ein bisschen ab. Ich will den ganzen Sand nicht im Auto haben!« Ich klopfe über meine Hose und mein T-Shirt. Beides würde ich wohl wegschmeißen können. Dieser gelbe Sand würde niemals rausgehen.

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If You Stay
ChickLitABGESCHLOSSEN (22.09.2018) Anna Lena hat eine Geschichte, die sie zu der gemacht hat, die sie heute ist. Schüchtern, introvertiert und unerfahren. Diese Geschichte hat sie nach Berlin geführt, wo die junge Studentin sich dem Unileben stellt. Es daue...