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>NF ft. Tommee Profitt & Brooke Griffith - Alone<

Ich habe keine Ahnung, wie genau das alles passiert ist, doch ich sitze neben Nash auf meinem Bett und wir schauen zusammen Haus des Geldes auf Netflix.

Ich sehe zwischendurch zu ihm rüber, aus Angst, dass er versuchen könnte, die Situation auszunutzen und mich wieder völlig durcheinander zu bringen, aber er scheint ganz in die Episode vertieft zu sein und ausnahmsweise, vollkommen reine Absichten zu haben.

Für etwas anderes wäre ich im Moment auch nicht zu haben, denn momentan habe ich keine Ahnung mehr, was ich tun, denken oder fühlen soll. Es ist nicht mehr so leicht zu sagen, was richtig oder falsch ist.

Ich dachte immer, dass ich alles in schwarz und weiß einteilen könnte. Aber jetzt muss ich erkennen, dass es auch grau gibt und dabei muss man unterscheiden, wie dunkel dieses sein darf. Wie viel man erträgt und für was es sich lohnt zu kämpfen.

Mit Killian fühle ich mich teilweise noch verbundener, als vor unserer gemeinsamen Nacht, da wir uns nun nicht nur geistig, sondern auch körperlich so nah gekommen sind, wie es uns Menschen möglich ist. Doch trotzdem ist da diese Aggressivität und Wut in ihm, die mich zweifeln lässt. Ich weiß nicht, ob ich nicht irgendwann Angst vor ihm haben werde – mehr als ich jetzt schon habe.

Mit Nash ist es irgendwie anders. Von ihm habe ich von Anfang an das Schlimmste angenommen, wegen seines Äußeren und auch, weil ich ihm betrunken auf der Treppe begegnet bin. Außerdem hat er mich im Club angetanzt und ich habe ihm deshalb von Anfang an den Stempel Aufreißer auf die Stirn gedrückt. Aber eigentlich ist er gar kein so schlechter Kerl.

Er flucht zwar viel, dealt mit Drogen, besitzt eine Waffe und ist wahrscheinlich in Dinge und Machenschaften verwickelt, von denen ich jetzt noch nicht mal die blasseste Vorstellung habe, aber er kann, wenn er das Arschlochsein mal ablegt, echt nett sein.

Er scheint sich aufrichtig Sorgen um mich zu machen und seine Moralvorstellungen gefallen mir auf eine seltsame Art und Weise. Außerdem ist er unfassbar sexy und weiß, wie Mädchen ticken. Bei diesem Punkt bin ich mir jedoch nicht so ganz sicher, ob er auf die schwarze, oder die weiße Seite gehört.

Ich mustere ihn nochmal und frage mich, wie es gewesen wäre, wenn ich ihn zuerst kennengelernt hätte. Also bevor ich Killian begegnet bin. Ob ich dann jetzt mit ihm - nein! Er will ja gar keine Beziehung und ich will das mit ihm auch nicht. Dazu ist mir sein Leben einfach zu chaotisch und gefährlich.

»Warum musterst du mich, Kleines?«, fragt er plötzlich mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Ich zucke vor Schreck zusammen und schaue wieder zum Fernseher. »Tue ich gar nicht!«, bestreite ich.

»Nein - natürlich nicht!«, sagt er sarkastisch. Ich beiße mir auf die Lippe. Wie konnte er meinen Blick bitte bemerken? Er hat doch die ganze Zeit auf den Fernseher geschaut.

»Darf ich dich mal was fragen?«, frage ich. »Tust du das nicht gerade?«, kontert er. Ich stöhne genervt auf. »Jaja, schon gut. Dann frag eben!«, sagt er.

»Also - sei mir bitte nicht böse oder so, aber als ich die eine Nacht draußen vor diesen Typen weggerannt bin, da hast du mir ja - geholfen. Naja, und du hattest eine Waffe -«, beginne ich zögerlich. Er drückt auf Pause, während ich noch nach den passenden Worten suche, um meine Frage auszuformulieren.

»Tja, und ich habe mich gefragt, ob du schonmal jemanden - umgebracht hast?«, ich wage es nicht aufzuschauen, aber es beunruhigt mich, dass er nicht antwortet. Schließlich muss ich doch aufsehen und tauche direkt in seine wasserblauen Augen ein, die mich mustern.

»Ich kann verstehen, dass du mir diese Frage stellst. Und die Antwort lautet nein. Ich habe noch nie jemanden umgebracht. Ich deale. Ansonsten versuche ich mich aus allem rauszuhalten.«

If You StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt