26. Kapitel

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Gespannt sehe ich Shawn an und warte, bis er irgendetwas sagt. Im Moment ist es mir egal, wie er darauf reagiert. Ich möchte nur, dass er irgendwie reagiert. Doch da kommt nichts und es ist nur noch unangenehmer. Ich wusste, ich hätte ihn nicht fragen dürfen.

„Ähm", stammele ich. „Vergiss am besten, was ich gerade gesagt habe. Das war blöd von mir. Ich weiß echt nicht, was heute mit mir los ist." „Jeder hat mal einen schlechten Tag", sagt er und kommt mir plötzlich immer näher, um meine Hände zu nehmen. Was hat er vor?

„Aber ich werde es nicht vergessen. Und zwar aus dem Grund, dass ich gerne Ja sagen würde. Leider kann ich nicht einfach in einer Schule auftauchen. Man weiß schon, dass ich in New York bin, und wenn ich jetzt noch in die Highschool gehe, werden deine Mitschüler das sicher verbreiten und für einen Menschenaufruhr sorgen."

Das stimmt. Das war mir tatsächlich schon bewusst, doch ich konnte einfach nicht anders... Moment, was hat er da gerade gesagt? Er würde mich gerne begleiten?

„Ähm, tut mir leid für die Frage, aber könntest du den ersten Teil nochmal wiederholen?", frage ich ihn unsicher. „Ich glaube nämlich, dass ich mich verhört habe." Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn er mir jetzt gleich sagt, dass er es ernst meint. Aber wer sagt, dass es wirklich so kommen würde?

Zuerst scheint er zu überlegen, begreift aber relativ schnell. „Nein, ich denke, du hast richtig gehört", meint Shawn nun. „Wären wir an diesem Abend unter uns, würde ich sofort zusagen, wirklich. Ich würde mir wahrscheinlich heute noch einen neuen Anzug kaufen, um sicherzugehen, dass ich an diesem Samstag nicht mit meinem alten, der bereits Löcher hat, dastehe."

Er hat mich nicht verarscht. Das und die Tatsache, dass er nicht mit seinem löchrigen Anzug vor mir stehen will, bringt mich zum Lachen. Meine schlechte Laune ist so gut wie weggeblasen. Wären da nicht noch meine Mitschüler. Allein deswegen kann er nicht kommen. Es sei denn...

„Und was würdest du sagen", möchte ich wissen, „wenn wir unseren eigenen Abschlussball machen?" Doch gleich nachdem ich das ausgesprochen habe, kommt die Idee mir wieder blöd vor. Was soll ich auch davon erwarten? Das hier ist die Realität und nicht High School Musical 3.

„Du meinst nur wir zwei?", vergewissert sich Shawn, und ich nicke. „Bei mir zuhause gibt es einen Keller, der groß genug wäre", füge ich hinzu.

Lange warte ich auf eine Antwort. Ich stelle fest, dass er sich mit seinen Reaktionen heute ganz schön Zeit lässt. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit gibt er endlich von sich: „Wenn das so ist..."

So kommt es dazu, dass Mom und ich am Mittag des 30. Julis den Keller etwas aufräumen und dekorieren. Schon früher hatte sie gemeint, dass sich dieser gut für eine Party eignen würde, und jetzt ist es so weit. Es wird zwar keine große Party, aber so etwas ähnliches.

Die ganze letzte Woche ist nicht besonders viel passiert. In der Schule haben wir gar keinen Unterricht mehr gemacht, weil die Lehrer entweder auch keine Lust mehr hatten oder wir Schüler Kira bei den Vorbereitungen des Balls helfen mussten. Jedenfalls ist das Schuljahr nun wirklich zu Ende und ich bin so froh darüber.

Shawn habe ich leider nicht mehr gesehen. Er hat mir geschrieben, dass er zu beschäftigt sei. Vielleicht war er auf der Suche nach einem Anzug und hat einfach keinen passenden gefunden. Ich hoffe, dass er mittlerweile einen neuen besitzt. Auch wenn es mir nichts ausmachen würde, einem jungen Mann mit löchrigem Anzug gegenüberzustehen. Er sieht immer gut aus, egal was er anhat.

Ich selber hatte keine Probleme bei der Kleiderauswahl. Eigentlich war ich nicht mal in einem Laden. Meine Mom hat mir ein Kleid gegeben. „Das hab ich an meinem Abschlussball getragen", hatte sie gesagt. Glücklicherweise hat es mir gefallen und es passt perfekt.

Aber da gibt es noch eine Sache, die ich vielleicht erwähnen sollte. In dieser Woche habe ich Shawn kein einziges Mal gesehen und ich habe festgestellt, dass er mir ziemlich gefehlt hat. Und ich vermisse nicht Shawn Mendes, nein, ich vermisse meinen besten Freund Shawn. Ich sehe ihn schon gar nicht mehr als Weltstar an, sondern eben als besten Freund.

Oder auch Schwarm? Ich war ja schon immer in ihn verliebt, aber das war eher eine Fanliebe. Jetzt kenne ich ihn und es ist alles noch viel krasser geworden. Immer wenn ich mit ihm schreibe, kann ich nicht aufhören zu grinsen, und wenn ich ihn umarme, fühle ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden. Inzwischen bin ich mir sicher, ich liebe ihn.

Kommen wir zur derzeitigen Situation zurück. Meine Mutter und ich haben bereits kleine Tische bereitgestellt, auf denen wir Getränke, Chips und andere Knabbereien verteilen. Natürlich dürfen Muffins nicht fehlen. Von denen haben wir sogar extra viele gemacht.

Nachdem wir auch eine kleine Couch hingestellt und Lichterketten aufgehängt haben, verabschiedet sich Mom: „Ich gehe dann mal wieder ins Wohnzimmer. Wenn du willst, kannst du ja noch andere Sachen rein stellen. Dein Kleid bekommst du ja selbst angezogen und Haare und Make-Up schaffst du auch, oder?" Ich nicke. Also macht sich Mom aus dem Staub.

Nach ein paar Minuten mache ich mich schließlich auf den Weg in mein Zimmer und ziehe mich um. Dann gehe ich ins Bad, um meine Haare irgendwie zusammenzubinden - ich habe mir das zwar anders vorgestellt, aber das Ergebnis ist zufriedenstellend - und mich dezent zu schminken. Das dauert länger als ich dachte, sodass ich erst um 18 Uhr fertig bin.

Schnell esse ich noch eine Kleinigkeit und kehre in den Keller zurück. Ich lasse meinen Blick noch einmal über den ganzen Raum schweifen, um zu kontrollieren, ob alles vorhanden ist. Passt!

Ich setze mich auf die Couch und schaue auf die Uhr. Shawn und ich haben ausgemacht, dass unser Abschlussball zur selben Zeit wie der Abschlussball in der Schule beginnt, also müsste er in zwanzig Minuten kommen. Gott, ich bin schon so aufgeregt!

Ich hoffe, der Abend wird so toll wie ich es mir immer erträumt habe. Dieser Abend könnte alles ändern. Und ich bin bereit.

One more wish {s.m.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt