38. Kapitel

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Er hat es wirklich gesagt. Andrew hat tatsächlich gesagt, dass Shawn und ich uns verabschieden sollen. Das kann er doch nicht ernst gemeint haben. Das wünschte ich mir zumindest. Aber ich befürchte, das hat er doch.

Allerdings kann ich das nicht einfach auf mir sitzen lassen. Dieser Mann kann mich nicht um meinen Freund bringen. Und das werde ich ihm auch weismachen. Ich hoffe nur, dass meine etwas mangelhafte Überzeugungskunst dazu ausreicht.

Shawn's trauriger Blick ist starr auf mich gerichtet. Es scheint so, als hätte er bereits aufgegeben. Als würde er denken, dass sich nichts mehr ändern lässt. Ich hingegen bin da anderer Meinung.

Nun öffne ich meinen Mund, doch es kommen zunächst keine Worte heraus. Wahrscheinlich glaubt er, dass ich meine letzten Worte an ihn richten werde, aber das ist nicht das, was ich vorhabe. Wir werden noch viele weitere Worte miteinander wechseln und uns auch oft treffen. Hoffe ich zumindest.

Nach ein paar Sekunden bringe ich endlich etwas heraus. „Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber ich werde mich ganz sicher nicht verabschieden. Das würde Ihnen nichts bringen. Ich meine, können Sie einen zutiefst deprimierten Sänger gebrauchen?"

Shawn hört mir ganz gespannt zu, bleibt jedoch völlig ruhig. Im Gegensatz zu Andrew, denn dieser hakt sofort nach: „Warum sollte er zutiefst deprimiert sein? Ja, er hatte auch schon Probleme, aber es war noch nie allzu schlimm. Man konnte immer mit ihm arbeiten."

„Ich glaube jedoch, dass sich das ändern wird, wenn Sie das jetzt wirklich durchsetzen", antworte ich. Und nun kommt der Teil, vor dem ich ein bisschen Angst habe. Wenn ich das nicht überzeugend herüberbringe, war's das vielleicht mit uns.

„Shawn ist für die Musik geboren. Er braucht sie und kann ohne sie nicht leben. Na ja, für den Fall, dass Sie ihn feuern, kann er sich einfach eine andere Plattenfirma und einen anderen Manager suchen. Ich bezweifle aber, dass Ihnen das gefallen würde, nicht wahr?

Auf der anderen Seite hat er endlich eine Freundin gefunden. Ich möchte nicht von mir reden, nur von ihm. Jedenfalls hat er zum ersten Mal in seinem Leben richtige Gefühle für ein Mädchen und ist glücklich verliebt. Wollen Sie ihm dieses Glück wegnehmen?

Letztendlich ist es egal, für was er sich entscheiden wird; das Ergebnis wird dasselbe sein. Er wird nämlich unglücklich sein. Und überhaupt, Sie haben kein Recht, ihn vor so eine Entscheidung zu stellen. Ein Mensch sollte eine Beziehung führen und gleichzeitig seinen Traum leben dürfen. Überlegen Sie es sich also nochmal gründlich."

Dann herrscht einen Moment Stille. Womöglich lässt sich Andrew meine Worte durch den Kopf gehen. Ich hoffe wirklich so sehr, dass er sich umentscheidet. Wenigstens habe ich mein Bestes gegeben. Und selbst wenn es nicht klappt, habe ich es zumindest versucht und nicht nur tatenlos zugesehen.

Währenddessen richtet Shawn seinen Blick auf seinen Manager. Wir beide warten nun gespannt auf seine Reaktion. Mit dieser lässt er sich jedoch ganz schön viel Zeit. Ist das wirklich so schwer?

„Okay", beginnt er schließlich. „Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich mir immer noch Sorgen mache, dass die Mendesarmy mehr und mehr schrumpft. Es wird immer Leute geben, die euch als Paar nicht leiden können, und das zeigen sie auch mit ihren Kommentaren. Also das ist eure Sache.

Aber kommen wir zum Punkt: Sie haben mich überzeugt, Becca. Ich habe mich in seine Situation hineinversetzt und mir ist klargeworden, dass ich ebenfalls nicht glücklich wäre. Wie gesagt, ihr müsst schauen, wie ihr mit dem Hate zurechtkommt. Und dein Leben wird sich komplett verändern." Dabei zeigt er auf mich. „Na ja, ich denke, Sie werden das irgendwie schaffen. Ich wünsche euch viel Glück für die Zukunft."

Moment, habe ich das gerade richtig verstanden? Hat es wirklich funktioniert? Um zu prüfen, dass das hier die Realität ist, kneife ich mir einmal kurz, aber stark in den Arm, was übrigens mehr Schmerzen bereitet als gedacht.

„Autsch!", rufe ich deshalb aus. Darauf fragt Andrew: „Alles gut bei dir?" Er macht einen verwirrten Gesichtsausdruck, was ich aber auch verstehe. Ich meine, er hat gerade gesagt, dass Shawn und ich zusammen sein dürfen, und ich schreie vor Schmerz auf. Das passt nicht wirklich.

„Nichts", antworte ich deswegen schnell. „Es hat sich vielleicht eben nicht so angehört, aber ich bin überglücklich! Tausend Dank!" Der Mann schüttelt nur leicht mit dem Kopf, als ob das keine große Sache wäre. Allerdings war es das.

Allmählich kapiert Shawn ebenfalls, was hier im Moment abgeht. Schließlich breitet sich auch in seinem Gesicht ein Grinsen aus. Im Gegensatz zu mir bedankt er sich aber nicht bei seinem Manager. Der verschwindet jetzt sowieso.

„Okay, Becca, ich halte das nicht mehr länger aus", wendet er sich nun an mich. „Ich muss dich so bald wie möglich wiedersehen. Du hast doch Ferien, oder? Ich kann leider nicht zu dir kommen, aber was wäre, wenn du mir kommst? Mein nächstes Konzert ist zufälligerweise in Toronto. Dann können wir auch gleich meine Familie besuchen und ihr könntet euch kennenlernen."

„Oh mein Gott, Shawn, das würde ich liebend gerne!", freue ich mich. Ich meine, was ist das für ein krasses Angebot? „Und das sage ich, obwohl ich etwas Angst vor deiner Familie hab. Ich weiß nämlich nicht, was ich machen würde, wenn sie mich nicht mögen. Außerdem muss ich noch meine Mutter davon überzeugen."

„Na ja, Andrew konntest du ja überzeugen. Ich glaube, da wird deine Mutter kein Problem sein", lacht der Braunhaarige und ich stimme mit ein. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich auf dich freue."

„Oh doch, ich denke schon", sage ich. „Ich hoffe nur, ich nehme auch das richtige Flugzeug. Ich kenne mich mit Flughäfen nämlich gar nicht aus." Und es wäre doch mega ungünstig, wenn ich statt nach Toronto nach beispielsweise Amsterdam fliege.

„Ach, das wirst du schon. Wenn du möchtest, fliege ich schnell nach New York und hole dich ab", bietet Shawn an. Ich möchte ihn davon abbringen, doch er lässt sich nicht umstimmen. Er wird spontan zu mir und dann zurück in seine Heimat fliegen.

„Pack am besten schon dein Zeug zusammen. Ich versuche, so schnell wie möglich bei dir zu sein. Ich stehe wahrscheinlich schon morgen vor deiner Haustür."

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Und ich bin doch noch dazu gekommen. Wow, diese Woche hab ich echt 'nen Lauf, haha :'D

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