Als ich wieder in meinem Krankenbett liege, welches im Übrigen im Vergleich zu meinem eigenen Bett zuhause nicht gerade gemütlich ist, schließe ich erst einmal meine Augen. Obwohl ich heute schon einige Stunden mehr geschlafen habe - vielleicht aber auch genau deswegen -, werde ich im Moment ziemlich müde.
Dann öffne ich sie allerdings schnell wieder, weil ich die restliche Zeit mit Shawn, die ich für diesen Tag habe, nicht mit Schlafen verbringen möchte. Außerdem kann ich morgen so lange im Bett liegen bleiben, wie ich will. Hoffe ich zumindest.
Während der Braunhaarige den Rollstuhl in eine Ecke schiebt, wo er für niemanden ein Hindernis darstellt, folge ich jeder seiner Bewegungen. Wie er sich beim Umdrehen mit seiner rechten Hand, auf der er die Schwalbe trägt, durch die Haare fährt und seine eine Locke ihm wie immer ins Gesicht fällt.
Darauf rutsche ich ein wenig zur Seite, sodass ich gerade so nicht herunterfalle, und mache ihm so Platz. Zusätzlich klopfe ich noch ein paar Mal auf die freie Stelle. Glücklicherweise versteht er sofort, was ich von ihm will, und positioniert sich sehr vorsichtig neben mich.
Da das Bett eigentlich für nur eine Person gedacht ist, kuschele ich mich ganz eng an ihn heran und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab. Auch wenn keiner von uns etwas sagt, fühle ich mich unglaublich wohl und könnte ewig so verweilen.
„Ich bin so froh, dass es dir gut geht", meint Shawn plötzlich, wobei seine Brust leicht vibriert. Überrascht über einen solchen Themenwechsel hebe ich meinen Kopf und schaue ihm in die Augen. „Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber ich hatte noch nie so viel Angst wie heute um dich."
Er hat recht, es ist wirklich schwer zu glauben. Nach den ganzen Auftritten, vor denen er immer wieder nervös ist, soll es heute am schlimmsten für ihn gewesen sein? Doch weiter gehe ich nicht darauf ein, denn ich möchte nicht, dass die Stimmung noch mehr sinkt.
„Mach dir jetzt keine Gedanken mehr darüber. Hauptsache ist, dass ich immer noch hier bin", versuche ich, ihn zu beruhigen. Anstatt noch etwas anderes zu sagen, lege ich meine Hände an seine Wangen und streiche immer wieder mit meinen Daumen langsam über sie.
In dieser Position bleiben wir eine Weile, bis ich dem Sänger immer näher komme und schließlich meine Lippen auf seine lege. Obwohl der Kuss alles andere als verlangend ist, sondern ziemlich ruhig verläuft, fühlt er sich sehr intim an. Immerhin zeige ich Shawn so, dass er mich nicht verloren hat und ich immer noch ihm gehöre.
Irgendwann jedoch beschleunigt er das Tempo und bittet mit seiner Zunge um Einlass, welchen ich ihm natürlich gewähre. Währenddessen hebe ich meine linke Hand und greife in sein Haar, um daran zu ziehen. Es scheint ihm zu gefallen, denn ihm entfährt ein leises Stöhnen, was mein Verlangen nach ihm erheblich steigert.
Im nächsten Moment allerdings klopft es an der Tür und, ohne dass ich etwas erwidert habe, öffnet sie sich. Aus diesem Grund fahren Shawn und ich schnell auseinander, um nicht beim Rummachen erwischt zu werden. Wobei man wahrscheinlich so oder so erahnen kann, was hier gerade abgegangen ist, wenn man uns beide betrachtet - außer Atem und mit verwuschelten Haaren.
Auch wenn die Situation unglaublich peinlich für mich ist, bin ich beinahe froh, dass wir unterbrochen wurden. Ich meine, Sex im Krankenhaus? Das hätte ich mich früher nie getraut und wirklich passend ist es auch nicht. Mal davon abgesehen, dass ich mich eigentlich ausruhen sollte.
Nachdem Shawn und ich uns aufgesetzt haben, lasse ich endlich meinen Blick zu der hereinkommenden Person schweifen. Diesmal ist es keine Krankenschwester, sondern eine richtige Ärztin, nämlich Dr. Ley. Deshalb nehme ich an, dass es etwas Wichtiges zu sagen gibt.
„Hallo Becca!", begrüßt sie mich freudig. „Ich hatte ja gar keine Möglichkeit mehr, Sie nach der OP zu untersuchen, aber wie ich sehe, geht es Ihnen blendend." Oh Mann, wie unangenehm. Zum Glück ist meine Mom nicht im Raum.
Mit wahrscheinlich hochrotem Kopf nicke ich und versuche, auf ein anderes Thema zu lenken: „Ja, meine Freunde haben mich besucht. Auch wenn es unter anderen Umständen so viel besser gewesen wäre, war es sehr schön, sie mal wieder zu sehen."
„Das glaube ich Ihnen", sagt die Frau lächelnd, während sie sich an das Ende meines Bettes stellt. Schlagartig wird ihre Miene ernster und sie wechselt das Thema so, wie Shawn es vorhin getan hat. „Der Grund, warum ich hier bin, ist die weitere Behandlung."
Darauf habe ich ehrlich gesagt bereits gewartet. Es hat mich gewundert, dass mir zuvor noch niemand Informationen dazu gegeben hat. Zum einen interessiert es mich ja schon, was auf mich zukommt, aber zum anderen macht es mir auch Angst, da das bedeutet, dass ich wirklich noch einmal durch die Hölle gehen muss.
"Und zwar steht ja die Strahlen- und Chemotherapie an. Das Ganze wird folgendermaßen ablaufen: Bei der Chemotherapie bekommen die Patienten zwei Wochen lang alle zwei Tage die bestimmten Medikamente mithilfe von Zugängen und dann haben sie eine Woche Pause. Das machen wir bei Ihnen auch so, nur wird in dieser Woche Strahlentherapie auf dem Programm stehen. Die bekommen Sie fünf Tage nacheinander.
Ich weiß, das hört sich unglaublich viel an, aber tatsächlich verkürzt das die Behandlungsdauer bei fast allen Patienten. Eine normale Chemotherapie mit anschließender Bestrahlung dauert nämlich durchschnittlich sechs Monate und diese Methode nur um die zwei Monate. So haben Sie dementsprechend mehr Zeit."
Das hört sich nicht nur unglaublich viel an, sondern auch unglaublich beängstigend. Was ist, wenn das mir zu viel wird und ich irgendwann nur noch ein total ausgelaugtes Wrack bin? Aus Angst davor klammere ich mich ganz fest an Shawn's Arm, sodass ich fürchte, ich zerquetsche ihn.
Ich fühle mich vollkommen überrumpelt und bringe kein Wort heraus. Deswegen nicke ich einfach nur, als Zeichen, dass ich damit einverstanden bin. Ich habe Shawn versprochen, dass ich kämpfe und für mehr Zeit mit ihm nehme ich alles in Kauf.
"Okay, dann würde ich sagen, fangen wir übermorgen an, damit Sie morgen noch etwas Ruhe haben", meint Dr. Ley nun und macht sich auf den Rückweg. An der Tür zwinkert sie dem Braunhaarigen und mir noch zu: "Übertreibt es nicht."
Als sie das Zimmer verlassen hat, können wir unser Lachen nicht mehr verkneifen. Natürlich hat sie es bemerkt. Ich bin nur froh, dass sie nicht später hereingekommen ist.
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Sooo, wieder ein neues Kapitel! Hätte ich gestern nicht nach über einem Monat an meiner englischen Story weitergeschrieben, wäre dieses Kapitel etwas früher gekommen. Aber was soll's😂
Zu den Therapien: Ich bin keine Expertin und habe deswegen keine Ahnung, ob das wirklich so abläuft mit dem Abwechseln, also verurteilt mich bitte nicht🙈
Wisst ihr, was mir gestern passiert ist? Es gibt da doch das eine Bild von Shawn und Alessia mit Felix Jaehn. Das hab ich auf meiner Fanpage repostet und alle drei markiert. Ein paar Minuten später hat Felix es geliket. Ein DJ hat mein Bild geliket!😱
Ich konnte das überhaupt nicht glauben und auch heute fühlt es sich unrealistisch an😅
Dann hab ich heute noch mein Zimmer geputzt und heilige Scheiße, so viel Staub war da noch nie!😂 Ich bin irgendwie gerade stolz auf mich, dass ich das geschafft hab und trotzdem noch ein Kapitel hochladen konnte🙈
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One more wish {s.m.}
FanfictionDas ganze Leben lang hatte Becca keine Probleme. Zumindest keine gesundheitlichen. Natürlich muss sie als 16-Jährige auch mit dem Stress der Highschool kämpfen, aber eigentlich führt sie ein ganz normales Leben. Na ja, wenn man von ihrem inneren Fa...