8. Kapitel

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- Einen Monat später -

Die Strahlentherapie scheint wohl anzuschlagen, denn seit dem Tag, an dem ich mich mit Josh getroffen habe, hatte ich kein einiges Mal mehr Migräne. Oh, es ist doch gar keine richtige Migräne; das vergesse ich einfach immer wieder. Jedenfalls bin ich sehr froh darüber, dass es etwas bringt. Dann ist das Ganze wenigstens nicht umsonst.

Aber egal, im Moment will ich nicht darüber nachdenken, denn ich stehe inmitten einer Menschenmenge vor dem Eingang eines riesigen Stadions. Ja, heute ist das Konzert von Shawn Mendes in New York! Es befinden sich so viele Menschen, vor allem natürlich Mädchen, auf einem Haufen; ich glaube, so viele habe ich noch nie gesehen - Shawn ist eben sehr begehrt. Jedenfalls macht es nichts aus, dass ich nicht als Erste erschienen bin, da die Plätze schon durch die Tickets verteilt wurden.

„Hey, Süße! Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit Shawn! 😘 Und mach bitte viele Fotos und Videos 😃", lautet die Nachricht von Fiona, die sie mir kurz vor Einlass schickt. Beim Lesen muss ich grinsen. Sie ist wirklich toll. Ich bin glücklich, sie meine beste Freundin nennen zu können.

Endlich macht ein großgewachsener Mann die Tür auf und bittet uns, ruhig und geordnet hereinzugehen. Es dauert zwar eine gefühlte Ewigkeit, bis ich an der Reihe bin und auch etwas kontrolliert werde - Sicherheit geht vor! - , doch die Show beginnt erst um 19 Uhr, also eine Stunde nach Einlass. Als ich letztendlich auf meinem Platz sitze, sind es nur noch zwanzig Minuten. Ich bin so aufgeregt!

„Hey", spricht mich auf einmal eine Person an. Das Mädchen, das neben mir sitzt. „Hallo", grüße ich zurück. Ich weiß nicht, warum sie mich angesprochen hat, und bleibe deshalb ruhig. Irgendwann kommt sie jedoch wieder zu Wort: „Ich bin Ally. Darf ich fragen, wie du heißt?" „Becca", gebe ich einfach von mir. „Und darf ich fragen, was du von mir willst?"

Das war vielleicht etwas barsch, weshalb ich ein „Sorry" hinzufüge. „Ist schon gut", meint Ally. „Ich muss nur irgendwie die restliche Zeit totschlagen." „Ah, verstehe", sage ich darauf. „Bist du auch so aufgeregt?" Was ist das für eine Frage? Natürlich ist sie das. Das zeigt auch ihr heftiges Nicken, das mich zum Lachen bringt.

Wir unterhalten uns noch so lange, bis das Konzert anfängt. Dabei erfahre ich, dass wir im selben Alter sind, sie eigentlich aus Miami kommt, aber hier einen Freund besucht, und wir beide Shawn das erste Mal sehen. Wir verstehen uns sogar so gut, dass wir unsere Nummern austauschen, damit wir trotzdem noch in Kontakt bleiben können. Ich hoffe nur, dass das sich nicht auf ein, zwei Monaten nach dem Konzert begrenzt.

Das Licht geht aus und alles ist dunkel. Alle schreien, inklusive Ally und mir. So sehr habe ich noch nie in meinem Leben geschrien, doch das wird um Längen übertroffen, als Shawn schließlich auf der Bühne erscheint. „Oh mein Gott, da ist er!!!", kreischt Ally und ich tue es ihr gleich. Er sieht dermaßen gut aus, und ich muss aufpassen, dass ich nicht hyperventiliere. Die Show eröffnet der Braunhaarige mit seinem Song „Nervous", der in irgendeiner Weise zu meiner derzeitigen Situation passt.

I get a little bit nervous around you

Get a little bit stressed out when I think about you

Get a little excited

Baby when I think about you, yeah

Talk a little too much, yeah, around you

Get a little self-consious when I think about you

Get a little excited

Baby when I think about you

Yeah, when I think about you, babe

Nachdem er uns begrüßt und sich für unser zahlreiches Kommen bedankt hat, wobei ich fast dahingeschmolzen bin, folgen noch viele weitere Lieder. Ich bin zwar mitten im Geschehen, aber ich kann es immer noch nicht fassen. Es fühlt sich an wie ein Traum...

... Der leider viel zu schnell vorbei ist. Obwohl das Konzert, wenn ich auf die Uhr schaue, ganze zweieinhalb Stunden gegangen ist, fühlt es sich für mich an, als ob es nur dreißig Minuten gewesen wären. So ist es; wenn man die Zeit genießt, vergeht sie wie im Flug. Hätte das nicht andersherum sein können?

„Scheint so, als ob wir uns jetzt verabschieden müssten", meint Ally nun, während die meisten sich bereits auf den Weg nach draußen machen. Ihre Stimme trieft nur so von Trauer. Und ich verstehe sie ja. Ich bin auch traurig, dass wir getrennte Wege gehen, sobald wir aus diesem Stadion heraus sind.

„Ja...", stimme ich nach kurzem Zögern zu und umarme sie sofort. „Aber wir können uns gegenseitig schreiben. Wir haben ja die Nummern." Ally nickt, und ich meine, sogar Tränen in ihren Augen sehen zu können. Wir kennen uns zwar seit gerade einmal drei Stunden, doch wir haben uns schon total gern. Ich weiß, klingt komisch, ist aber so.

Als wir uns also außerhalb des Gebäudes befinden und sie bereits zu ihrer Mutter geht, stelle ich fest, dass das Auto meiner Mom nirgends hier zu sehen ist. Na toll. Ich habe ihr doch gesagt, dass sie schon um 21 Uhr losfahren soll, damit sie auf jeden Fall rechtzeitig hier steht. Hat sie das etwa vergessen? Falls der Fall ist, rufe ich sie schnell an.

„Wo bist du?", frage ich sie leicht wütend. Alle Mädchen werden abgeholt oder laufen nach Hause, weil sie hier in der Nähe wohnen. Und ich stehe ganz alleine da. „Im Stau", antwortet sie etwas verzweifelt. „Mach dir keine Sorgen, Spatz. Ich bin bald bei dir. Steig bloß nicht bei Fremden ein!"

Ich verdrehe meine Augen. Mom denkt wohl echt, ich sei noch ihr kleines Baby. „Ich hätte echt nicht gedacht, dass in New York um diese Zeit noch so viel los ist", fügt sie später noch hinzu. „Also bis gleich." Dann legt sie auf.

Ich entdecke einen großen Stein auf der Wiese vor dem Stadion, auf den ich mich sogleich setze, was nach dem ganzen Stehen - wir hatten zwar Sitzplätze, aber sind einfach alle aufgestanden, um unseren Lieblingssänger besser zu sehen - echt guttut.

Während ich auf Mom warte, hole ich mein Handy heraus und checke Shawn's Instagram. Vielleicht hat er ja schon irgendetwas von dem Konzert gepostet. Jedoch ist da nichts zu finden. Egal, dann schaue ich noch bei den Accounts von meinen anderen Lieblingsstars vorbei.

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Und noch ein letztes Mal 45 Minuten warten. Doch ich verspreche euch, es wird sich lohnen 😄

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt