1. Kapitel

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Autsch! In dem Moment, in dem ich meine Augen aufschlage, machen sich erneut die Kopfschmerzen bemerkbar. So langsam bin ich es leid. Wie oft muss ich das denn noch ertragen? Schon früher hatte ich alle zwei Monate Migräne, doch alleine in den letzten sieben Tagen hatte ich sie bereits ganze drei Mal, wenn man heute mitzählt. Die anderen waren am Dienstag und am Mittwoch. Zwei Tage hintereinander ist wirklich die Hölle gewesen, deswegen hätte mir das jetzt erspart bleiben können. Aber nein, natürlich muss ich vier Tage später noch einmal darunter leiden...

Ein Blick auf meinen Wecker verrät mir, dass es noch nicht einmal sechs Uhr ist. Eigentlich viel zu früh, um aufzustehen. Doch ich habe keine andere Wahl. Ich muss meine Tabletten nehmen. Vielleicht kann ich damit ja die Kopfschmerzen etwas lindern. Auch wenn mein Dad, von dem ich anscheinend die Migräne habe, sagt, dass man diese nicht so einfach weg bekommt, wenn man schon mit Kopfschmerzen aufwacht, kann es nicht schaden. Einen Versuch ist es wert.

Also quäle ich mich aus meinem Bett und spaziere leise die Treppen herunter und schließlich ins Esszimmer, wo die kleinen Pillen bereits auf dem Ofen liegen. Ich nehme mir zwei und schlucke sie mit Wasser hinunter. Und wie bei den letzten Malen wird es mir in dem Moment komisch, fast schon übel, was ich aber zunächst ignoriere. Stattdessen gehe ich wieder in mein Zimmer und lasse mich auf die Matratze, die man wohl bald ersetzen muss, fallen. Hoffentlich wirkt diese scheiß Tablette schnell.

Na ja, falsch gedacht. Denn auch eine halbe Stunde später sind diese nervigen Kopfschmerzen nicht weg. Wenn ich mich nicht irre, sind sie sogar ein kleines bisschen schlimmer geworden. Warum muss mein Leben denn so schwer sein?

Eigentlich habe ich heute morgen einen Auftritt mit dem Musikverein, aber das wird so wahrscheinlich nichts. Auch wenn ich schon 16 bin, komme ich mir in solchen Situationen oft hilflos vor und frage meine Mom. Und einige Male muss ich sie, zu ihrem Pech, dazu wecken. Wie auch an diesem Tag.

„Ich hab schon wieder Migräne", erkläre ich ihr. Ich weiß, nette Begrüßung. „Dann nimm die Tabletten!", rät sie mir darauf. Tja, das habe ich bereits, was ich ihr dann deutlich mache. „Und ist dir wieder schlecht?" „Ich weiß nicht", antworte ich. Mom hasst diese drei Worte zwar, doch in diesem Fall kann ich wirklich nichts anderes sagen, denn das Gefühl ist echt seltsam. Es ist nicht die gleiche Übelkeit wie bei der Magendarmgrippe. Mir wird meistens erst richtig schlecht, wenn ich Sekunden später schon brechen muss.

Schließlich drückt mir Mom einfach einen Eimer in die Hand, sagt den Auftritt ab und schickt mich zurück ins Bett. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis ich mich übergebe. Danach geht es mir allerdings etwas besser und ich bekomme sogar noch zwei Stunden Schlaf ab.

„Na?", fragt mich Mom, als ich die Tür des Wohnzimmers öffne und dieses betrete. „Geht schon wieder", antworte ich, doch ich höre mich noch nicht wieder normal an. Immer wenn ich Migräne bekomme, werde ich ziemlich leise. Ganz anders wie sonst, denn normalerweise rede ich sehr viel und verhalte mich wie ein verrücktes Mädchen.

„Mom, so langsam hab ich es echt satt. Warum nur so oft?" Das kann doch nicht mehr normal sein. Vor ein paar Monaten wusste ich noch nicht einmal, was Migräne ist, und jetzt muss ich sie durchschnittlich jede Woche ertragen.

„Keine Ahnung, Süße. Aber wir schaffen das schon", versucht sie mich aufzuheitern. „Irgendwann wird es sicher weniger. Deine Tante hat gesagt, dass sie nicht mehr so oft Migräne hat, seitdem sie jeden Tag Magnesiumtabletten zu sich nimmt. Vielleicht solltest du das auch mal ausprobieren." „Wir können es ja mal versuchen. Doch wenn es keine Anzeichen zur Besserung gibt, hör ich sofort damit auf. Ich hasse Tabletten", brumme ich. Ich weiß, dass sie es nur gut mit mir meint, aber irgendwann wird es einfach zu viel.

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt