43. Kapitel

467 30 84
                                    

Wenig später sitzen wir alle am Esstisch und genießen unseren Braten. Auch wenn man normalerweise sagt, dass die eigene Mutter die beste Köchin ist, muss ich zugeben, dass das Essen von Karen allgemein viel besser schmeckt. Das muss meine Mom allerdings nicht wissen. Sowieso behalte ich das für mich, damit es niemand weitergeben kann.

Eigentlich habe ich mich bisher echt wohl bei Shawn's Familie gefühlt, da sie super nett zu mir sind, aber jetzt starren mich seine Eltern ziemlich kritisch an. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur so vorstelle, weil ich immer noch etwas Angst habe, dass sie mich nicht leiden könnten, sondern nur so tun, aber es bereitet mir Sorgen.

Nach einer Weile wendet Karen ihren Blick wieder von mir und schiebt sich mit der Gabel ein Stück Braten in den Mund. Als sie es hinuntergeschluckt hat, sieht sie erneut zu mir, jedoch mit einem Lächeln. Das fühlt sich doch schon besser an.

„Darf ich dich etwas fragen, Becca?", rückt sie schließlich mit der Sprache heraus, worauf ich einfach nur freundlich nicke. „Okay, danke. Wie habt du und mein Sohn euch eigentlich kennengelernt? Shawn hat es mir zwar bereits erzählt, doch ich möchte aus deiner Perspektive hören."

Okay, jetzt darfst du bloß nichts falsches sagen, sonst könnte es mit der guten Beziehung zwischen dir und seinen Eltern vorbei sein. Oder gar mit Shawn... Halt, stopp! Ich mache mir zu viele Gedanken.

„Weißt du, ich war ein ganz normaler Fan", fange ich nun an. Auch wenn ich gerne weiter essen würde. „Ich konnte es gar nicht glauben, als ich noch eine Karte für sein Konzert in New York bekommen habe. Ich meine, die sind ja richtig schnell ausverkauft, was ich aber auch sehr gut verstehe." Immerhin hat er eine mega Stimme und ist dazu noch super-heiß. Das denke ich mir jedoch nur dazu.

„Jedenfalls musste ich nach der Show eine Weile auf meine Mutter warten, weil sie im Stau stand. So war ich ganz alleine vor dem Stadion. Klar sind hier und da immer mal wieder Mädchen an mir vorbeigelaufen, aber keiner hat mich beachtet. Bis mich dann irgendwann jemand an meiner Schulter berührt hat. Einmal darfst du raten, wer das war. Irgendwie sind wir ins Gespräch gekommen und haben uns echt gut verstanden. Mehr möchte ich aber nicht sagen, denn es ist eine wirklich lange Geschichte. Auf jeden Fall war das der zweitbeste Tag meines Lebens."

„Moment", wirft Shawn plötzlich ein. „Nur der zweitbeste? Was war dann der beste Tag deines Lebens?" Dabei klingt er ziemlich überrascht, und ich meine sogar ein kleines bisschen Angst herauszuhören. Angst, dass es nichts mit ihm zu tun haben könnte.

Diese kann ich ihm aber glücklicherweise nehmen. Er macht mich zum glücklichsten Mädchen auf der ganzen Welt. Deshalb kann es gar nicht nichts mit ihm zu tun haben. Er ist einfach in fast allen meiner schönsten Erinnerungen involviert. Also sage ich zu ihm: „Das war der Tag des Abschlussballs. Der Tag, an dem du mich geküsst hast."

Darauf kommt von jeder Seite ein Awww und Shawn, der rechts neben mir sitzt, ergreift zunächst meine Hand und drückt mir dann einen Kuss auf die Wange. „Du bist so süß. Ich kann mein Glück gar nicht fassen." Eigentlich möchte ich erwidern, dass ich gar nicht so besonders bin und mich frage, wie ich ihn verdient habe, aber ich beschließe, das zu lassen, und lehne meinen Kopf an seine Schulter.

Auf einmal spüre ich ein leichtes Pochen auf der rechten Seite oberhalb meiner Stirn. Sind das Kopfschmerzen? Das wäre das erste Mal seit Langem, dass ich wieder welche habe. Aber warum müssen die gerade jetzt kommen?

Aus Reflex fasse ich mir an die Stirn und runzele sie. „Hey, ist irgendwas?", fragt Aaliyah, die mich wohl bei meiner Tat beobachtet hat. Nun wird auch ihr Bruder aufmerksam, schiebt mich etwas von sich und dreht sich so, dass er mich gut sehen kann.

„Ich denke, ich hab Kopfschmerzen, aber das ist halb so schlimm", antworte ich einfach. Wenn es so bleibt wie im Moment, kann ich damit leben. „Bist du dir sicher?", hakt Shawn ernst nach.

Ich weiß, woran er denkt, nämlich an den Tumor. Der hat damals meine Kopfschmerzen ausgelöst. Um ehrlich zu sein, habe ich daran auch schon gedacht, aber Dr. Hudson hat ihn mithilfe der OP und der Therapie entfernen können.

„Das ist bestimmt nur der Stress. Ich meine, heute war echt viel los. Erst musste ich meiner Mutter kurzfristig sagen, dass ich sie für ein paar Tage verlasse, dann mein erster richtiger Flug und das Kennenlernen zwischen deiner Familie und mir. Ich glaube, das war einfach zu viel für mich an einem Tag", erkläre ich folglich.

„Okay", meint er und zieht das Wort dabei in die Länge. Ich kann heraushören, dass er der Sache noch nicht ganz traut. Ehrlich gesagt bin ich mir da auch nicht so sicher. „Aber melde dich sofort, wenn es schlimmer wird!" Gehorsam nicke ich.

Dann machen wir uns wieder ans Essen. Ich versuche, die Blicke der anderen, die kontinuierlich auf mir ruhen, zu ignorieren, doch das klappt nicht wirklich. Natürlich ist es schön, wenn jemand sich um einen sorgt, doch die ganze Zeit beobachtet zu werden, ist echt unangenehm...


Mittlerweile ist es halb neun und wir sitzen alle auf der Couch und schauen einen Film. Na ja, ich mehr oder weniger. Die Kopfschmerzen sind nämlich schlimmer geworden. Ich wollte es Shawn nicht sagen, doch nun geht es echt nicht mehr.

„Shawn", flüstere ich also. „Du hast gesagt, ich soll dir Bescheid geben." Mehr Worte sind gar nicht nötig. Er versteht schon, was ich meine, und achtet nicht mehr auf den Film, was erstaunlich ist, da Harry Potter läuft.

„Ich bin gleich wieder da", teilt er mir mit und steht auf. Nach kurzer Zeit kehrt er mit einem Glas Wasser und einer Tablette zurück. „Die schluckst du jetzt schnell herunter und dann bringe ich dich in mein altes Zimmer."

Gesagt, getan. Nachdem mein Freund mich ins Bad begleitet, mir einen Pulli von sich gegeben und mich in sein Zimmer geführt hat, lege ich mich in sein Bett und er deckt mich zu. „Versuch jetzt zu schlafen, denn du weißt ja; Schlafen ist die beste Medizin. Jedenfalls wird es dir dann sicher besser gehen", sagt Shawn. „Ich liebe dich."

„Ich dich auch", entgegne ich. „Und danke, dass du dich so um mich kümmerst. Du bist echt der beste." Darauf lächelt er und küsst mich auf die Stirn. Und noch einmal frage ich mich, wie ich einen solchen Typen verdient habe.

~~~~~

Oh mein Gott, nach einer gefühlten Ewigkeit (eigentlich 2 Wochen) bin ich wieder dazu gekommen, hier ein Kapitel zu schreiben! Und noch dazu bin ich ganz zufrieden damit. Ich weiß nicht, aber ich glaube, die Auszeit hat mir ganz gut getan :'D

PS: Ich liebe das Lost In Japan Musikvideo *-*

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt