Sofort bahne ich mir den Weg zu einer Couch und breite mich darauf aus. Ich meine, wenn man schon die Möglichkeit dazu hat, darf man sich das nicht entgehen lassen. Bei Shawn's Eltern werde ich das sicher nicht machen können. Damit meine ich nicht, dass sie nicht damit umgehen könnten, sondern eher dass der Platz nicht reicht.
Zunächst mache ich nichts Bestimmtes, sitze einfach nur da und sehe mich im Raum um. Da sich aber nichts Interessantes darin befindet, greife ich doch wieder zu meinem Handy zurück. Allerdings habe ich es recht lange ohne ausgehalten.
Als ich sehe, dass Fiona sich gerade auch auf WhatsApp befindet, grinse ich breit und kann nicht anders als sie anzurufen. Aber kein normaler Anruf, nein. Wir wollen uns ja auch sehen. Außerdem habe ich schon ewig keinen Videoanruf mehr getätigt.
Sie nimmt ihn nicht sofort an, aber nach einer Weile sehe ich nicht mehr nur mein Gesicht auf dem Bildschirm, sondern auch ihres. Allerdings kann ich mich nicht beherrschen und pruste los. Ich weiß, das ist nicht nett, aber ihr würdet auch lachen.
„Was hast du denn gemacht?", möchte ich immer noch schmunzelnd wissen. Ihr ganzes Gesicht ist nämlich total weiß und ihre Haare stecken in einem Turban. So kann ich sie einfach nicht ernst nehmen.
„Hast du noch nie eine Maske gesehen?", fragt meine beste Freundin zurück und beantwortet somit meine Frage. „Ich treffe mich nachher noch mit Kyle und werde auch bei ihm übernachten. Und dazu will ich gut aussehen."
„Aha, verstehe", meine ich und nicke mit dem Kopf. Irgendwie hat sie sich ja doch verändert, seit sie mit diesem Jungen zusammen ist. Immerhin hat sie sich nie irgendwelche Masken ins Gesicht geschmiert. Aber lassen wir das Thema mal beiseite, es ändert nichts an unserer Freundschaft.
„Und was läuft bei dir so?", erkundigt sich Fiona bei mir grinsend und stützt ihr Kinn auf der Hand ab. Es macht den Eindruck, dass sie sich sehr dafür interessiert.
„Genau darüber wollte ich mit dir reden", sage ich. Dann lasse ich die Kamera meines Handys durch den ganzen Raum schweifen, sodass sie sieht, wo ich mich gerade befinde. „Im Moment bin ich im VIP-Bereich von einem Stadion in Toronto, während Shawn seine Meet & Greets hat."
„Krass", gibt sie von sich. „Sieht aber auch ganz schön langweilig aus. Wäre ich in deiner Situation, hätte ich wahrscheinlich auch meine beste Freundin angerufen, oder zumindest irgendjemanden."
„Ja, da hast du recht", stimme ich ihr zu. Nun wechsle ich wieder die Kamera, sodass sie mein Gesicht zu sehen bekommt. „Jedenfalls habe ich dir noch etwas anderes zu erzählen. Und das wirst du mir niemals glauben."
„Das Kennenlernen zwischen dir und Shawn's Eltern ist so richtig mies gelaufen?", versucht Fiona zu erraten, was ich meine. „Kira Summer ist bei euch aufgetaucht? Oder dieser Andrew hat schon wieder versucht, euch auseinander zu bringen?"
„Nein, alles nicht", antworte ich. „Shawn's Eltern und ich verstehen uns übrigens ganz gut und mit Andrew komme ich auch einigermaßen klar. Ich meine etwas, das du gar nicht von mir erwarten würdest." Dann mache ich eine kurze Pause, um mich zu sammeln. „Shawn und ich haben heute miteinander geschlafen."
„Was?!", lacht meine Freundin los, wobei sie so sehr mit dem Kopf wackelt, dass ihr Turban verrutscht. „Du, die sich früher bei diesem Thema immer die Ohren zugehalten hat, damit sie ja nichts darüber hört?" Ja, ich habe ihr davon erzählt, aber da dachte ich nicht, dass sie mich einmal auslachen würde.
„Das war früher, klar! Nicht mehr lange, dann bin ich siebzehn. Zeiten ändern sich eben", erkläre ich darauf. „Jedenfalls hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte, doch das hat ihm nichts ausgemacht, er hat einfach die Führung übernommen. Und ich muss sagen, es war echt schön."
„Awww, ich freue mich so für dich, Becca", ruft sie freudig aus. „Aber keine Sorge, du bist nicht die Einzige, die keinen Plan hatte." Das heißt ja dann wohl, dass sie und Kyle es auch schon getan haben.
Dann lenken wir unser Gespräch in eine andere Richtung. Immerhin wäre es etwas peinlich, wenn jemand ins Zimmer kommt und mitkriegt, wie Fiona und ich über unsere ersten Male reden. Zumindest sehe ich das so.
Die nächste halbe Stunde, in der wir uns erzählen, was wir in den folgenden Tagen vorhaben, vergeht ziemlich schnell, sodass es bald an der Tür klopft und ein großer Typ mit braunen Locken seinen Kopf ins Zimmer steckt.
„Bin wieder da!", ruft dieser und kommt auf mich zu, während ein „Hi" aus dem Handy ertönt. „Ist das Fiona?" Ich nicke auf Shawn's Frage hin und drehe mein Telefon in seine Richtung, worauf er sie begrüßt.
„Hör zu, ich würde wirklich gerne mit euch beiden quatschen, aber wir müssen los zum Q&A", meint der Sänger und schaut mich dabei an. So sehr ich auch weiter mit meiner Freundin videochatten würde, ich muss mich von ihr verabschieden. Und das tue ich auch.
Während Shawn und ich uns dem Raum, in dem er die Fragen seiner Fans beantworten wird, nähern, wird das Gemurmel von diesen immer lauter. Obwohl diese VIP-Tickets echt teuer waren - ich hätte mir nie im Leben eines leisten können -, scheinen es viele zu sein.
Als wir direkt an der Tür stehen und nur noch das Herunterdrücken des Griffes nötig ist, um bei den ganzen Fans zu sein, nimmt er meine Hand in seine und legt die andere an den Türgriff.
„Moment, ich dachte, ich würde von hier aus zusehen", sage ich. Zwar würde ich dann vielleicht nicht alle Fragen mitbekommen, weil die Fans ja keine Mikrofone haben, aber eigentlich hatte ich nicht vor, mich vor Leute zu stellen, die mich hassen, weil ich mit Shawn Mendes zusammen bin.
„Ähm, ja, es gibt eine Planänderung", meint er. Das hätte er mir ruhig früher sagen können. „Ich möchte dich offiziell als meine Freundin vorstellen, weil du mir unglaublich viel bedeutest und ich mich nicht mehr verstecken will, wenn ich mit dir unterwegs bin. Außerdem möchte ich meinen Fans klarmachen, dass du mir gut tust, und sie deshalb keinen Grund haben, dich runterzumachen."
„Das ist echt süß, Shawn, aber ich weiß nicht...", gebe ich darauf zurück und versuche, mich von ihm loszureißen, was wirklich krass ist. Doch diese Sache könnte alles noch schlimmer machen, und das möchte ich natürlich nicht.
„Vertrau mir, du wirst es überleben. Und wenn es doch schief geht, kriegen diejenigen es mit mir zu tun", lacht der Braunhaarige ein wenig. Auch wenn ich immer noch Zweifel habe, lasse ich mich darauf ein.
Kaum haben wir die Halle mit den schätzungsweise dreihundert Fans betreten, liegen alle Blicke auf mir. Ich weiß wirklich nicht, wie ich das hier finden soll...
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Ziel erreicht: Den ersten Akt von "Die Räuber" gelesen (ich musste mir noch einmal eine Zusammenfassung im Internet durchlesen) und neues Kapitel veröffentlicht 😊
Außerdem möchte ich mich hier noch einmal für die 5K bedanken. Ihr seid echt unglaublich!😍❤
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One more wish {s.m.}
FanfictionDas ganze Leben lang hatte Becca keine Probleme. Zumindest keine gesundheitlichen. Natürlich muss sie als 16-Jährige auch mit dem Stress der Highschool kämpfen, aber eigentlich führt sie ein ganz normales Leben. Na ja, wenn man von ihrem inneren Fa...